Zwei Seiten
ihr gegenüber verhalten?
Nathalie begrüßte Miriam freundlich mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung. Offenbar kannten sich die beiden. Wer hätte gedacht, dass Nathalie Lesben kannte. Obwohl, stopp … das war doch hoffentlich nicht die Lesbe, mit der sie …
»Scarlett«, sagte Julia, »das ist Miriam.«
Besagte lächelte mich an und küsste meine Wange.
Ich versteifte mich und versuchte mehr oder weniger erfolgreich, meine Gesichtszüge zu kontrollieren.
Julia kicherte.
Ich ignorierte sie, zog Oliver zu mir und küsste ihn hungrig.
Obwohl wir nicht allein waren, intensivierte er den Kuss, und ich schob ihn nach kurzer Zeit sanft weg.
Während Oliver grinste, war jegliches Amüsement aus Julias Gesicht verschwunden. Sie drehte sich von mir weg und begann, mit Miriam zu sprechen.
* * *
Wir gingen in einen neu eröffneten Tanzclub.
Die Stimmung dort war klasse, und ich genoss es, mit Oliver zu tanzen. Bis ich aus dem Augenwinkel Julia und Miriam zusammen sah.
Sie lagen einander in den Armen.
Mir wurde schlecht, als ich beobachten musste, wie sich ihre Körper im Rhythmus der Musik aneinander schmiegten.
»Sind sie nicht ein süßes Paar?« Oliver blickte verträumt zu seiner Schwester und dieser … Miriam.
Ich wandte den Blick von dem ekligen Spektakel ab und vergrub mein Gesicht in Olivers Nacken. Als ich einige Minuten später wieder hinsah, musste ich mich an Oliver festhalten.
Julia und Miriam standen am Rand der Tanzfläche und … und küssten einander.
Es war wie bei einem Autounfall - ich schauderte, konnte aber einfach nicht wegschauen. Wirklich abartig, wie sie einander in den Armen lagen und die Zunge in den Mund der anderen schoben. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an und prickelte gleichzeitig. Waren das Zeichen, dass ich mich gleich übergeben musste?
Julia hatte die Arme um Miriam geschlungen und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Nach einer Weile endete dieses abartige Rumgeknutsche. Als Julia die Augen öffnete, trafen sich unsere Blicke.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Miriam folgte Julias Blick und sagte etwas zu ihr.
Daraufhin schüttelte Julia den Kopf.
Es folgte ein intensiver Wortwechsel.
»Was schaust du denn so interessiert zu den beiden?«, fragte Oliver.
»Was?«
»Du schaust die ganze Zeit zu Julia und Miriam rüber.«
Ich riss den Blick von den beiden los. »Ich hab noch nie zwei Frauen küssen sehen. Also nicht im wirklichen Leben.«
»Ich persönlich finde das ziemlich heiß.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Nur nicht, wenn eine der beiden Frauen meine Schwester ist.«
Ich quälte mir ein Lächeln ab und zog ihn näher zu mir.
Keine Minute später tippte jemand an meine Schulter.
Es war Julia. »Kannst du mal bitte mitkommen?«
Ich glotzte sie mit großen Augen an.
»Geh ruhig«, sagte Oliver. »Ich warte hier.«
Widerwillig folgte ich Julia zum Rand der Tanzfläche. Was zum Teufel wollte sie von mir und wo war Miriam?
In der Nähe der Toiletten drehte sich Julia zu mir. »Die ganze Sache ist lächerlich.«
Ich starrte sie an. Warum sagte sie nicht, was sie wollte?
Julia seufzte. »Miriam denkt, wir … du und ich hätten was am Laufen.«
Ich taumelte einen Schritt zurück und hielt mich an der Wand neben mir fest, um nicht umzukippen. »Waaas?« Wenn ich vorher dachte, mir sei schlecht, musste ich jetzt feststellen, dass dieses Gefühl noch schlimmer werden konnte. »Das ist lächerlich.«
»Das habe ich ihr auch gesagt.«
»Wie kommt sie denn auf so einen Mist?«
Julia runzelte die Stirn und wich meinem Blick aus. »Ich … ich weiß nicht.« Sie sah mich an. »Alles war okay und plötzlich fing sie damit an.«
»Einfach so?«
»Einfach so.« Julia schloss für einen Moment die Augen und schaute mich danach mit einem Gesichtsausdruck an, den ich bloß als verloren beschreiben konnte. »Ich verstehe es auch nicht.«
Das war mir alles zu hoch. »Warum sollte ich mitkommen?«
»Miriam ist da drin.« Julia zeigte auf die Damentoilette. »Könntest du ihr bitte sagen, dass zwischen uns nichts ist?«
Ich konnte das alles nicht glauben. Wie konnte jemand auf die Idee kommen, ich wäre eine … was für ein lächerlicher Gedanke. Ich war doch mit Oliver zusammen. Und warum war diese Miriam überhaupt so eifersüchtig? Sie schien mir ganz schön besitzergreifend nach nur einem Kuss. Obwohl, wer weiß, was die beiden in der einen Woche schon alles angestellt hatten. Bah, bei diesem Gedanken schüttelte es mich.
Julia
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