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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mady Host
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entdeckt uns beim Hinausgehen aus einem Souvenirgeschäft am Ortsausgang und erkundigt sich, wie es denn sein kann, dass wir beide in so kurzer Zeit den ganzen Weg bis Sarria zurückgelegt haben. Wir grinsen und gestehen unsere Zugfahrt. Der Spanier berichtet uns, dass er in circa zwei Tagen in Santiago ankommen möchte und dort Verwandte besuchen wird. Weil wir gehört haben, dass es in Galizien besonders viel regnet, befragen wir unseren Radfahrer zur Wettersituation in Santiago und Umgebung. Ehe wir uns versehen, unterbricht ein engagierter Maler seine Arbeit, eilt zu uns und konstatiert, dass das Wetter in der Region lange nicht so schlecht sei, wie immer behauptet wird. Ein Fenster öffnet sich und eine alte Frau mit Deutschkenntnissen fügt hinzu, dass es wohl ab Mittwoch regnen werde.
    Bestens informiert ziehen wir los und stoppen kurz darauf erneut, als wir einen Friedhof erspähen. Das Besondere ist, dass es sich hierbei 11m ein Areal mit Boxen, die wie ein hübsch verzierter, übergroßer Kaninchenkäfig aussehen, handelt. Unser Radpilger holt uns ein und erklärt, dass diese Form der Ruhestätte in großen spanischen Städten aus Platzgründen durchaus gewöhnlich sei. Geschätzte 20 Minuten hinter Sarria schlagen wir um 12:30 Uhr unser Zelt auf. Für heute haben wir einen Ruhetag eingeplant. Unser Nachtlager liegt gut geschützt zwischen einem Maisfeld und einer Gestrüppfront. Zum Sonnen entfernen wir uns ein Stück vom Zelt und legen unsere Isomatten auf eine kleine Wiese, von der aus man uns durchaus sehen kann. Auf diese Weise bekommen wir mit, wie wenig die vorbeiziehenden Pilger nach rechts und links sehen. Nicht einmal zehn Prozent der Vorbeigehenden bemerken uns, obwohl unsere Präsenz offensichtlich ist. Schade, dass viele Menschen nur starr geradeaus sehen und die zahlreichen kleinen Besonderheiten des Lebens, wie zwei Mädels auf Isomatten, nicht wahrnehmen!
    Wieder einmal fällt mir auf, dass die Freude über Kleinigkeiten soviel größer sein kann. Wie sehr haben Cornelia und ich unser Baguette mit Tomate und Käse genossen, nachdem wir eines Morgens lediglich trockenes Brot mit einem Apfel am Rande eines staubigen, trockenen Weges verspeisten. Ich denke daran, wie toll ich es finde, wenn sich Kinder mehr über raschelndes Geschenkpapier freuen, als über den eigentlichen Inhalt. Obwohl wir über alles Mögliche nachsinnen können, unermüdlich Karten spielen und in der Sonne unseren Süßkrams verdrücken, brauchen wir den Ruhetag eigentlich nicht. Das Weiterlaufen fehlt uns heute so richtig und die Zeit verstreicht nur schleichend und zäh. Als es endlich dämmert und wir in unseren Schlafsäcken liegen, vernehmen wir urplötzlich zuerst ein lautes Bellen und dann ein tiefes Knurren. Wir halten inne, atmen kaum und spüren das starke Pochen unserer Herzschläge. Wie versteinert lauschen wir dem schnüffelnden, brummenden Ton. Diese Szenerie ist für geschätzte weitere fünf Minuten zu beobachten.
    Dann entfernt sich der ungeliebte Besucher wieder. Die Tatsache, dass wir in einem Maisfeld liegen und ich damit an den Gruselfilm „Signs“ erinnert werde, sorgt dafür, dass wir uns nur langsam wieder entspannen. In dem Film flüchten Menschen nämlich vor Außerirdischen und verstecken sich in einem solchen Feld. Um uns vor unserem außerirdischen Besucher zu schützen, holen wir einen der Wanderstöcke ins Zelt und legen fest, dass wir den Stab in Cornelias Nähe deponieren. Sie ist schließlich die Mutigere von uns beiden. Wir erinnern uns nur an die Katzenstory und wissen, dass Conny die Richtige für den Beschützer-Job ist.

21. Pilgertag
    ETAPPENZIEL: PORTOMARÍN

    Am heutigen Morgen werden wir durch die zarte Stimme unserer Kanadierin Rita geweckt. Wir strahlen uns an und lauschen dem Gespräch unserer vorbeipilgernden Freunde. Das ist echt witzig. Die Ladies haben uns schon oft berichtet, dass sie fast jeden Morgen nach unserem Zelt Ausschau halten und manchmal lauthals nach uns rufen. Weder haben sie unser Versteck jemals gefunden, noch haben wir sie gehört. Bis heute. Wir versuchen schnell den Zusammenhang der Konversation zu erfassen, damit wir die Drei beim nächsten Treffen darauf ansprechen können.
    Es ist ungefähr halb zehn als wir nach Ferreiros aufbrechen. Der Weg ist heute total übervölkert. Die so genannten „Sarria-Pilger“ sind unterwegs. Damit sind alle gemeint, die nur die letzten 100 Kilometer gehen, um dann in Santiago als wahre Pilger zu gelten.
    Wir fühlen

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