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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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glücklich bin. Und für dich hätte er das Gleiche gewollt.«
    »Ich bin glücklich. Ich bin glücklich damit, wie die Dinge jetzt sind. Aber ich werde nicht mehr glücklich sein, wenn du mir einen neuen Vater aufzwingst. Er ist Mechaniker. Vater war Ingenieur. Er war tausendmal klüger als Gregg.«

    »Gregg ist auf seine Weise klug. Er wird sein eigenes Geschäft aufbauen.«
    »Das sagt er ständig.« Als ob das je passieren würde. »Dazu braucht man Geld, Mom, von Grips ganz zu schweigen.«
    »Er hat einen Plan. Es sieht gut aus.«
    »Aber er ist pleite. Du hast doch seinen Laster gesehen. « Der war an einigen Stellen verrostet und an einem Kotflügel war eine dicke Beule, weil er eines Abends nach einem Pokerspiel rückwärts gegen einen Laternenpfahl gefahren war. »Sieh dir doch nur an, wo er wohnt!« Sein sogenanntes Haus war eine schäbige Kellerwohnung in einem Mehrfamilienhaus am Holzplatz. »Er kann sich gar nicht selbstständig machen. Er hat kein Geld.«
    »Wir werden Geschäftspartner sein«, erklärte meine Mutter. Jetzt war sie mir böse.
    Ich starrte sie an. Sie arbeitete nicht. Sie hatte noch nie gearbeitet. Sie lebte von dem, was mein Vater ihr hinterlassen hatte. Außerdem hatte sie eine große Summe von der Versicherung bekommen – sie zahlten doppelt, weil es Tod durch Unfall gewesen war – und aus einem Rechtsstreit, weil sie die Firma des Lastwagens verklagt hatte. Sie hatte sich gut beraten lassen und gut investiert, sodass das Geld reichen würde. Wir würden damit auskommen. Es war sogar genug, dass etwas für meine Ausbildung zurückgelegt werden
konnte. Aber wir mussten immer noch vorsichtig sein. Normalerweise war es bei Partnern so, dass beide etwas beisteuerten. Was wollte meine Mom beisteuern?
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Du willst ihm doch nicht etwa Geld leihen, oder?«, fragte ich. »Das Geld, das wir von Dad haben, ist für uns. Du darfst es doch nicht für irgendein Geschäft wegwerfen, das Gregg vorhat!«
    Sie antwortete nicht, aber mir wurde klar, dass sie genau das vorhatte.
    »Auf keinen Fall«, sagte ich. »Auf gar keinen Fall.«
    »Stephanie, bitte. Ich will, dass du damit einverstanden bist. Ich will, dass du sagst, dass es für dich in Ordnung ist, wenn ich Gregg heirate.«
    »Es ist nicht okay«, erwiderte ich. »Und ich habe auch Rechte. Wenn du versuchst, das Geld für Greggs Geschäft auszugeben, dann spreche ich mit Martin.« Martin war ein Freund meines Vaters gewesen. Er war Anwalt. Er hatte sich um die Angelegenheiten meines Vaters gekümmert.
    »Das Geld ist für uns, nicht für Gregg.«
    »Stephanie …«
    Ich ging einfach hinaus und knallte so laut wie möglich mit der Tür, aber dennoch konnte ich sie schreien hören: »Du bist unmöglich!«
    Ich war unmöglich? Sie war unmöglich. Ich sagte mir, dass ich sie hasste.

    Das war damals.
    Jetzt würde ich alles tun, um sie wiederzusehen. Alles. Ich würde mich sogar mit Gregg abfinden. So schlimm war er gar nicht. Er machte meine Mom glücklich und das war schon viel wert. Er hatte sogar einmal versucht, mit mir zu reden. Er hatte sich neben mich aufs Sofa gesetzt, als ich ferngesehen hatte und hatte gesagt: »Ich weiß, dass ich nie deinen Dad ersetzen kann, Steph, und das will ich auch gar nicht. Aber du und ich, wir können doch Freunde sein, oder? Ich meine, wir lieben beide dasselbe. Deine Mutter.«
    Ich hatte ihn natürlich nicht einmal angesehen und ihm schon gar nicht geantwortet. Aber er hatte es versucht. Wirklich. Und vielleicht hatte meine Mom ja recht, auf seine Weise war er möglicherweise clever. Dass er im Moment keinen Erfolg hatte, hieß ja noch nicht, dass er es nicht schaffen konnte. Vielleicht brauchte er ja nur jemand, der ihm eine Chance gab. Und vielleicht war das meine Mutter. Sie schien jedenfalls an ihn zu glauben.

    Die Tränen rannen mir über die Wangen, während ich unter meiner vergammelten Decke zusammenkauerte. Ich wollte nach Hause. Ich wollte zu Hause sein . Ich würde alles darum geben, sicher in meinem eigenen
Bett in meinem eigenen Zimmer in meinem eigenen Zuhause zu liegen. Und wenn das nie geschah? Was, wenn ich nie wieder nach Hause kam? Ich begann zu schluchzen.
    Reiß dich zusammen, sagte ich mir streng. Du musst positiv bleiben. Wenn du aufgibst, wirst du es nie schaffen. Ich grub in der Tasche nach der Kette, das ich in meiner Jacke gefunden hatte. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass es dem Mann gehörte, der mich entführt hatte.

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