Zwei Seiten
darüber gesprochen. Ich brauche etwas Zeit.«
Oliver stoppte und gaffte mich wortlos an. Nach einem langen Augenblick rollte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Instinktiv atmete ich tief ein und entspannte mich. Für einen Moment hatte ich mich echt überrumpelt gefühlt.
»Ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe.«
Was sollte ich dazu sagen? Ja?
»Ich muss nachdenken.« Ohne es zu wissen, sprach Oliver mir aus der Seele.
»Wie du willst.« Ich richtete mich auf.
Er wich meinem Blick aus, stand auf und stapfte zur Tür. Während Oliver die Türklinke in die Hand nahm, grummelte er: »Ich ruf dich morgen an.«
»Okay.« Was war hier los? Würde er am Ende mit mir Schluss machen und ich zerbrach mir hier den Kopf für nichts und wieder nichts?
* * *
»Oliver ist gegangen.«
Nathalie, die auf ihrem Bett lag und ein Buch vor sich hatte, schaute auf. »Es war richtig, ihn wegzuschicken.«
»Hab ich nicht. Ich wollte nicht mit ihm schlafen, da ist er gegangen.«
»Waaas?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Was für ein Arsch.«
»Nathalie, sag so was nicht. Du weißt nicht, was am Wochenende los war.«
»Dann komm her und erzähl‘s mir.«
Ich nahm neben ihr auf dem Bett Platz und knabberte an meiner Unterlippe. »Ich geb dir eine Zusammenfassung.«
Nathalie setzte sich im Schneidersitz hin.
Meine Zunge sprang im Mund hin und her, als würde mir das helfen, die richtigen Worte zu formen. »Mir ist bewusst geworden, dass ich in meinem ganzen Leben nicht einmal verliebt war und mit all meinen Freunden nur zusammen war aus Angst, allein zu sein. Deshalb werde ich wohl mit Oliver Schluss machen.« Ich schnappte nach Luft. »Oh, und Oliver hat mich und Julia beschuldigt, was miteinander zu haben.« Ich ließ den restlichen Atem entweichen.
Nathalie schaute mich mit großen Augen an.
»Was sagst du?«
Schweigen.
»Komm, Nathalie, sag was.«
»Okay, zur ersten Sache: wow. Heftig.« Sie schwieg eine Weile, bevor sie sagte: »Aber das erklärt einiges. Und ich denke auch, dass du unter diesen Umständen mit ihm Schluss machen solltest.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nathalie verstand und unterstützte mich. Sie war eben doch die Beste.
»Zum Zweiten: wow. Hammer. Wie kommt Oliver darauf?«
»Oliver versuchte, mich am Samstag anzurufen.«
Nathalie nickte.
»Aber mein Handyakku war leer und ich hab‘s nicht gemerkt. Als er mich nicht erreichen konnte, versuchte er es die halbe Nacht auf Julias Handy. Aber sie hat es nicht gehört.«
Nathalie hob eine Augenbraue. »Wo war sie denn?«
»Wir waren auf der Couch eingeschlafen.«
»Zusammen?«
»Jap.«
»Sag nicht, das hast du Oliver gesagt.«
»Doch. Warum hätte ich ihn anlügen sollen? Es war doch alles ganz harmlos.«
Nathalie schlug sich gegen die Stirn. »Meine Güte, Mädel, bei dir wird‘s echt nie langweilig.«
Ich starrte ins Leere. »Gott, ich bin so durcheinander.«
Nathalie schlang einen Arm um meine Schulter. »Denk einfach nicht so viel nach. Ich hab am Wochenende ‘ne Flasche Batida de Coco und Kirschsaft gekauft. Was hältst du davon, dich mit deiner besten Freundin sinnlos zu betrinken?«
Ich kicherte.
»Und wenn das nicht helfen sollte … ich weiß auch nicht. Mach ‘ne Therapie?«
Ich lachte. »Wie sagt man im Englischen so schön? Been there, done that.«
Nathalie grinste. »Also?«
Ich stand auf. »Lass uns Gläser holen. Ich mische.«
* * *
Nathalie und ich saßen dicht beieinander auf der Wohnzimmercouch und sangen laut »Football’s Coming Home«, weil im Fernsehen nichts außer Fußball zu laufen schien.
»So, dann erzähl mal, wie es für dich war, ein ganzes Wochenende mit Julia, einer Lesbe, in einem romantischen Strandhaus eingesperrt zu sein.«
Ich betrachtete Nathalie mit halb geöffneten Augen und winkte ab. »Julia is’ meine Freundin. Mir is’ egal, dass se lesbisch is’.«
»Warum grinst du, Scarlett?«
»Sie hat mich sogar nackt gesehen«, flüsterte ich, als ob es das größte aller Geheimnisse wäre.
Nathalie richtete sich abrupt auf. »Sie hat dich nackt gesehen?«
Ich nickte eifrig, bis mir schwindelig wurde.
»Wie ist das denn passiert?«
Ich kicherte. »Nachdem wa Arm in Arm auf’m Strand rumgerollt sind und das im strömm … strömenden Regen, war’n wa nass, kalt und voll Sand. Also sind wa duschen gegangen.«
Für einen Moment starrte mich Nathalie mit weit offenem Mund an. »Am Strand rumgerollt?« Sie räusperte sich. »Ihr habt zusammen
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