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Zwei Schwestern

Zwei Schwestern

Titel: Zwei Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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lauschender Dämmerung füllten, und endlich ein großer Stoß von Büchern, die auf einem Gestelle lagen, und auf mein Beschauen und Untersuchen warteten. Ich muß gestehen, daß ich so schwach war, daß mich diese Aufmerksamkeit sehr freute. Was mir aber demohngeachtet wieder abging, waren Bilder; es hing nehmlich kein einziges, nicht einmal der allerunbedeutendste Holzschnitt, an der Wand. Es war diese Bemerkung von meiner Seite natürlich, indem ich von meinem Hause gewohnt war, mich immer von den Kupferstichen der Tante umgeben zu fühlen. Auch besaß ich einige werthvolle alte Bilder, die in einigen Zimmern zerstreut waren, und vor denen ich gerne stand. Ich hatte sie mir in der Zeit, da ich noch schwärmte, von einem guten Theile meines väterlichen Erbes angeschafft, was namentlich den Zorn meines Oheims sehr anfachte; denn ich hatte nach und nach eine kleine Sammlung von Gemälden zusammen gebracht, die mich unermeßlich ergözten, aber ich hatte nicht mehr so viel Geld, daß ich ordnungsgemäß in den Jahren, die noch vor mir lagen, hätte leben können.
    Als ich den Gärtner - denn das war er unstreitig, wie mir immer klarer wurde - gefragt hatte, wo die früheren Geräthe hin gethan worden seien, damit ich mir meine Dinge, die in deren Laden wären, hole, als er sie mir gezeigt, als ich diese Sache in Ordnung hatte, und er fort gegangen war, sezte ich mich in die Kissen meines Sophas nieder, und schaute unthätig in das Zimmer hinaus, weil ich erstaunlich ermüdet war.
    Die Kühle, welche hier herrschte, und gegen die große Hize, die draußen nach und nach anzuwachsen begann, angenehm abstach, die liebliche Lichtbrechung, die durch die Fenstervorhänge erzeugt wurde, die sanften Kissen, in denen ich ruhte und der Anblik dieser schönen Geräthe, wie ich sie von Kindheit an gewöhnt war - das alles sprach mich übereinstimmend und regelmäßig an, ich blieb sizen, genoß meiner Ruhe, und war so in dieselbe versenkt, daß ich mir nicht einmal eines der da liegenden Bücher holte, um in demselben zu blättern, und zu sehen, was es enthalte.
    Diesen meinen Zustand mußte wohl Rikar geahnt haben; denn obwohl er mich nach Hause kommen gesehen, und mich von einem Fenster aus gegrüßt hatte, kam er doch nicht in mein Zimmer, um mich der Verabredung gemäß in dem Hause herum zu führen, oder sonst die Zeit mit mir zuzubringen; sondern er ließ mich allein und ließ mich erholen.
    Als ich endlich nach einer Weile schon wieder anfing, gelegentlich herum zu gehen, und dies und jenes anzuschauen, pochte er, und kam herein.
    Er fragte mich, ob ich von dem Spaziergange schon ausgeruht hätte, und als ich dies bejahte, trug er mir an, mich in dem Hause herum zu führen.
    Er führte mich in alle Räume, die nicht besonders zu einem ausschließlichen Gebrauche eines Familiengliedes bestimmt waren, und zeigte mir alles und erklärte mir alles. Das Haus hatte eben nichts Besonderes, aber seine Gelasse waren räumlich, und die Aufbewahrungsorte der Pflanzen waren eigenthümlich und zweckmäßig eingerichtet. Sie waren, wie manches in diesem Hause, erst in neuerer Zeit errichtet, und erregten meine besondere Aufmerksamkeit. Rikar hatte an meiner Theilnahme große Freude. Bei diesem Gange durch das Haus sah ich auch die Zimmer, welche geplündert worden waren, um die meinigen einzurichten.
    Als wir von der Rundschau zurük gekommen waren, blieb er bei mir, und wir redeten von verschiedenen Dingen. Ich erzählte ihm, wo ich am Vormittage gewesen sei, und er sagte, ich müsse vorsichtig sein; denn oft schieße wider Vermuthen hier das Gestein senkrecht ab, daß man sich verirren, oder nur mit Lebensgefahr herab kommen könne. Ich suchte ihn darüber zu beruhigen, und sagte, daß ich in meiner Heimath als einer der besten Alpensteiger bekannt sei, und daß ich die Merkmale gangbarer Richtungen schon recht gut zu unterscheiden wisse.
    Im Verlaufe des Gespräches kamen wir auf Hieronimus Rüdheim, und er erzählte mir von ihm, daß er ein Tiroler aus dem Innthale sei, daß er einmal viel Vermögen besessen, manches auf einen ungerathenen Neffen verwendet, und manches unter arme Leute vertheilt habe. Er besize einen großen Meierhof, auf dem er im Winter lebe. Den Sommer bringe er gerne in seinem kleinen Häuschen in der Schlucht zu, weil es da viel kühler und einsamer sei. Er komme öfter in die Meierei hinab, und Knechte und Mägde gehen öfter auf und nieder, damit das Geschäft im Gange sei. Man habe ihn wegen diesem

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