Zwei Maenner fuer Miss Darcy
und starrt aufs Meer hinaus. »Aber das ist typisch für Eileen – einfach mit rauchendem Colt angestürmt kommen, wenn sie nicht das bekommt, was sie will. Offensichtlich hat sie beschlossen, Megan trotzdem vorbeizubringen, egal welche Konsequenzen das haben wird.«
Plötzlich wird mir bewusst, dass die versammelten Inselbewohner mindestens genauso viel Zeit damit verbringen, zu uns herüberzustarren, wie zum Motorboot.
»Es wäre das Beste, wenn du kurz zu den anderen rübergehst und ihnen erklärst, was los ist«, raune ich Dermot zu, während ich zu der Gruppe hinüberlächele. »Die wundern sich nämlich schon, was wir hier zu flüstern haben.«
»Klar, das mache ich«, antwortet Dermot und schaut zu der Menschenmenge hinüber. »Danke dafür, dass du … du weißt schon. Das habe ich gerade gebraucht.«
Ich nicke Dermot zu.
»Du verrätst niemandem etwas, nicht wahr?« Er sieht mich an, die Hand auf meiner Schulter. »Von dem, was ich dir gerade erzählt habe?«
Ich schüttele den Kopf. »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.« Schnell schaue ich wieder zum Boot hinaus, das beinahe den kleinen Anleger erreicht hat. »Du hast andere Probleme, die gerade am Hafen anlegen und um die du dich kümmern musst.«
28
D ermot erklärt den anderen kurz, wer sich dort auf dem Boot befindet, und beschreibt, dass es auch für ihn eine große Überraschung ist, dass seine Tochter zu Besuch kommt.
Conor, Daniel, Dermot und ich laufen zum Anleger hinunter und helfen dem Motorboot beim Andocken, während die restlichen Inselbewohner – inklusive Roxi und Caitlin – oben auf dem Hügel stehen bleiben und zuschauen. Als Dermot seine Neuigkeiten verkündet hat, habe ich Caitlin besorgt beobachtet und auf ihre Reaktion gewartet. Doch nach dem ersten Schreck hat sie die Nachricht recht gelassen aufgenommen, was ihre generelle Haltung zum Leben zu sein scheint. Roxi wollte mit hinunter zum Anleger, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Na gut, sie will Dermots Ex unter die Lupe nehmen, das ist mir klar. Dennoch habe ich sie gebeten zu bleiben und ein Auge auf Caitlin zu halten; diese Situation ist bestimmt nicht leicht für sie.
Nachdem das Boot fest vertäut ist, warte ich gespannt darauf, wie unsere neuen Besucher aussehen und welchen Typ Frau sich Dermot zum Heiraten ausgesucht hat. Oder genauer gesagt: Welche Frau sich dazu entschieden hat, Dermot lange genug zu ertragen, um seine Frau zu werden.
Aus dem Motorboot steigt als Erstes ein Mann aus; er trägt eine cremefarbene Hose, ein marineblaues Sakko und eine blau-weiße Kapitänsmütze. Eine schlanke, elegant aussehende Blondine in einem weißen Leinenhosenanzug folgt ihm; sie trägt rote, hochhackige Sandalen an ihren perfekt pedikürten Füßen und hält eine Clutch von Chanel in der Hand, die perfekt zu den makellosen, leuchtend roten Fingernägeln passt. Ein dunkelhaariges Mädchen in Jeans, mit lilafarbenen Converse und einem Sweatshirt, auf dem Kermit der Frosch zu sehen ist mit der Aufschrift »Es ist nicht leicht, grün hinter den Ohren zu sein«, folgt ihnen mit einigem Abstand.
»Hier lebst du also nun, Dermot«, stellt die Frau fest und küsst ihn auf beide Wangen, als er vortritt, um sie zu begrüßen. »Das ist ja sehr … ländlich hier, nicht wahr?«
»Eileen.« Ohne Umschweife wischt sich Dermot die roten Lippenstiftabdrücke aus dem Gesicht. »Welch unerwartete Überraschung.«
»Na ja, wenn du einfach aufhörst, meine Briefe zu beantworten, muss ich die Sache eben selbst in die Hand nehmen«, erklärt Eileen mit einem strahlenden Lächeln. »Ich konnte dich ja schließlich nicht übergehen, nur weil einer deiner Briefe vielleicht mal abhandengekommen ist, nicht wahr?« Interessiert mustert sie das Begrüßungskomitee. »Höfliches, gesittetes Benehmen war noch nie Dermots Stärke. Ich schätze, dafür hat er einfach zu viel Zeit mit seinen Neandertaler-Handwerkern verbracht.« Sie lächelt uns an. »Wir sind uns noch gar nicht vorgestellt worden. Ich bin Eileen Drury.« Nacheinander hält sie jedem von uns ihre perfekt manikürte Hand hin.
»Darcy McCall«, erwidere ich, als ich an der Reihe bin. Schnell reiße ich meine Hand zurück und vergrabe sie tief in meiner Hosentasche, um meine hässlichen Fingernägel zu verstecken. Ich habe es nämlich längst aufgegeben, sie zu pflegen und zu maniküren. Es war viel zu zeitaufwendig, sie immer wieder zu feilen und den Nagellack aufzufrischen, nur damit sie dann doch wieder einrissen und
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