Zwei Seiten
und schnappte mir das Telefon. Ich wählte Nathalies Nummer und schon nach dem zweiten Klingeln wurde abgenommen.
»Schmidt.«
»Nathalie, du wirst es nicht glauben …«
* * *
Wir standen vor dem Haus meiner Mutter und ich betrachtete Julia, die ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Ich grinste bei dem Anblick. »Zappel nicht so rum. Meine Mutter wird dich schon nicht auffressen.« Ich strich eine Falte an Julias Bluse glatt und fuhr ihr durch das leicht zerzauste Haar.
»Keine Ahnung warum, aber ich bin nervös«, sagte Julia.
Ich schenkte ihr mein wärmstes Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Die Tür ging auf, obwohl ich noch gar nicht angeklopft hatte, und meine Mutter schaute uns an, als ob sie ein Insekt verschluckt hätte.
Was hatte sie bloß? Lächelnd öffnete ich die Arme und trat auf sie zu. »Hallo, Mama. Wie geht‘s dir?«
»Gut, mein Schatz.« Sie erwiderte die Umarmung. »Und dir?«
Ich löste mich von ihr. »Toll. Wirklich toll.«
Popeye kam kläffend angerannt und sprang mich schwanzwedelnd an.
Ich beugte mich kurz runter und kraulte ihn.
Popeye verlor an mir jedoch schnell das Interesse und wandte sich Julia zu.
Die ging in die Knie, hielt ihm die Hand hin und kraulte ihn hinter den Ohren, nachdem er ausgiebig geschnüffelt hatte. Kurz auflachend wich Julia Popeyes Zunge aus, die in Richtung ihres Gesichtes schlabberte.
Julias Lachen klang wie Musik in meinen Ohren. Ob sie so auch mit Dido gewesen war?
Mama unterdessen lächelte flüchtig, wandte den Blick von mir ab und musterte meine Freundin.
Julia sprang daraufhin auf, lächelte ebenfalls und streckte die Hand aus.
Ich trat einen Schritt zur Seite und meine Mutter ergriff zögerlich Julias Hand.
»Guten Tag, Frau Winter. Ich bin Julia Liebknecht. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Scarlett spricht immer in den höchsten Tönen von Ihnen.«
Ich glotzte Julia an. Wann hatte ich das denn gemacht?
»Schön, dass wir uns endlich kennenlernen«, sagte meine Mutter. »Kommen Sie bitte rein.«
»Sie können mich ruhig duzen, Frau Winter. Ich habe da kein Problem mit.«
Mamas Augenbrauen schnellten nach oben, doch sie sagte nichts.
Wir gingen alle ins Wohnzimmer.
Popeye tapste hechelnd zwischen uns hin und her.
Ich und Julia nahmen nebeneinander auf der Couch Platz und meine Mutter auf dem Fernsehsessel links von uns.
Popeye sprang auf meinen Schoß und machte es sich gemütlich.
Julia streckte sofort ihren Arm aus und begann, Popeye zu streicheln.
Daraufhin schloss Popeye die Augen.
Es folgte Stille.
Meine Mutter musterte Julia und mich eingehend. Irgendwann räusperte sie sich. »Jetzt werde ich auf meine alten Tage noch unhöflich. Möchtet ihr etwas trinken?«
»Wasser«, sagte ich.
»Ich auch, bitte.« Julia sprach leise.
Meine Mutter stand auf.
»Warte, Mama. Ich helf dir.« Ich schob Popeye von mir runter und sprang auf.
»Danke, Schatz.«
* * *
»Ich nehm auch ein Glas«, sagte Mama, während sie eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte.
Ich stellte drei Gläser auf die Arbeitsplatte. Es gefiel mir gar nicht, dass meine Mutter nichts über Julia sagte. Sie redete im Allgemeinen nicht viel, aber ich hatte gehofft, wenigstens ein oder zwei Kommentare von ihr zu hören. Sie brauchte offenbar etwas Ermutigung. »Sprich Julia doch mal wegen deiner Arthrose an. Sie ist doch angehende Ärztin.« Ja, das war perfekt, um auf sie zu sprechen zu kommen, ohne direkt zu fragen: »Uuund?«
»Ich hab meinen Arzt, mit dem ich darüber sprechen kann. Außerdem ist Julia wahrscheinlich froh, mal nicht von Leuten mit ihren Wehwehchen belästigt zu werden.«
»Julia ist nicht so. Sie hilft gerne.« Ich goss die Gläser voll. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie meine Mutter mich anstarrte. »Was ist?«
»Ihr beide scheint sehr … vertraut miteinander.«
Ich stellte die Flasche beiseite und wirbelte zu meiner Mutter herum. »Mama, bitte fang du nicht auch noch damit an.«
»Auch noch? Womit?«
»Julia und ich sind beste Freundinnen. Wir mögen uns. Mehr ist da nicht.«
»Ich habe doch überhaupt nichts Anderes behauptet. Wie kommst du darauf, ich könnte denken, ihr wärt …?«
Sah ich mittlerweile schon Gespenster? Ich ließ die Schultern fallen. »Entschuldige. Es ist nur …« Ich holte tief Luft. »In letzter Zeit gab es einige dumme Kommentare in unserem Umfeld. Schätze, das ist normal, wenn eine heterose… eine normale Frau mit einer Lesbe befreundet ist. Das lässt mich
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