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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Das Wetter war umgeschlagen, es würde wieder wärmer werden. Wie angenehm würde das sein! Den gefrorenen Boden bei der Toilette aufzuscharren machte keine Freude.
    Peluche hielt die Nase in den Wind und nahm die Gerüche auf. Aus dem einen Auto war eine unsympathische Flüssigkeit getropft. Jemand hatte faules Gemüse auf den Kompost geworfen. Aus Irmelas Keller drang der Geruch von Maiglöckchen, was absurd war, vermutlich aber im Zusammenhang mit der Schwindelmaschine stand. Vor dem runden Fenster des brummenden Kastens hatte Peluche vor einigen Tagen gesessen und fasziniert zugeschaut, wie sich farbige Dinge darin im Kreis drehten. Danachhatte die Frau nasse Kleider herausgezerrt und auf einen Ständer gehängt. Peluche hatte seither den Raum gemieden, Nässe liebte sie nicht besonders. Deswegen wäre sie eigentlich umgehend wieder ins Haus zurückgekehrt, denn ein widerlicher Nieselregen durchfeuchtete ihr Fell. Doch – mhm – da war ein angenehmer Duft. Sie schnüffelte in die entsprechende Richtung. Ja, ein köstlicher Duft. Ein schier verlockender Duft.
    Nach Bratwurst!
    Hatte die zweite Dienerin etwa daran gedacht, ihr einen Morgenimbiss zu richten?
    Peluche schlenderte betont gleichmütig in Richtung Zaun und fand zu ihrer größten Freude eine Menge Wurststücke in bissengerechter Größe.
    Niemand beobachtete sie, daher schlang sie die köstliche Gabe in sich hinein.
    Anschließend noch eine kurze Verdauungsrunde, dann zurück ins Warme.
    16. Katzenleid
     
    Ich hatte den ganzen vorherigen Abend Tante Julianes Unterlagen gewälzt, alle Ordner, die mit dem Geschäft zu tun hatten, und auch ihre privaten Papiere. Nicht alles war in mustergültiger Ordnung, und manch wichtiges Dokument tauchte dabei auf. Was jedoch unauffindbar blieb, waren irgendwelche Hinweise auf die wertvollen Kunstwerke.Blieben mir jetzt noch zwei Kisten alter Aufzeichnungen, die ich auf dem Speicher gefunden hatte.
    Aber große Hoffnungen hegte ich nicht.
    Seufzend trank ich meine vierte Tasse Kaffee und sah aus dem Augenwinkel, wie Peluche von einem sehr kurzen Ausflug wieder zurück in ihren Korb schlich. Der einsetzende Nieselregen schien ihr den Aufenthalt im Freien zu verleiden, was ich durchaus verstehen konnte. Plunder saß im Erkerfenster und bildete zwischen den Orchideen ein hinreißendes Dekorum. Beide ließen sich von meinen Haushaltsaktivitäten nicht stören und dösten oder meditierten – was immer Katzen machen, wenn sie nicht wirklich schlafen – vor sich hin, auch als ich anfing, die letzten Unterlagen zu sichten.
    Alte Briefe, etliche von mir, einige von anderen Verwandten, Freunden, Geschäftspartnern, alle schon Jahre alt. Möglicherweise aber gab es da einen Hinweis. Also musste ich sie alle durchsehen.
    Nach einer Stunde hatte ich genug Stoff zusammen, um eine weitschweifige Biographie meiner Tante schreiben zu können. Mein Problem war aber nicht gelöst. Ich reckte mich und trottete noch einmal in die Küche, um mir einen weiteren Kaffee zu gönnen. Mein Schlaf in dieser Nacht war nicht sehr erholsam gewesen. Die Sorge um die Wertgegenstände hatte mich unruhig gemacht. Was, wenn diese chinesische Porzellankatze wirklich Asmussens Großmutter gehörte? Wie war sie in Tante Julianes Laden gelangt?Was für eigenartige Beziehungen hatte sie gepflegt? Hatte sie etwa Hehlerware angenommen?
    Ich trank den Kaffee aus und beschloss, wenigstens bis Mittag noch im Laden zu arbeiten, um mich durch die eingetroffenen Waren auf schönere Gedanken bringen zu lassen.
     
    Um halb zwölf war es mir einigermaßen gelungen, mein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Es würde sich eine Erklärung für die Stücke finden, und wenn ich alle alten Kontakte von Tante Juliane noch einmal anrufen musste.
    Mit heller Freude betrachtete ich den Paravent, der gerade eingetroffen war. Er stammte aus der Werkstatt eines Kunsttischlers und bestand aus feinen, durchbrochenen Holzplättchen. Die Schnitzereien wirkten wie ein kompliziertes Spitzenmuster, und mit der richtigen Beleuchtung dahinter würde er ein echter Hingucker für das Schaufenster sein. Ich strich bewundernd mit den Fingerspitzen über das seidigglatte Material und fragte mich, ob ich je in der Lage sein würde, dieses wundervolle Stück zu verkaufen. Der Florist hatte mir einen Haufen immergrüner Zweige vorbeigebracht, daher füllte harziger Tannenduft den Raum. Ich dekorierte ein paar große Zweige in einer Bodenvase und hängte die zarten Porzellanglöckchen

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