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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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Pferd fasste vorsichtig Tritt in den gefrorenen Furchen der Straße, die an der Küste entlangführte. Talvas vermisste ihr Lächeln, ihren Widerspruchsgeist, mit dem sie ihn so häufig in Rage versetzt hatte. Alles wäre ihm lieber gewesen, nur nicht ihre tiefe Niedergeschlagenheit. Am Tag zuvor hatten sie Sylvie zu Grabe getragen. Und er hatte vergeblich versucht, Stephen auszureden, Emmeline mit ihrer Mission zu betrauen. Doch der König hatte unnachgiebig darauf bestanden, dass nur Talvas und das Mädchen es schafften, Kaiserin Maud aus der Festung von Sedroc zu locken. Talvas fühlte sich für Emmeline verantwortlich. Ein überwältigender Drang, sie zu beschützen, hatte Besitz von ihm ergriffen. Er zog den Kopf ein, duckte sich unter den ausladenden Zweigen einer Esche und wünschte sich sehnlichst, etwas zu finden, womit er ihre Trauer vertreiben und sie trösten könnte.
    „Lass uns hier Halt machen.“ Er wies zu einer Lichtung hinüber, von hohen Buchen gesäumt, an deren Ästen noch vereinzelt braune Laubbüschel hingen. „Wir brauchen eine Rast.“
    „Du vielleicht“, entgegnete sie schroff. „Ich reite weiter. Ich will das so schnell wie möglich hinter mich bringen, um danach dieses unselige Land so schnell wie möglich zu verlassen.“
    „Aber du bist müde“, widersprach er liebevoll und beugte sich aus dem Sattel, um ihren Ellbogen zu berühren.
    Sie entriss ihm ihren Arm und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. „Ich brauche dein Mitleid nicht, nur weil Sylvie tot ist. Du bist doch froh, dass du sie nie wieder sehen musst, also mach mir nichts vor.“
    Er zuckte die Achseln, ohne sich von ihren Anschuldigungen beirren zu lassen. „Ich behaupte nicht, dass ich Zuneigung für sie empfand, aber ich habe ihr nie Böses gewünscht.“
    „Wenn ich dich nicht besser kennen würde“, fauchte sie, „könnte ich den Verdacht haben, du hast sie in den Burggraben geworfen.“
    Er blickte sie unverwandt an, in seinen Augen lagen Trauer und Wehmut. „Hör auf damit, Emmeline. Hör auf, dir oder mir die Schuld an ihrem Tod zu geben.“
    Unter seinem Blick löste sich ihre innere Starre. Sie ließ den Kopf hängen. „Verzeih“, flüsterte sie. „Du hast es nicht verdient, dass ich meinen Zorn und meine Selbstvorwürfe an dir auslasse.“
    Die Knöchel ihrer Finger, die die Zügel umfassten, schimmerten hell.
    Er lächelte geduldig. „Aber ich verstehe dich.“
    „Sie hat mir vertraut, Talvas. Sie vertraute darauf, dass ich sie beschütze, und ich habe sie im Stich gelassen.“ In ihren großen grünen Augen spiegelte sich tiefer Schmerz.
    „Wer kann einen anderen schon vor sich selbst schützen?“, erwiderte Talvas leise. Er schwang sich aus dem Sattel. Die Sonnenstrahlen drangen in schrägen Bündeln durch die Bäume und verliehen der Lichtung einen märchenhaften Zauber. Talvas hielt ihr die Hand entgegen. „Du hast alles für Sylvie getan, was in deiner Macht stand. Du hast sogar dein Leben riskiert, um ihr zu helfen. Ich kann nachfühlen, wir sehr du leidest, Emmeline. Aber wenn wir jetzt nicht zusammenhalten, wird der Auftrag, den wir für Stephen ausführen müssen, nur noch gefährlicher. Wir müssen uns aufeinander verlassen können, einander vertrauen.“
    Sie zögerte, brauchte Zeit, um seine ernsten Worte auf sich wirken zu lassen. Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie ohne Talvas verloren wäre. Zögernd legte sie ihre kühlen schmalen Finger in seine große, warme Hand. Im nächsten Moment hob er sie vom Pferd und stellte sie auf die Erde. Ihre Kapuze rutschte ihr in den Nacken. Er atmete den süßen Lavendelduft ein, der ihrem Haar entströmte, das sie zu einem dicken Zopf im Nacken gebunden hatte.
    „Ich habe dir mein Wort gegeben, Talvas, und ich werde es halten.“ Seine Hände, die ihre Taille umfassten, lösten eine wohltuende Wärme in ihr aus. „Aber ich begreife immer noch nicht, wieso du dich verpflichtet fühlst, Stephen zu helfen.“
    „Stephen ist mein Schwager. Ich schulde ihm Loyalität.“ Er nahm sie behutsam beim Ellbogen und führte sie auf die Lichtung. „Du musst etwas essen.“ Er breitete seinen Umhang auf dem welken Laub aus und holte Brot und Käse aus seinem Lederbeutel. Emmeline sank auf den Pelz und rieb sich die brennenden Augen. Zerstreut kratzte sie Lehmspritzer von ihm hellgrünen Bliaut. Ihr Haar schimmerte golden in der bleichen Wintersonne, ein Gespinst feiner Löckchen bekränzte ihre Stirn.
    „Hier nimm, Emmeline.“ Talvas

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