Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Linken plötzlich ein Fenster einen Spalt breit geöffnet, in dem Eamons Kopf auftaucht.
»Was macht ihr hier?«, fragt er und scheint nicht allzu erfreut darüber zu sein, uns zu sehen.
»Wir sind hergekommen, um etwas mit Ihnen zu besprechen.« Ich trete einen Schritt von der Tür zurück, um ihn besser zu sehen.
»Bitte?«
»Es wäre einfacher, wenn wir kurz reinkommen dürften«, bitte ich in der Hoffnung, dass er zur Tür kommt. »Das ist nichts, was ich Ihnen zwischen Tür und Angel erklären kann.«
Eamon seufzt. »Ich komme raus«, ruft er und macht das Fenster zu. Sofort schließt er auch die Vorhänge wieder.
Beklommen schaue ich zu Roxi hinüber; sie zuckt mit den Schultern.
Eine Minute später öffnet sich die Haustür einen Spalt breit. Der Spalt ist gerade so groß, dass Eamon sich hindurchquetschen kann. Just als ich mich zu fragen beginne, was er in seinem Cottage versteckt haben mag, zieht er die Tür mit einem Ruck ins Schloss. »Nun, was ist so wichtig, dass ihr heute Morgen den langen Weg hierher auf diese Seite der Insel auf euch genommen habt?«
Die Art des Willkommens hätte ich nicht erwartet – insbesondere nicht, da ich Roxi mitgebracht habe. Neulich abends war Eamon doch schließlich noch so freundlich gewesen.
Während Roxi ihren Füßen draußen vor Eamons Cottage eine Verschnaufpause gönnt, wandern wir beide über einen Pfad an den Klippen entlang. Und ich halte die Rede, die ich eingeübt habe – darüber, wie toll das alles für Tara sein wird und dass es keine Touristenfalle oder irgendetwas ähnlich Schreckliches werden soll. Je weiter wir uns vom Cottage entfernen, desto mehr scheint sich Eamon zu entspannen.
»Wie viele Leute sind denn nun geblieben?«, erkundigt er sich, nachdem ich ihm erklärt habe, was gestern passiert ist.
Schnell zähle ich in Gedanken zusammen. »Acht, aber mit dem Rest von uns sind wir insgesamt, ähm, vierzehn.«
»Reichen denn vierzehn Leute aus, um sich um all die Urlauber zu kümmern, die herkommen sollen?«, erkundigt sich Eamon und zieht fragend eine weiße Augenbraue hoch.
Moment mal … vierzehn! Ich brauche aber doch fünfzehn Inselbewohner, oder etwa nicht?
»Oh, Sie sind ja auch noch da, Eamon«, seufze ich erleichtert. »Das macht dann insgesamt fünfzehn Inselbewohner.«
»Was willst du mit all den Leuten anstellen, wenn sie herkommen?« Er hält kurz inne, um sich auszuruhen, und klopft dann mit seinem Gehstock auf den Boden. »Mir reicht es, jeden Tag aufs Neue die grandiose Aussicht zu genießen, aber die Leute erwarten heutzutage einfach mehr.«
»Conor hat vorgeschlagen, uns auf Angeln, Wandern und Bootsausflüge rund um die Insel zu konzentrieren. Ich hoffe, die Insel zu einem Anziehungspunkt für Freiluftaktivitäten zu machen. Dazu werden wir noch weitere der alten Cottages renovieren müssen. Dermot hat schon signalisiert, dass er sich mit Unterstützung der anderen darum kümmern wird.«
Eamon nickt. »Ah, ja, dieser Dermot, der kann kräftig zupacken. Er ist vielleicht ein wenig dickköpfig, aber es gibt nicht viel, was ihn aufhalten kann, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat.«
»Da könnten Sie Recht haben, Eamon.«
»Wie kamst du darauf, die Insel zu einem Urlaubsziel zu machen?«
Kurz erkläre ich Eamon, was mir gestern am Strand passiert ist.
»… und dann wurden der Sandeimer und das Schäufelchen an meine Füße gespült. Sofort war mir klar, dass es möglicherweise ein Zeichen ist, Eamon, wie ein Hinweis, der mich auf die richtige Idee gebracht hat.«
»Warum glaubst du das?«
»Na ja – wenn Sie nicht regelmäßig nach unten an den Strand gehen, um Sandburgen zu bauen, dann bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass noch nie jemand an diesen Stränden mit Eimer und Sandschaufel gespielt hat, oder?«
Eamon schüttelt den Kopf. »Nein, das stimmt. Ich bezweifle, dass hier am Strand jemals irgendwer eine Sandburg gebaut hat. Aber vielleicht am Strand auf dem Festland. Das Spielzeug kann jahrelang im Meer getrieben und jetzt erst an Land gespült worden sein.« Eamon lässt den Blick hinaus aufs Meer schweifen.
»Oh, klar, das ist natürlich möglich – daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
Das ist nicht die Reaktion, die ich von Eamon erwartet hatte. Da er so viel Wert auf keltische Mythen und Sagen legt, hätte ich gedacht, dass er mein – wie ich finde – etwas geheimnisvolles Erlebnis mehr zu schätzen gewusst hätte. Vielleicht hat er dennoch Recht; vielleicht war ja
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