Zwei Maenner fuer Miss Darcy
funktionieren?
Da fällt mir zum ersten Mal etwas auf. Sofort eile ich zum Torbogen zurück und versuche, etwas von dem Efeu wegzuschieben, der sich schon seit vielen Jahren um das alte Mauerwerk schlingt, um das freizulegen, was sich dahinter verbirgt. Als die Zweige ihren Halt an den Steinen verlieren, finde ich es endlich: die endgültige Bestätigung – von meiner Tante Molly.
32
R oxi«, zische ich an jenem Abend über den Bartresen. »Ich brauche deine Hilfe.«
»Was ist denn los, Süße?«, fragt sie und kommt auf ihren neonblauen Satinschuhen zu mir herübergeschlendert. Selbst nach all der Zeit auf der Insel besteht Roxi immer noch darauf, ihre hohen Hacken zu tragen. Mir ist schleierhaft, wie sie das schafft. Aber Roxi behauptet steif und fest, dass sie sich mit flachen Schuhen nicht wohlfühlt. Da sie aber den Bereich rund um ihr Cottage, die O’Connell Street und den Pub so gut wie nie verlässt, klappt es auch irgendwie. Nur bei ihren regelmäßigen Besuchen oben bei Eamon gibt sie nach und leiht sich bei Niall ein Paar seiner Sportschuhe, um darin die »Reise« anzutreten.
»Du musst für mich heute Abend Caitlin ein paar Minuten ablenken«, flüstere ich und schaue schnell zu ihr hinüber. Caitlin und Dermot sitzen in der entgegengesetzten Ecke des Pubs.
»Warum?« Roxi kneift argwöhnisch die Augen zusammen.
»Weil ich Dermot kurz unter vier Augen sprechen muss.«
Roxi reißt die Augen weit auf. »Was? Jetzt?« Sie stemmt die Hände in die Hüften. »Weiß Conor davon?«
»Nein, es ist nicht das, was du denkst! Ich muss mit ihm etwas besprechen, aber Caitlin weicht ihm seit kurzem nicht mehr von der Seite.« Ich schaue kurz zu den beiden hin. »Besonders, wenn ich in der Nähe bin«, murmele ich.
»Was war das?« Roxi beugt sich zu mir herüber.
»Ich sagte: Besonders, wenn ich in der Nähe bin. Keine Ahnung, was mit ihr los ist, sie reagiert ganz komisch auf mich.«
Roxi richtet sich auf und starrt zu Caitlin hinüber, bevor sie sich wieder über die Theke beugt und die Lippen zu einem leuchtend pinken »O« spitzt. »Verstehe«, sagt sie und nickt vielsagend.
»Was soll das heißen, ›verstehe‹? Was verstehst du?«
»Ich dachte mir schon, dass so etwas passieren würde.« Sie wackelt mit dem Kopf. »Aber ich wollte es nicht zugeben. Ich denke, Caitlin ist ein klein bisschen eifersüchtig.«
»Auf wen?«
»Auf dich, du dummes Huhn. Auf deine Beziehung zu Dermot.«
»Aber Dermot und ich haben keine Beziehung, zumindest keine solche Beziehung.«
»Ich weiß das, und du weißt es auch, Darcy. Aber sie weiß es nicht.«
Ich blinzele zu ihrem Tisch hinüber. Wie durch Zauberhand bemerkt Caitlin in diesem Moment meinen Blick und greift sofort nach Dermots Hand.
Ich schlage die Hände vors Gesicht und stütze mich mit den Ellbogen auf der Theke ab. »Argh! Ich will doch nur mal kurz mit ihm reden, ohne dass Caitlin dabei ist!«
»Warum?«
»Ich will es einfach, Roxi.« Ich schaue zu ihr auf. »Ich kann dir momentan noch nichts darüber verraten, du musst mir einfach vertrauen.«
»Baby, dir würde ich mein Leben anvertrauen.« Sie nimmt meine Hand. »Wie viel Zeit brauchst du?«
Ich lächele sie an. »So lange wie möglich.«
Roxi zwinkert mir zu. »Gut, überlass das ruhig mir. Komm in einer Stunde wieder, dann gehört er dir.«
Als ich nach einer Stunde wie von Roxi befohlen in die Temple Bar zurückkehre, wimmelt es hier vor Gästen. Nicht nur Roxi eilt mit Biergläsern und anderen alkoholischen Getränken hinter der Bar herum, sondern auch Caitlin.
»Wie hast du das angestellt?«, frage ich sie schnell, als Roxi ein paar Sekunden stillsteht und ein Bier zapft.
»Ich habe auf der Insel das Gerücht verbreitet, dass in den nächsten Stunden alle Getränke zum halben Preis über die Theke gehen, und dann dafür gesorgt, dass Ryan heute Abend frei hat. Paddy spielt ohnehin heute Abend den Babysitter für Megan – deswegen war ich ja so was von verzweifelt auf der Suche nach Personal. Und da kam Caitlin ins Spiel. Sie hat mir kürzlich erzählt, dass sie früher mal in einer Hotelbar gearbeitet hat.«
Ich schüttele den Kopf über ihre raffinierte Hinterlist und danke Gott zum hunderttausendsten Mal, seit ich sie kenne, dass sie meine Freundin ist.
»Geh!«, sagt sie und nickt in Dermots Richtung. »Solange du noch die Chance dazu hast.«
Danke, gestikuliere ich, während ich mich zu Dermot durchkämpfe, der immer noch an einem Tisch in der Ecke neben der Bar sitzt.
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