Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Händchen hielten.
Conor und ich sind immer noch zusammen, doch so glückselig ich bin, wenn er bei mir ist, und so zufrieden ich darüber bin, wie es auf der Insel läuft, so nagt dennoch immer noch dieser leise Zweifel in mir, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Da hilft es auch nicht, dass ich noch ein weiteres Mal die Delfine in der Bucht entdecke. Während ich vom Küchenfenster aus beobachte, wie sie so fröhlich in die Wellen eintauchen, weiß ich, dass sie mich vor etwas warnen wollen. Doch die Frage ist: Wovor? Und wann wird etwas passieren?
»Da kommt ein Boot zur Insel rübergefahren!«, brüllt Ryan und hämmert eines Nachmittags an meine Haustür. »Paddy hat das Boot gerade mit dem Fernglas entdeckt und mir aufgetragen, dir das zu sagen«, keucht er, nachdem ich die Tür aufgerissen habe, um ihn hereinzulassen.
»Was für eine Art Boot?«, erkundige ich mich und eile zum Wohnzimmerfenster, von dem aus man aufs Festland hinübersehen kann.
»Von hier aus kann man nichts erkennen, das Boot ist noch zu weit entfernt. Du musst mit rauskommen.« Ryan läuft zur Tür zurück. »Allem Anschein nach handelt es sich um ein Motorboot, um ein ziemlich protziges sogar, wie Paddy sagt.«
Ich schaue kurz zum Himmel, bevor ich das Cottage verlasse – das habe ich mir mittlerweile angewöhnt, nachdem es mich einige Male eiskalt ohne Regenmantel erwischt hat. Da der Himmel jedoch immer noch wolkenfrei ist, gehe ich das Risiko ein und verlasse das Haus ohne Regenschutz. Als ich den Hügel zum Hafen hinunterlaufe, hat sich dort bereits eine Menschenmenge zusammengefunden, um das herannahende Boot in Empfang zu nehmen.
»Wer ist das?«, frage ich Daniel und Orla, als ich unten ankomme. »Kennen wir die?«
Daniel schüttelt den Kopf. »Nein, Paddy kann noch nichts erkennen.«
Ich bahne mir meinen Weg durch die Gruppe und gehe zu Paddy, der auf einem alten Ölfass steht und durch sein Fernglas starrt.
»Paddy, wer ist auf dem Boot?«, frage ich und versuche, in der Ferne etwas auszumachen.
»Ich weiß es noch nicht«, erwidert Paddy und schaut weiter durch das Fernglas. Er dreht an den Rädchen am Ende und fokussiert. »Ich glaube, dieses Ding hier ist kaputt; es funktioniert nicht richtig.«
Ich seufze.
»Was ist los?«, fragt Conor, der neben mir auftaucht.
»Wie es scheint, sind ein paar ungebetene Gäste auf dem Weg zu uns.« Ich deute auf das Boot, das immer näher kommt.
»Aber ich bin für die Fahrten zwischen dem Festland und der Insel zuständig!« Conor klingt beleidigt. »Wer ist das?«
»Keine Ahnung«, ruft Paddy von seinem Ausguck. »Aber die haben ein verdammt schnelles Boot, Conor. Das fliegt richtig übers Meer!«
Gemeinsam beobachten wir, wie das Motorboot auf die Insel zusteuert. Offenbar hat sich die Nachricht in Windeseile verbreitet, sodass alle ihre Arbeit unterbrochen haben und gemeinsam mit uns auf die Besucher warten.
Alle außer Dermot.
»Wo ist eigentlich Dermot?«, frage ich und sehe mich um.
»Er hat mir gesagt, dass er gleich kommt«, erwidert Siobhan. »Er repariert noch den Wasserhahn in unserer Küche zu Ende. Eher wollte er nicht gehen.«
Typisch Dermot – ganz der Perfektionist.
Paddy balanciert immer noch auf dem alten Ölfass. »Soweit ich erkennen kann, steht ein Mann am Steuer und hat eine Frau als Passagier dabei. Es könnte noch einen zweiten Passagier geben, aber das kann ich nicht genau erkennen.«
Wer um alles in der Welt kommt nach Tara? Neue Gäste haben sich für heute jedenfalls nicht angesagt. Und bislang ist es noch nie da gewesen, dass jemand ein Boot wie dieses gemietet hat und einfach unangekündigt zu Besuch kommt.
Während wir alle schweigend dastehen und das kleine Schnellboot beobachten, wie es näher kommt, meldet sich Paddy plötzlich ganz aufgeregt zu Wort. »Da ist ein Zwerg an Bord!«
»Ein Zwerg, Paddy?«, rufe ich verwirrt.
»Ein Kind«, erklärt Paddy.
»Gib mir mal bitte das Fernglas, Paddy!« Ich will es Paddy aus der Hand reißen, vergesse dabei aber in meiner Eile, dass er den Riemen noch um den Hals hat, und reiße ihn dabei beinahe vom Ölfass herunter. »Wie hast du das erkennen können?« Während sich Paddy von dem Riemen befreit, versuche ich, das Fernglas scharf zu stellen, damit ich mir die Leute auf dem Boot anschauen kann. »Das Ding ist so unscharf, dass ich nicht einmal das Boot erkennen kann, geschweige denn irgendwelche Leute.«
»Hier, nimm das«, ertönt eine ruhige Stimme ein paar Meter weit weg, als Dermot mir
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