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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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wartete – um, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, den Rest seines Lebens dem Studium der Geographie zu widmen! –, beschloss er, die Schwächen seines Gegners abzutasten und Einzelheiten aufzudecken, die dazu dienen konnten, den Argwohn der anderen zu schüren und Verbündete zu gewinnen.
    So stellte er bald die Enttäuschung des Emílio Fagundes fest; als dieser noch im Ackerbauministerium arbeitete, hatte er dank seiner Geschicklichkeit im Schachspiel Presseberühmtheit erworben. Er hatte sogar ein Meisterschaftsspiel in Rio ausgetragen und dabei den vierten Platz belegt, welcher Erfolg! Nun war für den Ruheständler der einzige Haken an Periperi, dass ihm ein Partner fehlte, dass es keinen gab, der etwas anderes spielte als Dame, Tricktrack oder Domino. Er hatte seine ganze Hoffnung auf die Ankunft des Kommandanten gesetzt, die jedoch rasch enttäuscht wurde: Der Mann konnte kaum einen Turm von einem Bauern, einen Springer von einem König unterscheiden. So musste er mit Spielern der Hauptstadt brieflich weiterspielen und die Schachprobleme der Spielspalten in Zeitungen und Zeitschriften lösen. Das war eine Enttäuschung.
    »Ich hatte gedacht, ein Seemann müsse ein Schachspieler sein«, vertraute er eines Tages Chico Pacheco an.
    Zum ersten Mal in seinem Leben begeisterte sich der frühere Steuerprüfer des Landesfinanzamts, Abteilung Umsatzsteuer, für die Schwierigkeiten des Schachspiels. Bis dahin hatte er das Spiel für erzlangweilig und Emílio Fagundes für einen Blödian gehalten. Es war in der Tat sonderbar, dass ein Mann, der zur See fuhr, sich nicht für ein Spiel erwärmen konnte, mit dem die Zeit sich so prächtig totschlagen ließ. Für die langen Stunden der ruhigen Seefahrt konnte es keinen besseren Zeitvertreib geben. Er beschloss, das Schachbrett gewissermaßen an Deck zu werfen, und zwar in dem spannendsten Augenblick, als der Kommandant – du kannst mich mal, Kommandant! – in einer eiskalten Nordseenebelnacht gerade noch eine verhängnisvolle Ramming zwischen seinem Schiff und einem ziellos treibenden riesigen Eisberg verhüten konnte. Der Nebel war so dicht gewesen, dass man ihn wie einen Käse hätte schneiden können. Das schwarze Schiff lief bereits mit halber Fahrt, sein angstvolles Heulen verkündete die Gefahr, die Passagiere waren in Panikstimmung, als die weiße Eismasse, ein schwimmendes Gebirge, an Backbord auftauchte …«
    »Senhor Vasco, sagen Sie mir bitte …«
    »Kommandant Vasco Moscoso de Aragão, zu Diensten.«
    Er verzichtete also nicht auf seinen Titel, denn, wie er sagte, besaß er außer seinem Kapitänspatent keine andere Ehre, kein anderes Gut. Chico Pacheco unterdrückte mühsam eine Flut von Schimpfworten und gestand dem anderen seinen Titel zu:
    »Schön, Herr (Scheiß)-Kommandant! Bitte, sagen Sie mir etwas, was ich mir nicht zusammenreimen kann: Wie kommt es, dass Sie, ein Mann der See, der unbändig viel Zeit totzuschlagen hat, kein Schach spielen? Ich habe mir sagen lassen, dass das Spiel auf den Schiffen sehr beliebt ist …«
    »Dann haben Sie es sich falsch sagen lassen, mein lieber Freund. Das Spiel des Seemanns ist das Karten- oder Würfelspiel, das Glücksspiel. Etwa eine schwungvolle Partie Poker, das ja. Ich habe Nächte um Nächte am Pokertisch verbracht, ohne ein Auge zuzutun, bis zum Sonnenaufgang …«
    Und seinen Faden weiterspinnend, fuhr er unerschrocken fort:
    »Damals, als ich vor Rasmat Schiffbruch erlitt, dem Inselchen, das Periperi gleicht, nahmen wir nur Zwieback, etwas Wasser und ein Kartenspiel ins Boot mit. Und dort, von allen Seiten bedroht, spielten wir einen flotten Poker. Wir waren zu fünft, und während einer an der Pinne saß, spielten die anderen. Wir spielten
um
die Rationen Schiffszwieback und Wasser, die einem jeden zustanden. Es war ein Mordsspaß. Zwei Tage und zwei Nächte lang …«
    Chico Pacheco, der ein guter Pokerspieler war, rief:
    »Poker? Na großartig … Dann können wir gleich ein Spielchen einlegen, ich habe eine Ewigkeit nicht mehr gespielt. Marreco ist geradezu eine Spielratte …«
    »Spielratte gerade nicht. Aber zu einem Spielchen dann und wann sage ich nicht nein …«
    »… Leminhos spielt auch gerne, von Augusto Ramos gar nicht zu reden …«
    Wer weiß, ob Vascos Geschichte mit der Pokerpartie im Boot nicht ein Schwindel, ein neuer Schwindel war? Wenn er zum Beispiel nicht die Regeln kannte, nicht wusste, wie man reizt, wie man blufft …
    »Wir können sofort eine Runde

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