Zwei Herzen im Winter
diesem Einfaltspinsel für mich arrangierte, ist mir ein Rätsel.“
„Nun ja, es war der größte Wunsch unseres Vaters, dich mit Geoffrey of Anjou zu verheiraten.“
„Ein Mann, der elf Jahre jünger ist als ich. Was für ein Witz!“ Maud nestelte am Knoten der golddurchwirkten Kordel an den golddurchwirkten Bettbehängen. „Zuerst verheiratet er mich mit dem deutschen Kaiser, alt genug, um mein Vater zu sein …“
„Zugegeben, mit zwölf warst du damals zu jung …“
„Für die Ehe war ich alt genug, Robert, aber nicht für die Ehe mit einem alten Mann, dessen Sprache ich kaum verstand. Das Bett mit ihm zu teilen war wie …“
Robert hob abwehrend die Hand. „Erspare mit die Einzelheiten. Ich kann mir denken, wie schwer es für dich war.“
Maud verzichtete auf eine weitere Bemerkung und nestelte wieder an der Vorhangschnur. „Mein Gott, wann lernen die Mägde endlich, die Kordeln richtig zu binden? Ich habe es ihnen hundertmal gezeigt.“ Missgelaunt stand sie auf, warf die Schleppe hinter sich und strich glättend über die Falten ihres Bliauts. „Ach Robert, wie ich dieses Warten hasse!“ Sie streckte sich, um die Spannung in ihrem Rücken loszuwerden. „Sollten wir nicht noch mal zur Jagd reiten, statt ihn anzustarren und abzuwarten, bis er … uns verlässt?“
Robert war in drei langen Sätzen bei ihr und nahm sie bei den Schultern. Er spürte ihre Anspannung und Beklommenheit, als sie die Arme abweisend vor der Brust verschränkte. Er kannte ihre ehrgeizigen Pläne. Ihr größtes Ziel bestand darin, Königin zu werden. Sie lebte in der felsenfesten Überzeugung, einen rechtmäßigen Anspruch auf die Thronfolge zu haben – und duldete keinen Widerspruch. „Nein, Maud. Es ist unsere Pflicht, unserem Vater in seiner Todesstunde beizustehen.“
Maud nickte und blickte sinnend auf die reglose Gestalt im Bett, als wolle sie sich die hageren Gesichtszüge ihres Vaters einprägen. Er war ein strenger und grausamer Herrscher, aber ihr war er immer ein guter Vater gewesen, der sie geduldig alles lehrte, was sie wissen musste, um das Reich einst zu regieren. Seine Bemühungen hatten sich nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Bruders William, seinem einzigen legitimen männlichen Erben, deutlich verstärkt. An jenem Tag hatte er seiner Tochter Maud versprochen, dass sie bei seinem Ableben sein Reich erben würde.
Die wachsbleiche Haut spannte sich über seine Wangenknochen und die kühn geschwungene Adlernase. Er starrte mit offenen Augen zum Gebälk hinauf, Augen, die Maud tiefbraun, mit goldenen Einsprengseln in Erinnerung hatte. Augen, die mit ihr gelacht und geweint hatten. Seine schmalen Lippen schimmerten bläulich. Sie horchte auf seinen leise pfeifenden Atem. Ein Röcheln. Und dann nichts mehr. Maud schlug die Hände vors Gesicht. Wenn sie ihren Vater nicht ansah, war der Tod vielleicht nicht wahr.
„Er ist von uns gegangen, Robert. Er ist gestorben. Sieh nur, er atmet nicht mehr.“ Als könne sie die Wahrheit nicht ertragen, wandte sie sich jäh ab, trat an das schmale hohe Fenster und schlang die Arme enger um sich. Robert bekreuzigte sich, bevor er seinem Vater mit sanften Fingern die Augen zudrückte.
Das eiserne Schnappschloss an der schweren Eichentür klickte leise beim Eintreten des Erzbischofs von Rouen, des engsten Vertrauten des Königs.
„Reichlich spät“, murmelte Robert sarkastisch. „Wieso seid Ihr nicht früher gekommen?“
Der Erzbischof trat ans Bett und blickte in die wächserne Totenmaske seines Monarchen. „Der Herr gebe ihm die Ewige Ruhe.“
„Etwas spät, um ihm die letzte Beichte abzunehmen, Eminenz“, bemerkte Robert und bemühte sich, nicht allzu tadelnd zu klingen.
„Ich habe Seiner Majestät bereits die letzte Beichte abgenommen, Earl Robert“, erklärte der Erzbischof in einem schnarrend arroganten Unterton. Eingebettet in die Fettwülste seiner Hängebacken, funkelten kleine Augen. „Falls Ihr daran interessiert seid, es zu hören: Ich habe ihm die Letzte Ölung und die Absolution erteilt. Er ging von uns, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten. Gott sei seiner Seele gnädig.“
Maud wandte sich mit fragenden Augen vom Fenster. „Eminenz, sagte mein Vater etwas über …?
„Worüber?“ Der Erzbischof machte ein erstauntes Gesicht.
„Darüber, dass ich Königin werde. Er hat doch gewiss mit Euch darüber gesprochen, wie?“
Der Bischof schüttelte bereits den Kopf, ehe sie die Frage ausgesprochen hatte. „Nein, Mylady.
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