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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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frühere Arbeit bekanntlich »eine Sammlung nützlicher Informationen« genannt hat, das Staatsarchiv leitet, ermutigt mich! –, könnte ich ihr vielleicht ein Geschenk machen, etwa Stoff für ein Kleid, ein Paar Schuhe, Ohrringe, vielleicht auch einen richtigen Ring. Aber natürlich nur dann, wenn nicht irgendein Herr Doktor mir die Lorbeeren und den Zaster wegschnappt. Jedenfalls würden die zwanzigtausend Cruzeiros nur kurze Zeit für ihre Ansprüche ausreichen.
    Zwischen Worten der Liebe und des Trostes, die ich ihr zuflüsterte, wehklagte Dondoca die ganze Nacht. Sie weinte in meinen Armen und schlief endlich an meiner Brust ein.
    Am nächsten Tag spitzte sich die Lage noch mehr zu. Pedro Torresmo, der nach alter Gewohnheit den Herrn Richter für seinen Schnaps anpumpen wollte, wurde aus dem Arbeitszimmer gewiesen, in dem der Oberlandesgerichtsrat in stiller Meditation seine juristischen Aufsätze schrieb. Dort pflegte er Dondocas Vater allein zu empfangen, da Dona Ernestina im Allgemeinen seine geistige Arbeit zu respektieren weiß. Pedro Torresmo war vertrauensvoll gekommen, um den Herrn Dr. Richter zu begrüßen und sich nach der Gesundheit der ausgezeichneten Herrin des Hauses zu erkundigen. Er erfuhr jedoch von einem kratzbürstigen Dr. Siqueira mit wütendem Gesicht, dass ihm das Betreten seines Hauses fortan untersagt und dass seine Tochter eine Hure der übelsten Sorte sei, die sein Vertrauen auf das schändlichste missbraucht habe. Was das Geld beträfe, das für seinen Schnaps und für seine Tochter aufzubringen wäre, so möge er sich an mich wenden; wenn jemand die Verpflichtung habe, seinen Schnaps und seine Tochter zu bezahlen, so sei dieser Jemand ich.
    »Aber der ist doch arm wie eine Kirchenmaus …«, erwiderte Pedro Torresmo und gab damit einen sonnenklaren Überblick über meine finanzielle Lage.
    Der Hochverdiente ließ sich jedoch von diesem Argument nicht beeindrucken und schlug dem aufgebrachten Vater kurzerhand die Tür vor der Nase zu. Der Trunkenbold zog von dort aus unverzüglich zum Hause Dondocas; in seiner Ehre und in der Schnapsbeschaffung empfindlich getroffen, verabreichte er ihr eine Tracht Prügel, die sich gewaschen hatte, indem er den Stiel eines neuen Besens auf dem Rücken und Hintern der Unschuldigen zerbrach – ein weiterer Verlust in einem so prekären Moment.
    Als ich gegen Nachmittag bei Dondoca erschien, nachdem ich mich aus behutsamer Entfernung von der Anwesenheit des Oberlandesgerichtsrats in seinem Arbeitszimmer überzeugt hatte, wo er versuchte, die Pein des Gefoppten durch das Studium der Strafen bei Verführung zu lindern, lag Dondoca auf dem Bett, Rücken und Arme rot von der Züchtigung. Ich war zu Tränen gerührt, ich pflegte den angebeteten Körper, bedeckte ihn mit Küssen und Liebkosungen und versuchte sie zu trösten. Aber das Problem lautete nach wie vor: Wer soll ihre Rechnungen bezahlen? Das Monatsende stand bevor und damit die Bezahlung von Miete, Wochenausgaben und teuren Extras.
    Dennoch schienen die Dinge auf eine Lösung hinzusteuern. Nach einigen Tagen gelang es Dondocas bekümmerter Mutter, eine Audienz beim Herrn Oberlandesgerichtsrat zu erwirken. Sie erzählte ihm, wie zerknirscht ihr Kind sei, es sei eben auf das seichte Gefasel eines Reimeschmieds hereingefallen, der ihr Gedichte schickte und sie zu Hause besuchte, freilich sei der Herr Richter selber daran schuld.
    Was nicht stimmte, aber das wusste der Hochverdiente nicht. Dondoca, die ihre Nächte allein verbringen musste, sei ein unschuldiges Opfer. Zwar hätte ich sie fast gewaltsam genommen, sie aber denke immer nur an ihren angebeteten Alberto, an ihr undankbares »Bertilein«, wie sie immer wieder jammere. Der Herr Doktor müsse doch Einsehen haben in das Leiden der Armen, die den ganzen Tag weine, ihr Schicksal beklage, die nicht essen wolle und nur noch Haut und Knochen sei, und all das nur, weil sie ihren Herrn Doktor nicht mehr sehen könne … Er müsse sie unbedingt besuchen, und sei es nur aus Nächstenliebe, um zu verhindern, dass sie womöglich etwas Unüberlegtes tue, denn sie sprach von nichts anderem. Sie, die Mutter, schlafe schon nicht mehr, aus Angst vor dem Schlimmsten: dass ihre Tochter Benzin über ihre Kleider gieße, sich bei lebendigem Leib anzünde und in Flammen aufgehe.
    Die illustre Leuchte ließ sich endlich erweichen und bekam es selbst mit der Angst. Wenn die Törin eine Dummheit, einen Selbstmordversuch machen würde, wäre ein Skandal nicht zu

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