Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
noch einmal die Katze zur Hand und untersuchte sie gründlich. »Hat Ihre Tante meine Großmutter gekannt, Regina Asmussen?«
»Nicht, dass ich wüsste. Warum?«
»Weil sie eine solche chinesische Glückskatze besitzt. Oder zumindest besessen hat, als ich sie das letzte Mal traf. Tun Sie mir einen großen Gefallen – und sich auch, Frau Valenti –, prüfen Sie noch einmal gründlich nach, ob Sie nicht doch einen Kaufbeleg finden. Sonst, fürchte ich, werde ich Ihnen ernsthafte Probleme bereiten. Denn diese Katze hier, die über dem linken Auge eine etwas dunklere rosafarbene Blüte aufwies, habe ich schon als Kind bewundert.«
»Aber …«
Asmussen sah ausgesprochen verärgert aus und erhob sich.
»Rufen Sie mich so bald wie möglich an, Frau Valenti. Und liefern Sie mir eine gute Begründung, wieso sich dieses kostbare Stück in Ihrem Besitz befindet. Den Katalog lasse ich Ihnen hier. Bemühen Sie sich nicht, ich finde selbst hinaus.«
Als er gegangen war, blieb ich wie gelähmt am Tisch sitzen.
Olli schreckte mich aus meinen Gedanken auf. Ihm hatte ich den Schlüssel zum Laden gegeben, und nun brachte er einen Korb voll mit Plüschbezügen, die Irmela angefertigt hatte.
»Sie sind ganz blass, Ginger«, stellte er fest. »Ist was passiert?«
Ich riss mich zusammen. »Nein, schon gut, Olli. Leg die Sachen vorne auf die Theke! Ich schau sie mir gleich an.«
Mit äußerster Sorgfalt wickelte ich die Kunstwerke in Seidenpapier, legte sie in eine Kiste und trug sie nach oben in meine Wohnung. Dort waren sie auf jeden Fall sicherer als im Laden, wo jederzeit Lieferanten oder Nachbarn herumpoltern konnten.
Als ich zurückkehrte, war Olli schon dabei, die Daunenkissen, die ich für Irmelas Erzeugnisse vorgesehen hatte, in die Samtbezüge zu stopfen, und erstaunlicherweise beobachtete ihn dabei Peluche von einem leeren Regalbrett aus. Sogar Plunder war in den Laden gekommen und hatte es sich auf der Theke gemütlich gemacht.
»Die sind schön geworden, Olli. Du kannst deiner Mutter ausrichten, dass ich mich sehr über ihre Hilfe freue.«
»Und über meine nicht?«
»Du wirst dafür bezahlt.«
»Hach, ein Hungerlohn. Aber wissen Sie, was wir gedacht haben …?«
Ich erfuhr es nicht, denn Verena Hammerschmitt samt Henckel von Donnerschlag betrat den Laden.
Der Hund war noch keinen Schritt durch die Tür gekommen, da geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Plunder verschwand kopfüber mit einem Wimmern in einem Kissenbezug, und ein funkenstiebender, roter Blitz zischte über die Theke.
Der Rest war Heulen.
Henckel, dem das Blut aus einer Schramme über seiner Nase tropfte, jaulte in den höchsten Tönen, sein Frauchen kniete neben ihm und flötete auf das arme Hundeherz ein. Olli kicherte hinter vorgehaltener Hand, und ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen: »Ich hatte Sie schon das letzte Mal gebeten, den Hund draußen zu lassen, Frau Hammerschmitt. Bringen Sie ihn vor die Tür, er irritiert meine Katzen.«
Sie sah mich indigniert an, tat aber dann wortlos wie geheißen.
Peluche hatte sich in Luft aufgelöst, und von Plunder ragte nur ein Stückchen schwanzloses Hinterteil aus einem grünen Kissen hervor.
»Entschuldigen Sie, liebe Frau Valenti. Es war ganz meine Schuld.« Der erboste Ausdruck auf Frau Hammerschmitts Gesicht war wie weggewischt, sie gab sich konziliant. »Ich kam gerade hier in die Gegend und dachte, ich schaue einfach mal vorbei. Ich sehe ja schon, Sie haben ungeheuer viel geschafft die letzten Tage. Da haben Sie sicher nicht mehr an mich gedacht.«
Das hatte ich zwar schon, aber andere Probleme waren weitaus drängender gewesen. Trotzdem meldete sich ein schlechtes Gewissen. Ich hätte mich mit ihr wie versprochen in Verbindung setzen müssen. Andererseits war ich mir noch immer nicht im Klaren, ob ich ihre Hilfe haben wollte.
»Ich bin mit meinen Planungen noch nicht so weit, Frau Hammerschmitt.«
»Nun ja, ich habe auch Planungen zu machen, Liebste. Die vier alten Herrschaften, die ich betreue, möchten feste Zusagen haben für die Tage, an denen ich mich um sie kümmere. Ich würde mich ganz nach Ihnen richten, wann ich hier aushelfen soll. Aber ich muss disponieren. Das müssen Sie verstehen.«
»Natürlich. Nur …«
»Für Frau Schneider habe ich den Dienstag und den Donnerstag gearbeitet, nachmittags, wenn mit mehr Kundschaft zu rechnen ist als am Morgen.«
Ich wollte gerade mein Einverständnis geben, als mich Ollis Fuß am Schienbein traf. Irgendwas wollte er mir dazu
Weitere Kostenlose Bücher