Zwei Maenner fuer Miss Darcy
lächeln einander an. Mit glühend roten Wangen schließt sich Caitlin uns an, gefolgt von Roxi. »Ich stelle mich auch mal besser hin«, verkündet sie widerwillig. »Darcy nimmt es mir nicht übel, wenn ich zugebe, dass ich dich ziemlich süß finde, Conor, auch wenn du bereits vergeben bist.«
Conor zwinkert ihr zu.
Zu meiner großen Überraschung springt plötzlich auch Dermot auf. Er blickt kurz zu Caitlin hinüber, die sofort den Blick senkt und nun auch noch hochrote Ohren bekommt. Als Letzter gesellt sich auch Niall zu uns.
»Ja, sogar ich«, erklärt er und schaut uns etwas bange an, während wir alle wieder Platz nehmen.
»Was ist los, Niall?«, frage ich. Mit einem Mal fühle ich mich unwohl, weil Niall immer noch vor uns steht. Er fummelt am Zipfel der Tischdecke herum und dreht ihn immer wieder herum.
»Es ist nur so … Nachdem wir alle heute Abend so offen miteinander sind, scheint mir dies der geeignete Moment zu sein, um euch etwas Wichtiges zu sagen.« Nervös lässt er den Blick in die Runde wandern, hebt sein Glas und trinkt einen Schluck. Sogar Dermot merkt, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt ist, um Niall darauf hinzuweisen, dass er sich Dermots Glas genommen hat. »Die Sache ist folgendermaßen. Ich habe nicht nur jemanden sehr attraktiv gefunden, seitdem wir hier sind. Es hat sich sogar herausgestellt, dass es mehr ist. Es ist Liebe. Die Person, von der ich spreche, ist …« Er schluckt schwer und schaut uns alle ein letztes Mal an, als suche er nach Bestätigung, bevor er endlich spricht. »Diese besondere Person ist … Paddy.«
26
N achdem ich nun über Niall und Paddy Bescheid weiß, wird mir klar, dass die Zeichen schon seit einer ganzen Weile mehr als deutlich gewesen sind. Zum Beispiel die Tatsache, dass die beiden stets viel Zeit miteinander verbracht haben; der Morgen, an dem ich in aller Herrgottsfrühe zu Niall gegangen bin und er mich nicht wirklich hereinlassen wollte; die Art, wie Niall bei jeder Gelegenheit Paddys Namen in Gespräche einfließen lässt.
Nach Nialls Verkündung beim Abendessen haben wir ihm alle auf unsere Art unsere Unterstützung zugesichert. Roxi hat ihm die Arme um den Hals gelegt und ihn so fest gedrückt, dass sie ihn fast erwürgt hätte. Caitlin hat sich leise mit ihm unterhalten und ihn gefragt, wie er sich jetzt fühle und ob er Hilfe dabei brauche, es anderen Personen zu sagen. Conor und Dermot dagegen hatten ihre Schwierigkeiten, damit umzugehen, und haben erst einmal mit verschränkten Armen und breitbeinig dagestanden und versucht, so männlich wie möglich dreinzuschauen. Daraufhin habe ich Dermot aufgefordert, Niall den irischen Whiskey aus der Küche zu holen, ein Geschenk von einem dankbaren Urlauber. Niall hat das Glas in einem Zug geleert und sofort um Nachschub gebeten. Selbst jetzt noch zittert Niall am ganzen Leib, als ich meine Hand auf seine lege und mit ihm spreche.
»Hast du das heute zum ersten Mal irgendwem erzählt?«, frage ich leise.
Niall nickt. »Paddy wollte schon lange, dass ich es euch sage. Er wollte nie ein Geheimnis darum machen. Es ist nicht Paddys Art, Sachen geheim zu halten. Aber für mich ist das alles Neuland.« Niall sieht mich an; seine hellblauen Augen leuchten durch die Brillengläser. »Nicht nur diese Form der Beziehung, sondern generell eine Beziehung.« Sein Blick wandert über die anderen, die um den Tisch herumstehen und -sitzen. »Ich wusste nicht wirklich, dass ich schwul bin, als ich nach Tara kam. Bis ich Paddy kennengelernt habe, wusste ich eigentlich gar nicht, wer ich bin. Ich hatte nie das Gefühl, irgendwo hinzugehören, weder an der Uni noch in der Kanzlei. Jetzt, seitdem ich hier bin, weiß ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich irgendwo hingehöre. Ich gehöre hierher auf diese Insel, zusammen mit euch, vor allem aber mit Paddy. Es ist, als hätte ich Tara gebraucht, um zu erfahren, wer ich wirklich bin.«
Plötzlich kommt eine Windböe auf, streicht um das Cottage und klopft an die Fensterscheiben, als wolle Tara sich zu unserer kleinen Zusammenkunft gesellen und Niall gegenüber auf ihre Weise ihre Zustimmung ausdrücken. Während wir hier sitzen und ihm zuhören, kommt es mir vor, als würde seine Statur wachsen. Der schmächtige, nervöse Anwalt, den ich im Garten meiner Tante kennengelernt hatte, ist verschwunden; an seiner Stelle sitzt nun ein selbstsicherer, fröhlicher junger Mann.
Ich breite die Arme aus und schlinge sie fest um ihn. »Niall, das freut mich sehr
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