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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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Hochverdienten zur Kenntnis! Erst als Dondoca mit einem Schrei von meiner Brust auf die andere Seite des Bettes sprang, wurde mir das Drama in seinem vollen Ausmaß klar. Ich verschluckte das Stück Birne, das ich im Munde hatte, und war sprachlos.
    Dort, auf der Schwelle, die linke Hand auf der Klinke, um die Tür offen zu halten, mit dem ausgestreckten Zeigefinger der rechten aufs Bett deutend, mit stockender Stimme und zornbebend, war der hervorragende Jurist das vollkommene Abbild der gekränkten Tugend, des verletzten Vertrauens, der hintergangenen Freundschaft, schließlich auch das vollkommene, klassische Abbild des Gehörnten, des unsterblichen Othello. Ich konnte nicht umhin, ihn zu bewundern.
    Aber es ging nicht an, länger liegen zu bleiben und den hochverdienten Bock mit offenem Mund anzustarren. Ich stand auf, schlüpfte in die Pantoffeln und hörte alsbald einen Schrei, der aus den Tiefen der Seele, aus einem zerrissenen Herzen drang:
    »Raus aus meinen Pantoffeln, Sie Lump!«
    Ich schüttelte sie ab und stand mit nackten Füßen auf den kalten Tonfliesen, und diese Kleinlichkeit eines so hervorragenden Mannes brachte mir eine Erkältung ein, die mich noch heute quält.
    Der Auftritt, bei dem ich Zeuge und Hauptperson war, nahm sich folgendermaßen aus: Auf der Türschwelle stand tragisch und vorwurfsvoll der Herr Oberlandesgerichtsrat im Ruhestand; auf der anderen Seite, am Fenster, lehnte Dondoca, schluchzend und als vielleicht verspäteten Beweis von Schamhaftigkeit und Zurückhaltung versuchend, ihre Nacktheit mit den Händen zu verbergen; zwischen beiden das Bett, Ort des Verbrechens, noch warm; ich saß auf ihm mit dem Gesicht eines Tollpatsches, der seinen Nabel betrachtet. Ich glaube, wir hätten in dieser Regungslosigkeit Stunden und Tage verharrt, wenn Dondoca nicht die wunderschönen Augen zu dem Oberlandesgerichtsrat erhoben und mit sanfter Stimme erklärt hätte:
    »Albertchen … Läuschen … Zuckerspätzchen …«
    Worte von unbeschreiblicher Wirkung. Zuerst dachte ich, der Hochverdiente würde jeden Augenblick einen Schlaganfall bekommen und wie vom Blitz getroffen der Länge nach auf den Fußboden schlagen – man stelle sich den Skandal vor! – oder einen Revolver zücken und zwei Schüsse abgeben! – einen für Dondoca, den zweiten für mich. Nein, erst wurde er puterrot, dann leichenblass, sein Körper zitterte, als würde er ausgepeitscht, er versuchte, einen Schritt auf Dondoca zu zu machen, vermochte es nicht, versuchte zu sprechen, brachte jedoch nur eine Art Gurgeln, ein Mittelding zwischen Schluchzen und Rülpsen, heraus. Er blickte die treuherzige Mulattin mit den Augen eines weid- und todwunden Tieres an, warf mir einen drohenden hasserfüllten Blick zu und stieß endlich hervor:
    »Hund! Dichterling!«
    Ich senkte den Kopf und versagte mir eine Antwort.
    »Schlange!«
    Das galt Dondoca, aber auch sie hüllte sich in Schweigen wie ich.
    »Mein Pimperchen, verzeih doch deinem Häschen …«
    »Nie!« Er zog die Krempe seines Hutes noch tiefer ins Gesicht, spuckte verächtlich, geräuschvoll vor mir aus, kehrte uns den Rücken zu und zog ab. Vom Eingang aus schleuderte er den Hausschlüssel ins Wohnzimmer. Da standen wir zwei, nackt und mit gelähmter Zunge.
    Dondoca war untröstlich. Sie hatte sich an das angenehme Leben gewöhnt, sie hatte von einem Mann alles gehabt, was ihr Herz begehrte: Haus, Essen, Kleider und Schokolade. Auch ich hatte mich daran gewöhnt, an die Pantoffeln und das Betthäschen des Oberlandesgerichtsrats. In jener Nacht taten wir kein Auge zu, taten nicht das, was man denken könnte, und dachten nur an das über uns hereingebrochene Unglück. Was würde aus Dondoca werden? Sollte sie in die jämmerliche Hütte ihrer Eltern zurückkehren, wieder die Schläge Pedro Torresmos hinnehmen, der Mutter beim Waschen und Bügeln helfen? Wie sollte sie das bewältigen nach all der Zeit, in der sie nur ihre Fingernägel poliert, sich in Seide gekleidet und parfümiert, nicht einen Handstrich getan und sich nur geziert hatte? Sie auszuhalten, ihr ein Leben zu bieten, welches der Oberlandesgerichtsrat mit seinem Bankkonto ihr ermöglicht hatte, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Meine spärlichen Einkünfte reichten knapp für meinen eigenen bescheidenen Lebensunterhalt aus und zwangen mich dazu, hier im Städtchen bei meinen Eltern zu wohnen. Sollte ich den Preis des Staatsarchivs gewinnen – dass der illustre Dr. Luís Henrique, der meine

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