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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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vieles, aber nicht platonisch.«
    Ich stellte meine Tasse ab. »Du bildest dir was ein. Zwischen uns ist nichts. Julia liebt dich und würde niemals etwas tun, das dich verletzten könnte.« Ich ließ meinen Atem langsam entweichen. Sich jetzt aufzuregen, würde nichts bringen. »Und ich muss es wohl noch mal sagen: Ich stehe auf Männer und nicht auf Frauen.«
    »Was ist es dann?«
    Ich blinzelte. »Was meinst du?«
    »Warum machst du Schluss, wenn nicht wegen ihr?«
    Verdammt, Oliver sah aus, als ob er jeden Moment losheulen würde. »Ich fühle nicht dasselbe wie du.«
    »Woher willst du wissen, was ich fühle?«
    »Ich weiß, was ich fühle«, sagte ich, »und es ist nicht genug für eine Beziehung. Es wäre dir gegenüber unfair, wenn wir so weitermachen würden.«
    Oliver stand ruckartig auf. »Es ist deine Entscheidung. Ich kann dich nicht zwingen.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und stapfte davon.
    * * *
    »Das nenn ich mal ‘ne klasse Stimmung«, sagte Nathalie, nachdem wir uns einen Platz in der neuen Bar gesucht und bestellt hatten.
    Es war ziemlich verwinkelt hier. Das »Versteck« schien eine Mischung aus irischer Kneipe und Tapasbar zu sein. Eine merkwürdige, aber angenehme Kombination. An der langen Bartheke wurde gerade mit einigen schon etwas angesäuselten jungen Männern ein Trinkspiel veranstaltet.
    Ich grinste. Die würden es spätestens morgen bereuen.
    »Also, was denkst du, wird Julia auch noch auftauchen?«
    Mein Blick schnappte zu Nathalie. »Ich glaube eher nicht. Julia meinte, sie würde heute Abend lieber bei Oliver sein.«
    »Wie hat er eigentlich vorhin reagiert?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Hätte schlimmer sein können, aber ich fühle mich echt mies wegen dieser Sache.«
    Nathalie drückte meine Schulter. »Du hast das Richtige getan.« Sie nahm einen Tortillachip aus der Schale auf dem Tisch, schob ihn in den Mund und kaute genüsslich darauf rum. Anschließend sagte sie: »Und wenn du als alte Jungfer endest, bist du bei mir und Daniel immer herzlich willkommen. Versprochen.«
    »Ha ha. Sehr witzig.« Wir hatten jetzt genug über mich geredet. »Wie lange sind du und Daniel jetzt eigentlich schon zusammen?«
    »Übermorgen sind es vier Monate.«
    Ich nippte an meinem Guinness. »Das ist dein persönlicher Rekord, richtig?«
    Nathalie strahlte von einem Ohr zum anderen. »Er ist ein ganz Lieber. Mich hat‘s richtig erwischt.«
    Ich tätschelte Nathalie die Hand.
    Jemand stoppte an unserem Tisch.
    Ich sah auf.
    Julia!
    »Hey«, sagte ich und musterte sie eingehend. Warum war sie denn jetzt doch gekommen?
    Julia lächelte schief. »Hi.«
    Ich rutschte auf der Sitzbank etwas zur Seite und Julia nahm neben mir Platz.
    »Was trinkt ihr da?«
    »Guinness. Schmeckt total gut.« Ich hielt Julia mein Glas hin. »Hier, probier mal.«
    Julia nahm einen kleinen Schluck. »Mmh, das ist wirklich gut.«
    Nathalie und ich grinsten.
    Kaum war die Kellnerin da, bestellten wir alle eine weitere Runde.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte Nathalie in einem deutlich neugierigen Tonfall. Sie hätte auch laut fragen können: »Wie kommt‘s, dass du doch gekommen bist?«
    Julia lehnte sich zurück und ließ ihren Atem laut entweichen. »Ich und Oliver haben uns gestritten.« Sie ließ ihren Blick durch den Raum wandern. »Weil ich nicht in der Wohnung bleiben wollte, dachte ich mir, ich kann genauso gut zu euch in die Bar kommen.«
    Nathalie hob ihr Glas. »Gute Entscheidung. Darauf trinke ich.«
    Ich lehnte mich zu Julia. »Bist du in Ordnung?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Oliver glaubt nicht, dass wir bloß Freundinnen sind. Er hat mich beschuldigt …«
    »Was?«, fragte Nathalie.
    Julia hatte Tränen in den Augen. »Er hat gesagt, ich …« Ihre Unterlippe zitterte. »Er hat mir vorgeworfen, ich zitiere: ›Du hast sie einfach flach gelegt. Und lüg mich nicht an. Ich habe gesehen, wie du sie ansiehst‹.«
    Wie hatte er so etwas sagen können? Meine Kehle schien wie zugeschnürt. Ich war nicht so und … und Julia würde nie …
    Nathalie haute auf den Tisch und ihr Guinness schwappte dabei fast über. »Was für ein Arschloch.«
    Julia und ich schwiegen.
    Nathalie redete weiter: »Manche Männer glauben, die Krönung der Schöpfung zu sein, und können nicht verstehen, warum man nicht sofort mit ihnen in die Kiste hüpfen will.«
    Julia und ich schwiegen weiterhin.
    Ich hasste es, wie Oliver Julia behandelte. Und trotzdem kam aus meinem Mund kein einziges Wort heraus.

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