Zwei Maenner fuer Miss Darcy
der Nagellack abblätterte. Um ehrlich zu sein, habe ich es auch gar nicht vermisst – bis vor ein paar Minuten, als mein Blick auf Eileens Nägel fiel, die in der strahlenden Nachmittagssonne funkelten.
»Darcy«, schwärmt sie, »endlich lerne ich die Besitzerin dieser wunderschönen Insel kennen! Wie fantastisch, dass Sie für all das hier die Verantwortung tragen! Mir gefällt es, wenn eine Frau das Kommando über so viele Männer hat – nicht wahr?«
Höflich lächele ich sie an.
»Lassen Sie mich Ihnen meine eigene kleine Crew vorstellen«, fährt sie fort und dreht sich zu dem Mann und dem Mädchen um. »Das ist Geoffrey, der Kapitän meines Schiffs.«
»Hör auf damit, Hase«, entgegnet Geoffrey. »Du weißt genau, dass ich dieses Outfit nur aus Witz angezogen habe. So ziehe ich mich normalerweise nicht an, wenn ich mit einem Boot eine Spritztour mache.«
Wieder lächele ich höflich; Dermot zieht eine Augenbraue hoch.
»Und das«, verkündet Eileen und dreht sich um, um das junge Mädchen nach vorn zu schieben, »ist Megan.«
Megan scheint das plötzliche Interesse an ihr genauso peinlich zu sein, wie Geoffrey sein Aufzug hätte peinlich sein sollen. Sie starrt hinunter auf ihre Converse.
»Megan, schau nicht auf deine Füße!«, tadelt Eileen sie. »Die Leute wollen wenigstens dein Gesicht sehen, wenn du Ihnen vorgestellt wirst – insbesondere dein Vater, der dich jahrelang nicht gesehen hat.«
Mürrisch sieht Megan zu uns hoch. »So, welcher von euch ist es denn nun? Du kannst es nicht sein«, sagt sie und mustert Conor. »Du bist viel zu jung und siehst zu gut aus, um auf meine Mutter abzufahren.«
Conor grinst, während Eileen die Lippen spitzt.
»Megan, du weißt sehr genau, wer dein Vater ist. Dermot«, sie packt Dermot an der Hand und schiebt ihn zu Megan, »deine Tochter.«
Skeptisch und schweigend beäugen sich Dermot und Megan eine Weile. Dann öffnet sie den Mund, formt eine große rosafarbene Kaugummiblase, lässt sie platzen und kaut dann weiter.
»Dad«, sagt sie schließlich und schaut zu ihm auf. »Wie geht’s?«
Dermot starrt seine Tochter an.
»Megan«, erwidert er und verzieht missbilligend das Gesicht. »Bitte lass dieses ekelhafte Zeug nicht direkt vor meiner Nase zerplatzen. Wenn du schon so etwas kauen musst, dann sei doch so gut und behalte es bitte für dich.« Dermots Züge werden weicher. »Und mir geht es sehr gut, vielen Dank. Wie geht es dir?«
Megan grinst, nimmt das Kaugummi aus dem Mund und wickelt es vorsichtig in das Kaugummipapier, das sie aus ihrer Hosentasche zieht. »Abgemacht«, erwidert sie, bevor sich beide die Hände schütteln. Dann sieht sie sich um. »Jetzt will ich mir die Insel anschauen. Zeigst du mir alles?«
Unsere Gäste sind den Inselbewohnern vorgestellt worden. Als Eileen mit Roxi bekannt gemacht wurde, warfen die beiden einander derart vernichtende Blicke zu, dass sie Taras Felsen hätten zerbersten lassen können. Dermot verbringt die nächste Stunde damit, sie überall herumzuführen – zumindest Megan und Geoffrey; Eileen beschließt, dass sie vielleicht, in Anbetracht ihres derzeitigen Schuhwerks, besser auf festem Untergrund bleibt, weshalb ich ihr eine Tasse Tee in meinem Cottage anbiete.
Conor und ich brauchen länger als gewohnt zu meinem Cottage zurück, da Eileen hinter uns auf ihren roten hohen Absätzen nur mühsam auf Taras unebenem Boden vorankommt und versucht, währenddessen auch noch eine Zigarette zu rauchen. Als wir endlich ans Ziel gelangen, wirft sie die Kippe vor meiner Tür auf den Boden und drückt sie mit der Sohle ihrer Sandalette aus.
»Oh, wie idyllisch«, ruft sie, als wir nach drinnen gehen. »Das sieht ja hier aus wie in einem Puppenhaus!«
»Eileen«, frage ich, während ich die Teesachen zusammensuche, »was haben Sie denn jetzt auf der Insel vor?« Mir ist natürlich nicht entgangen, dass sich kein nennenswertes Gepäck im Boot befand. Natürlich waren ein paar Taschen an Bord gewesen, allerdings nicht in dem Umfang, mit dem eine Frau wie Eileen reisen würde – damit kenne ich mich immerhin aus.
»Das schöne Wetter genießen, meine Liebe.« Eileen späht aus meinem Küchenfenster auf die Bucht hinunter. »Von hier aus hat man ja eine atemberaubende Aussicht.«
»Stimmt, die ist einzigartig«, pflichte ich ihr bei. »Manchmal kann man unten in der Bucht sogar Delfine sehen.«
»Oh, können die auch Kunststückchen?« Eileen dreht sich zu mir um. »Als wir mal in unserer Villa in Portugal
Weitere Kostenlose Bücher