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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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Es sah nicht außergewöhnlich aus, wahrscheinlich gab es Tausende, vielleicht sogar Millionen solcher Ketten. Aber vielleicht lieferte sie der Polizei einen Hinweis. Vielleicht half es ihnen, den Kerl zu schnappen. Ich wischte mir die Tränen fort. Ein positiver Gedanke half mir, weiterzumachen: ich konnte der Polizei helfen, den Kerl zu schnappen, der die beiden anderen Mädchen mitgenommen hatte. Ich konnte ihnen helfen, einen Serienmörder zu fassen. Aber damit das geschehen konnte, musste ich weitergehen. Ich musste zurück nach Hause.
    Ich steckte die Kette wieder in meine Tasche, schloss die Augen und stellte mir vor, wie ich wieder wohlbehalten zu Hause war. Beinahe hätte es funktioniert. Ich war fast eingeschlafen, als mich ein Donnerschlag, als ob die Erde bersten wollte, wieder aus dem Schlaf riss. Einen Augenblick später fing es an zu schütten.

9
    Mein erster Gedanke war: Trocken bleiben!
    Mein zweiter: Wasser!
    Ich richtete mich auf, griff nach der Metallschüssel und stellte sie auf, damit sich das Wasser darin sammelte. Auch die Flasche schraubte ich auf und stellte sie hin. Aber ihre Öffnung war zu schmal, als dass sich darin viel hätte sammeln können.
    Ich kauerte mich unter den Baum und sah zu, wie das Wasser so schwer auf den Boden der Schüssel traf, dass es wieder hochspritzte. Die Plastikplane hielt ich wie ein kleines Dach über meinen Kopf. Dadurch blieb mein Oberkörper halbwegs trocken, aber der Boden um mich herum war hart und konnte nicht den ganzen Regen aufsaugen. In Strömen rann das Wasser zwischen den Felsen und den hervorstehenden Baumwurzeln entlang. Gleich darauf war meine Jeans nass. Ich musste eine Entscheidung treffen. Entweder suchte ich mir einen Platz, an dem ich Schutz vor dem Unwetter fand, oder ich gab es auf, trocken bleiben zu
wollen und nutzte die Gelegenheit und versuchte, so viel Wasser wie möglich zu sammeln.
    Ich dachte daran, wie durstig ich in den ersten beiden Tagen gewesen war und wie weit ich möglicherweise noch laufen musste. Außerdem dachte ich daran, dass ich auf meinem Weg bislang noch überhaupt keine Wasserquelle gefunden hatte.
    Es dauerte nicht lange, bis ich meine Entscheidung getroffen hatte.
    Ich sprang auf und grub mit den Händen in der Erde. Ich glaube, ich habe mir jeden einzelnen Fingernagel abgebrochen, als ich versuchte, den harten Boden aufzulockern. Dann fiel mir das Besteckset ein. Ich nahm es aus der Jackentasche und klappte den Löffel und die Gabel aus, mit denen ich die Erde auflockerte. Sie waren nicht sonderlich geeignet, aber es ging wesentlich besser als mit den Fingern. Ich grub mit beiden Händen und so tief wie möglich, bis ich schließlich ein fast zwanzig Zentimeter tiefes Loch hatte, das ich mit der Plastikfolie auslegte und die Ränder mit Steinen beschwerte.
    Während der ganzen Zeit prasselte der Regen herunter.
    Ich setzte mich neben das Loch, zog die Knie unters Kinn, schlang die Arme um meinen Körper und zitterte am ganzen Leib. Seit ich mich schlafen gelegt hatte, war die Temperatur stark gesunken. Vielleicht fühlte
es sich auch nur so an, weil ich so nass war. Ich begann mir wieder Sorgen zu machen. Was war, wenn ich von dem ganzen Regen und der Kälte jetzt auch noch krank wurde?
    Ich befahl mir, diese zwei Worte nie wieder zu sagen. Ich brauchte keine was wenn’s mehr. Was ich brauchte, waren Wasser, Nahrung und eine Unterkunft. Ich musste nach Hause.
    Der Regen prasselte weiter. Das Loch füllte sich und floss dann über. Es wurde kälter. Ich konnte nicht aufhören zu zittern. Meine Zähne klapperten, während über mir der Donner grollte und Blitze über den tiefschwarzen Himmel zuckten.
    Ich hörte ein ohrenbetäubendes Geräusch wie von einer Explosion, dem gleich darauf ein lautes Krachen folgte, als ob etwas aus dem Himmel auf die Erde gefallen sei. Ein Baum, dachte ich. Der Blitz hat einen Baum getroffen und wie es sich anhörte, war das ganz in der Nähe gewesen. Abschätzend betrachtete ich die Kiefer, unter der ich saß. Ich dachte an die Geschichten, die man von Zeit zu Zeit über Leute hört, die während eines Gewitters im Freien sind und unter einem Baum Schutz suchen und dann vom Blitz getötet werden, weil der Blitz immer in die Dinge einschlägt, die am höchsten sind. Wenn man unter einem Baum sitzt, der vom Blitz getroffen wird, wird die Elektrizität in die Erde geleitet und bringt einen um. Also kroch ich
unter der Kiefer hervor und setzte mich ins Freie. Es war, als ob man unter

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