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Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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jetzt wird gegessen, was auf den Tisch kommt?«, fragt Janos.
    »Sozusagen«, erwidere ich lächelnd und angetan von seiner Fähigkeit, meine Metaphern weiterzuspinnen. »Ist ’ne längere Geschichte.« Ich schaue in die Flammen und frage mich, ob ich das gerade gesagt habe, weil ich will, dass er nachfragt.
    Janos packt seine silberne Tabakdose aus. »Ist doch ein schöner Abend für lange Geschichten, oder?«
    Es fällt mir schwer, der Versuchung zu widerstehen, mich ihm anzuvertrauen. Auf seltsame Weise fühlen sich meine Gedanken zu ihm hingezogen. Sie wollen aus mir heraus und in Janos hinein. Sie wollen einen Platz in seiner Welt. Ich will einen Platz in seiner Welt. Und ich will plötzlich die sieben Zentimeter überwinden, die unsere Knie voneinander trennen.
    Mein Kopf fühlt sich an, als hätte er die Nacht über in einem Schraubstock gesteckt. Doro sitzt in der Küche und liest Zeitung. Ich schaue durchs offene Fenster. Ole liegt auf der Wiese und räkelt sich in der Sonne.
    »Ich will sterben«, stöhne ich und lasse mich auf einen Stuhl gegenüber Doro plumpsen.
    »Kein Wunder«, sagt Doro ruhig und ohne von ihrer Zeitung aufzublicken.
    Ich starre auf die Tischplatte und konzentriere mich auf das Hämmern in meinem Kopf.
    Nach einer Weile steht Doro auf, geht zum Schrank und holt eine Flasche mit einer goldenen klaren Flüssigkeit heraus. Sie gießt einen kleinen Schluck in ein Glas und füllt es mit Wasser auf. »Trink das, das weckt die Lebensgeister«, sagt sie und stellt mir das Glas vor die Nase.
    »Was ist das?«
    »Birnenessig.«
    »Danke, mir ist schon schlecht.« Ich schiebe das Glas beiseite und schaue auf die Uhr, die über der Spüle hängt.
    »Halb eins? Oh nein, ich muss um zwei auf dem Zeltplatz sein!«
    Janos hat mich gestern gefragt, ob ich mit ihm und den anderen ein bisschen in der Gegend rumfahren will. Und auch, wenn es heute ohne Wein im Gehirn so beiläufig und unbedeutend wie sonst was klingt, weiß ich, dass es gestern Nacht die schönste Frage der Welt gewesen ist.
    »In diesem Fall würde ich es mit Birnenessig probieren. Und etwas frischer Luft vielleicht.«
    »Sag mal, ist das da Schadenfreude in deinem Gesicht?«, frage ich empört, als ich Doros amüsierten Gesichtsausdruck bemerke.
    »Nur ein klitzekleines bisschen.« Sie grinst.
    »Du bist grausam, Tante Doro.« Ich nehme das Glas und kippe es hinunter. Es schmeckt zum Kotzen.
    Neunzig Minuten sind knapp bemessen für die lebenserhaltenden Maßnahmen, die ich jetzt brauche: Ich dusche eine halbe Stunde, ich schreibe eine chaotische Mail an Pauline und setze mich auf die Bank in Doros Garten. Ole gesellt sich zu mir und lässt sich von mir den Rücken kraulen. Er streckt alle viere von sich und schnurrt dabei wie ein kleiner Rasenmäher.
    Ich verspüre das Bedürfnis, meine Gedanken zu ordnen, bevor ich zum Zeltplatz aufbreche. Ich habe keine Lust, Janos als verkatertes Chaoskommando wiederzubegegnen. Ich habe jetzt schon das beklemmende Gefühl, mich gestern viel zu weit vorgewagt zu haben. Aber es war doch so schön! Und es hat sich so richtig angefühlt. Jeder Satz. Aber heute möchte ich am liebsten jeden zweiten zurücknehmen.
    Während die anderen sich nach und nach in ihre Zelte verabschiedeten, kehrte ich nach und nach mein Inneres nach außen. Schließlich erlag ich sogar der Versuchung und erzählte Janos von Isabella. Das war ziemlich einfach. Ich habe ihm erzählt, dass wir uns furchtbar gestritten haben, weil Isa eine hinterhältige, gemeine, egoistische Scheißkuh ist. Ja, ich glaube, so habe ich mich ausgedrückt. Am Ende habe ich ihm dann aber doch den Grund unseres Streits verraten. Das war überhaupt nicht einfach. Es hat mich sogar ziemlich viel Überwindung gekostet. Es ist nicht unbedingt cool zuzugeben, dass jemand mit einem Schluss gemacht hat. Das klingt doch irgendwie nach »ich bin scheiße«, oder?
    Als eine Art Entschädigung für mein Geständnis und für mein Seelenheil habe ich mir Immortality gewünscht, und mich bei Holle dafür entschuldigt, der aber längst vorm Feuer eingeschlafen war. Janos hat Immortality gespielt und ich habe leise mitgesummt. »Du hast ’ne verdammt schöne Stimme, Marie«, hat Janos gesagt und ein warmer Schauer lief mir über den Rücken. Waren es seine Raubtieraugen oder der Wein, was meinen Verstand lahmlegte? War es vielleicht bloß der Schein des Feuers, der den Augenblick so perfekt ausgeleuchtet und meinen Verstand weich gespült hat?
    »Warum hat er mit

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