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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in diesem gebrechlichen Nachen erheben ließ?
    »Gehen wir heim, sagte endlich Gordon, es wird schon spät…
    – Einen Augenblick, antwortete da Briant. – Gordon und Doniphan, wartet doch ein wenig!… Ich habe Euch einen Vorschlag zu machen.
    – So sprich! entgegnete Doniphan.
    – Wir haben soeben unseren Drachen erprobt, nahm Briant das Wort, und dieser Versuch ist, da die begleitenden Umstände günstig waren, ganz nach Wunsch ausgefallen, denn der Wind hielt sich recht beständig und war auch weder zu stark noch zu schwach. Wissen wir aber schon, wie das Wetter morgen sein wird, ob der Wind uns morgen gestatten wird, den Apparat wirklich über dem See zu erhalten? Und doch erscheint es mir gut, unser Vorhaben nicht zu verschieben.«
    Gewiß war das, nachdem der Versuch einmal beschlossen wurde, auch am richtigsten.
    Auf jenen Vorschlag hatte indeß Keiner geantwortet. Gegenüber der Aussicht, sich einer so schweren Gefahr auszusetzen, erschien dieses Zögern, selbst von Seiten der Unerschrockensten, ja ganz natürlich.
    Als Briant jedoch ohne Umschweife die Frage stellte:
    »Wer wird nun mit aufsteigen? rief eine Stimme sofort:
    – Ich!«… Jacques hatte sich zuerst gemeldet.
    Doch fast gleichzeitig erklang es auch:
    »Ich!… Ich!…- und zwar von Seiten Doniphan’s, Baxter’s, Wilcox’, Croß’ und Service’s wie aus einem Munde.
    Dann entstand ein Stillschweigen, welches sich Briant nicht zu unterbrechen beeilte.
    Jacques nahm zuerst wieder das Wort.
    »Laß mich es wagen, Bruder! sagte er. Mir kommt es zu!… Mir!.. Ich bitte Dich, laß mich mit auffahren!
    – Und warum Dir mehr als mir… mehr als jedem Andern? ließ Doniphan sich vernehmen.
    – Ja… warum? fragte Baxter.
    – Weil es meine Pflicht ist! stieß Jacques hervor.
    – Deine Pflicht?… wiederholte Gordon.
    – Ja… gewiß!«
    Gordon hatte Briant’s Hand ergriffen, wie um diesen nach der Bedeutung der Worte seines jüngern Bruders zu fragen, und er fühlte, daß diese in der seinigen zitterte. Und wäre die Nacht nicht so dunkel gewesen, so hätte er auch die Wangen seines Kameraden erbleichen und dessen Lider sich über die feuchten Augen herabsenken sehen müssen.
    »Nun also, Bruder?… fuhr Jacques in entschlossenem und für ein Kind seines Alters erstaunlichem Tone fort.
    – Antworte, Briant! sagte Doniphan. Jacques behauptet ein Recht darauf zu haben, sich für uns in Gefahr zu begeben. Haben wir denn nicht dasselbe Recht?… Was hat er gethan, um es für sich zu beanspruchen?…
    – Was ich gethan… antwortete Jacques zaudernd, was ich gethan habe… nun, so will ich’s Euch sagen.
    – Jacques! rief Briant bestürzt, als wolle er das Geständniß seines Bruders verhindern.
    – Nein, nein! rief Jacques mit von Erregung unterbrochener Stimme. Laß mich Alles gestehen!… Es lastet zu schwer auf mir!… Gordon, Doniphan… Ihr Alle, wenn Ihr Euch hier befindet… fern von Euren Eltern auf dieser Insel… so bin ich… ich allein schuld daran!… Daß der »Sloughi« auf’s hohe Meer trieb… kam daher, daß ich aus Unverstand… nein, aus Scherz… in sinnloser Spielerei… die Taue löste, welche ihn am Quai von Auckland festhielten. Ja… die reine tolle Laune!… Und dann, als ich die Yacht abtreiben sah, hab’ ich den Kopf verloren, habe nicht um Hilfe gerufen, als es noch Zeit war. Dann… eine Stunde später… in dunkler Nacht… auf offener See… Ach, Verzeihung, meine Freunde, Verzeihung!«…
    Der arme Knabe schluchzte bitterlich, trotz Kate’s Bemühungen, die ihn zu beruhigen suchte.
    »Gut, Jacques! sagte jetzt Briant. Du hast Deinen Fehler eingestanden und willst jetzt das Leben daran wagen, ihn wieder gut zu machen oder wenigstens theilweise das Uebel auszugleichen…
    – Hat er das nicht schon längst ausgeglichen? fiel ihm Doniphan, dem Drange seines natürlichen Edelmuthes folgend, ins Wort. Hat er sich nicht zwanzigmal Gefahren ausgesetzt, um uns einen Dienst zu erweisen?… O, Briant, jetzt versteh’ ich, warum Du Deinen Bruder immer zuerst in’s Treffen schicktest, wenn es ein gefährlicheres Wagestück galt, und ebenso, warum er stets zu jeder Aufopferung bereit war… Aus diesem Grunde wagte er sich in den dicken Nebel hinaus, um Croß und mich aufzusuchen… mit eigener Lebensgefahr aufzusuchen!… Ja, lieber Freund Jacques, wir verzeihen Dir herzlich gern, und Du hast es nicht nöthig, Dir noch besonders Vergebung für Deinen Fehler zu erkaufen!«
    Alle umringten Jacques, drückten ihm

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