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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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zwischen uns passieren würde. Stopp. War das gerade ein Kompliment gewesen? Meine Wangen wurden heiß.
    Julia ließ meine Hand los.
    »Der Gedanke, wir könnten was miteinander haben, ist lächerlich. Also warum reden wir überhaupt darüber?« Für einen Augenblick glaubte ich, in Julias Augen Verletzung zu erkennen. Da wurde mir klar, was ich gesagt hatte. So hatte ich es nicht gemeint. Gott, manchmal war ich echt unsensibel. »Julia, ich habe mich falsch ausgedrückt. Scheinbar habe ich heute einen dieser Tage, an denen ich einfach nicht die richtigen Worte finde.« Meine Hand wanderte zu Julias Arm. »Ich behaupte nicht, dass ich es verstehe, aber du bist nun mal an Frauen interessiert. Ganz sicher wirst du irgendwann die Richtige finden. Und diese Frau wird etwas Besonderes sein, weil sie es geschafft hat, dein Herz zu erobern. Du bist ein wundervoller Mensch und, soweit ich das beurteilen kann, auch eine sehr gut aussehende Frau.« Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin nicht wie du. Das ist der einzige Grund, warum es lächerlich wäre zu glauben, du und ich könnten ein Paar werden. Du würdest ja auch nichts mit einem Mann anfangen.«
    Julia nickte zögerlich.
    Ich holte tief Luft und straffte meine Gestalt. »In meiner Pause werde ich Oliver anrufen, um mich heute Nachmittag mit ihm zu treffen. Wenn wir uns sehen, werde ich mit ihm Schluss machen.«
    Julias Hände schlossen sich stärker ums Lenkrad. »Wie wirst du es ihm beibringen?«
    Ich schaute aus dem Beifahrerfenster und beobachte die Fußgänger, an denen wir vorbeifuhren. Ob deren Leben wohl auch so kompliziert waren? »Ich weiß noch nicht.«
    »Wo willst du dich mit ihm treffen?«
    »Ich dachte ans ›Café Sahneschnitte‹.«
    Julias Augenbrauen schossen nach oben. »In aller Öffentlichkeit? Meinst du nicht …« Sie atmete tief ein. »Meinst du nicht, es wäre besser, mit ihm bei dir zu Hause zu reden?«
    Ja, klar. Und riskieren, dass er so ausrastete, wie neulich Morgen am Telefon. Ach, verdammt, ich wollte jetzt nicht an heute Nachmittag denken. Das kam schon früh genug. Ich schüttelte den Kopf, als ob ich dadurch die Gedanken an Oliver abschütteln könnte. »Möchtest du heute Abend um acht mit mir und Nathalie ins ›Versteck‹ gehen?«
    Julia blinzelte. »Versteck?«
    »Ja, das ist ‘ne neue Bar in der Nähe vom Hauptbahnhof.«
    Julia zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht.«
    »Sag schon Ja.«
    »Ich bleibe besser bei Oliver. Er wird mich sicher brauchen.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Offenbar wurden wir das Thema heute Morgen nicht los. »Glaubst du, er wird es sehr schwer nehmen?«
    Julia seufzte. »Denke schon.«
    Zaghaft berührte ich Julias Schulter. »Du bist eine gute Schwester.«
    Ein gequält aussehendes Lächeln war die einzige Antwort.
    Ich drehte mich zu ihr. »Wir, du und ich, sind Freundinnen.« Ich gestikulierte zwischen uns hin und her. »Und ich möchte nicht, dass sich das durch diese Sache ändert.«
    Julia senkte für einen Augenblick den Kopf. »Diese Sache ist mein Bruder, Scarlett.«
    »Entschuldige«, sagte ich leise. »So habe ich das nicht gemeint.« Manchmal sollte ich einfach den Mund halten.
    Julia nickte, sah aber starr auf die Straße. »Ich komme in meiner Pause auf ‘nen Snack vorbei, okay?«
    Mein Mund formte ein strahlendes Lächeln. Ich würde heute zwar wieder Single werden, aber Julia würde ich behalten. Das Leben war vielleicht nicht perfekt, aber es war gut.
    * * *
    Als Oliver das Café betrat, winkte ich ihm zu und verfolgte seinen Weg vorbei an den zahlreichen Tischen, bis er mit ausdrucksloser Miene vor mir stehen blieb. »Hallo, Scarlett.«
    Ich lächelte verkrampft und hielt ihm die Wange für einen Kuss hin.
    Sein Mund berührte meine Haut kaum, bevor er mir gegenüber Platz nahm. »Was trinkst du?«, fragte Oliver.
    »Kamillentee.«
    Er hob eine Augenbraue.
    »Ich hab Magenprobleme«, murmelte ich.
    Eine Weile schwiegen wir einander an.
    Dann sagte ich: »Wir müssen reden.«
    »Das sagtest du bereits am Telefon.«
    Gott, wie sollte ich ihm das bloß beibringen?
    »Du möchtest Schluss machen, stimmt‘s?«
    Ich sah von meinem Tee auf. Sollte es so einfach sein? »Ja.«
    »Wegen Julia?« Olivers Stimme zitterte.
    »Nein«, grummelte ich.
    »Nein?«
    »Zwischen mir und Julia ist nichts außer Freundschaft. Ich bin hetero und deine Schwester ist an mir auf diese Weise nicht interessiert.«
    »Ich sehe es doch. Julias Blicke, wenn sie dich ansieht«, er schnaubte, »sind

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