Zwei Maenner fuer Miss Darcy

wirst du die Wahrheit erkennen«, ruft sie. »Diese Insel scheint die Gabe zu haben, den Leuten die Augen zu öffnen, was sie wirklich im Leben erreichen wollen. Bei mir war es jedenfalls so.«
    Im Hinausgehen nicke ich Caitlin zu, und als ich die O’Connell Street überquere, habe ich immer noch das Klirren der Ladenklingel im Ohr.
    Wenn das stimmt, Tara, dann bitte: Wann wirst du endlich deinen Zauber auf mich ausüben?

34
    C aitlin reist nach einer ausgelassenen Abschiedsparty ab, bei der es in der Temple Bar ziemlich feucht-fröhlich zuging und einige der deutlich angetrunkenen Inselbewohner nicht nur auf der Tanzfläche, sondern auch auf den Tischen getanzt haben. Dermot hat beschlossen, nicht zu kommen; stattdessen verbrachte er den Abend in seinem Cottage und arbeitete an den Plänen für das neue Gebäude.
    Ich weiß nicht, was die beiden an jenem Abend miteinander besprochen haben oder ob Caitlin Dermot je die wahren Gründe für ihre Abreise erklärt hat. Doch Dermot hat entschieden, nicht darüber zu reden, und so sehe ich die beiden erst zusammenstehen, als wir Caitlin am Hafen verabschieden.
    »Viel Glück, Caitlin«, wünsche ich ihr und nehme sie in den Arm, als sie gerade aufs Boot steigen will.
    »Dir auch, Darcy«, erwidert sie und lächelt mich an. »Ich glaube, du kannst es brauchen, um die Meute hier bei der Stange zu halten.« Sie beugt sich vor. »Ich habe dir ein Geschenk dagelassen«, flüstert sie mir ins Ohr. »Unter der Verkaufstheke im Laden. Damit du weißt, dass es zwischen uns kein böses Blut gibt. Außerdem weiß ich, dass du dafür Verwendung hast.«
    Nachdem wir zugeschaut haben, wie sie mit Conor davongefahren ist, und alle wieder zu ihren Cottages und Aufgaben zurückgekehrt sind, wandere ich zum Laden. Wie versprochen, finde ich dort eine blaue Schachtel vor, auf der sich ein Aufkleber befindet. Für Darcy. Eines Tages wirst du mich verstehen. Kuss, Caitlin.
    Ich öffne den Deckel der Schachtel, in der sich eine Unmenge bunter Steine befindet. Es sind die Kristalle, die Caitlin in ihrem Korb aufbewahrt hat.
    »Ich hoffe es, Caitlin«, flüstere ich, als ich über den Inhalt der Schachtel streiche und die Kristalle durch meine Finger gleiten lasse. »Das hoffe ich wirklich.«
    Nachdem Caitlin fort ist, ändern sich einige Dinge auf Tara. Als Megan herkommt, um ihre Herbstferien hier zu verbringen, hat Orla den Laden übernommen, wird dabei aber von Siobhan unterstützt. Dadurch haben beide genügend Zeit, um ihre Tai-Chi-Kurse durchzuführen und Reiki- und Massage-Sitzungen abzuhalten. Nach ein paar aufmunternden Worten meinerseits hat Dermot seine Tochter gefragt, ob sie auch die nächsten Ferien auf Tara verbringen wolle. Sowohl Megan als auch Eileen willigen freudig ein.
    »Wann ist Caitlin denn abgereist?«, fragt mich Megan eines Morgens, nachdem wir mit Dermot zusammen zur Ruine hinaufgegangen sind, um vor Ort die Pläne noch einmal durchzusehen. Dermot ist im Inneren der Ruine, um dort ein paar Abmessungen nachzuprüfen, während Megan und ich draußen auf der Mauer sitzen und auf ihn warten. »Das kam ja sehr plötzlich.«
    »Sie hat eben entschieden, auf Reisen zu gehen und sich die Welt anzuschauen«, erkläre ich ihr und ziehe mir das Sweatshirt aus. Es mag zwar Ende Oktober sein, doch es ist ein relativ warmer Tag. »So überraschend kam das gar nicht.«
    »Hmmm«, erwidert Megan gedankenverloren. »Es kam mir nur ein bisschen komisch vor, als Dad mir davon erzählt hat.«
    Ich versuche, das Thema zu wechseln. »Wie wollen wir eigentlich deinen Geburtstag diese Woche feiern? Was wünschst du dir – willst du, dass wir eine Party machen?«
    Megan zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Was tut man denn normalerweise, wenn hier einer Geburtstag hat?«
    Nicht sehr viel. Mein Geburtstag war im Januar, deswegen habe ich noch nichts zu feiern gehabt, seitdem ich hier bin. Doch ein paar der anderen hatten Geburtstag, und das haben wir immer mit ein paar Drinks in der Temple Bar gefeiert, wo gemeinsam auf das Geburtstagskind angestoßen wurde. Auf Paddys Drängen hin haben wir uns dann Ende September für Nialls Geburtstag doch etwas Mühe gegeben und ein Essen mit allen für ihn organisiert. Doch mit Ausnahme von Conors Geburtstag im Juni, den wir im Mondlicht mit einem Picknick am Strand gefeiert haben, waren die Geburtstage der Inselbewohner eine recht unspektakuläre Angelegenheit.
    »Nicht viel«, erwidere ich vorsichtig, da ich Megan nicht enttäuschen will. »Aber