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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gestatten, diese Vermuthung zur Gewißheit zu erheben?
    Bei fortgesetzter Untersuchung wurden in der That noch mehrere Gegenstände gefunden – ein zweites Messer, von dem mehrere Klingen abgebrochen waren, ein Zirkel, ein Siedekessel, ein eiserner Pflock, ein sogenanntes Schließeisen (ein Matrosenwerkzeug), dagegen kein einziges Schiffsinstrument, kein Fernrohr oder Compaß, ebenso keine Feuerwaffe, um Wild erlegen oder sich gegen Raubthiere oder Eingeborne vertheidigen zu können.
    Da er nun doch hatte leben müssen, war jener Mann gewiß gezwungen gewesen, Fallen zu stellen. Ueber diesen Punkt erhielten sie noch einige Aufklärung, als Wilcox rief.
    »Was ist denn das?
    – Ja, das hier? fragte auch Service.
    – Ein Kugelspiel?« sagte Briant nicht ohne Verwunderung.
    Er erkannte jedoch sofort, welchem Zwecke die zwei runden Steine gedient hatten, die Wilcox eben aufhob. Sie bildeten ein Jagdgeräth, und zwar sogenannte »Bolas«, welche aus zwei durch einen Strick verbundenen Kugeln bestehen und die von den Indianern Südamerikas vielfach gebraucht werden. Schleudert eine geübte Hand diese Kugeln, so schlingen dieselben sich um die Füße des betreffenden Thieres, das dadurch eine leichte Beute des Jägers wird, weil es kaum mehr weiter fort kann.
    Unzweifelhaft hatte der Bewohner dieser Höhle das genannte Geräth hergestellt, ebenso wie einen Lasso, das heißt einen langen Lederstreifen, der ganz so wie die Bolas, nur auf kürzere Entfernung, verwendet wurde.
    Das war Alles, was sich von Gegenständen jeder Art in der Höhle vorfand, und in dieser Beziehung mußten sich Briant und seine Kameraden wirklich reich dünken. Freilich waren sie nur Kinder, und jener war ein Mann gewesen.
    Ob dieser Mann aber ein einfacher Matrose oder ein Officier gewesen war, der sich seine durch früheres Studium erworbenen Kenntnisse hier hatte zu nutze machen können, das hätte sich sehr schwierig entscheiden lassen, wenn nicht noch ein Schriftstück entdeckt worden wäre, welches nach dieser Seite eine unerwartet sichere Auskunft lieferte.
    Am Kopfende des Lagers und unter einer Falte der von Briant zurückgeschlagenen Decke fand Wilcox eine Uhr, welche an einem in der Wand eingeschlagenen Nagel hing.
    Die Uhr war von ziemlich seiner Arbeit und jedenfalls von besserer Art, als sie die Matrosen zu tragen pflegen. Sie hatte eine doppelte silberne Cüvette, an der mittels einer Kette aus demselben Metall noch der Uhrschlüssel hing.
     

    Hier, zwischen den Wurzeln einer Buche… (S. 115.)
     
    »Die Stunde!… Seht nach, welche Stunde sie zeigt! rief Service.
    – Daraus würden wir auch nichts lernen, erwiderte Briant, auf jeden Fall ist diese Uhr schon mehrere Tage vor dem Ableben des Unglücklichen stehen geblieben.«
     

    Gordon hatte einige Raketen abbrennen lassen. (S. 126.)
     
    Mit einiger Mühe öffnete Briant den Deckel, dessen Gelenk ebenfalls oxydirt war, und konnte nun sehen, daß die Weiser auf drei Uhr siebenundzwanzig Minuten zeigten.
    »Jede Uhr, bemerkte Doniphan, trägt aber einen Namen… Das könnte uns darüber aufklären…
    – Ja, Du hast Recht,« antwortete Briant.
    Nachdem er das Innere des Deckels gemustert, konnte er einige eingravirte Worte lesen.
    »Delpeuch, Saint-Malo« – lauteten sie, der Name und die Adresse des Fabrikanten.
    Es ist ein Franzose, ein Landsmann von mir gewesen!« rief Briant gerührt.
    Es war nach Allem wohl anzunehmen, daß in dieser Höhle ein Franzose bis zu der Stunde gelebt hatte, wo der Tod ihn endlich von seinen Leiden erlöste.
    Zu diesem Beweise kam bald noch ein anderer nicht minder entscheidender, als Doniphan, der das Lager etwas abgerückt hatte, von der Erde ein Schreibheft aufnahm, dessen vergilbte Blätter mit Bleistiftzeichen bedeckt waren. Leider war der größte Theil derselben unleserlich geworden. Einige Worte ließen sich jedoch entziffern und unter diesen der Name François Baudoin.
    Das stimmte überein mit den beiden großen Buchstaben, welche in den Baum eingeschnitten waren. Dieses Heft war das Tagebuch seines Lebens gewesen und wohl von dem Zeitpunkt ab, da er an der Küste scheiterte. Unter den von der langen Zeit noch nicht völlig verlöschten Schriftzügen vermochte Briant auch noch die Worte »Duguay-Trouin« zu entziffern, offenbar der Name des Schiffes, das in dieser verlassenen Gegend des Stillen Weltmeeres einst zu Grunde gegangen war.
    Ganz zu Anfang endlich stand eine Jahreszahl, dieselbe, welche unter den Anfangsbuchstaben »
F.

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