Zwei Maenner fuer Miss Darcy
schnell in die Anziehsachen, die ich für die erste Begrüßung ausgewählt habe. Die Entscheidung war relativ schwierig; denn nach dem maritimen Look von neulich will ich es nicht schon wieder übertreiben. Darum habe ich mich dieses Mal für einen langen schwarzen Rock mit einem geflochtenen hellbraunen Ledergürtel, hohe Wildlederstiefel, eine hauchdünne weiße, bestickte Bluse und eine lange schwarze Weste aus Pelzimitat entschieden. Die Modekette Monsoon hat mir versichert, dass ihre Ethnic-City-Kollektion »in dieser Saison jeder Gelegenheit Perfektion und Raffinesse mit einem Hauch Folklore verleiht« – deswegen will ich hoffen, dass das Outfit auch mir diese Attribute beschert. Vielleicht ist es ein bisschen gewagt für Tara – hier gilt es schließlich schon als modisches Großereignis, wenn jemand einen bunten Regenmantel trägt –, aber schließlich zählt immer noch der erste Eindruck. Außerdem muss ich mich heute Nachmittag so selbstbewusst wie möglich fühlen.
Roxi hat nicht einmal versucht, die Wahl ihrer Kleidung dezent zu halten. Sie trägt ein braunes Oberteil mit Leopardenmuster, eine schwarze, hautenge Jeans und dazu passende Plateauschuhe mit Leopardenmuster, die so hoch sind, dass sie darauf kaum das Gleichgewicht halten kann, als sie zum Hafen heruntergestakst kommt, um auf die Ankunft des Bootes zu warten.
Plötzlich sind wir alle ganz still. Wir mögen vielleicht erst ein paar Tage lang hier zusammenleben, doch allen kommt es seltsamerweise ganz merkwürdig vor, hier gleich Fremde zu begrüßen.
Je näher sie kommen, desto mehr Leute erkenne ich vom Vorstellungsgespräch wieder. Mit einem Mal steigt Panik in mir auf. Diese Menschen haben ihr vorheriges Leben aufgegeben, um hier mit mir auf dieser Insel zu wohnen; ich soll mich also jetzt ernsthaft an sie wenden à la »Leute, die Sache ist die : Ich hoffe, es macht euch nichts aus, aber es gab eine kleine Planänderung …«?
»Alles in Ordnung mit dir, Darcy?«, erkundigt sich Niall besorgt. »Du siehst blass aus.«
»Wie bitte …? Ach so, ja, klar, alles gut. Ich bin nur ein bisschen nervös, das ist alles.«
Jetzt wünschte ich, ich hätte mir mehr Mühe gegeben, meine Idee den anderen vorzustellen. Eigentlich wollte ich gestern Abend beim Grillen die Gelegenheit nutzen, doch dann hat Eamon mit seinen Geschichten losgelegt, und jedes Mal, wenn ich es heute noch einmal versucht habe, wurde ich durch irgendeine Situation davon abgehalten, um die ich mich dringend kümmern musste. Zum Beispiel kleinere Umorganisationen hinsichtlich der Frage, wer wo schlafen soll oder wie wir heute Abend alle mit Essen versorgen sollen, wo wir doch bisher nur für uns wenige Leute gekocht haben. Ganz gleich, welches Problem sich auftat: Immer war ich dafür zuständig, mir eine Lösung einfallen zu lassen. Eigentlich hatte ich angenommen, dass sich nach dem Ausladen der Möbel endlich eine Möglichkeit ergeben würde, mit allen zu sprechen, bevor die anderen kommen. Doch jetzt sind die neuen Inselbewohner schon unterwegs, und es gibt dazu keine Gelegenheit mehr.
Es bleibt mir nun nichts anderes übrig, als heute Nachmittag einfach zu improvisieren, wenn ich die große Nachricht verkünde. Ich kann nur hoffen, die anderen stehen hinter mir …
Das Boot hat mit seiner deutlich lebendigeren Ladung endlich angelegt, und wir helfen allen, mit ihrem Hab und Gut an Land zu kommen.
»Darf ich euch bitte kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?«, rufe ich über den Lärm der aufgeregt schnatternden Menge hinweg, als alle gerade dazu ansetzen, sich miteinander bekannt zu machen.
»Ruhe!«, brüllt Dermot.
Alle verstummen.
»Vielen Dank, Dermot.« Ich nicke ihm zu, bevor ich zu meiner sorgfältig vorbereiteten Rede überleite, die ich heimlich in meinem Cottage einstudiert und geübt habe. »Zuerst einmal möchte ich euch alle ganz herzlich auf Tara begrüßen. Ich bin Darcy, wie die meisten von euch schon wissen. Wenn ihr gleich weitergeht, werdet ihr dort drüben an Niall mit dem Klemmbrett vorbeikommen. Er wird euch mitteilen, in welchem Cottage ihr untergebracht seid.« Niall winkt allen zu. »Dann, wenn ihr euch ein wenig eingelebt habt, würde ich vorschlagen, dass wir uns alle hier wiedertreffen – wenn das Wetter mitspielt.« Ich werfe einen Blick nach oben, wo der Himmel allmählich dunkler wird. »Dann werden wir unsere erste Inselzusammenkunft abhalten. Aber jetzt, wo ich mir den Himmel so anschaue – Conor, was würdest du sagen, wie lange
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