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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleich zwei Tickets. Keine Widerrede, Junge … wir folgen Margot, wenn's sein muß, bis in den Urwald.«
    »Und warum, Vater? Ist sie es wert? Sie hat dich verlassen!«
    »Eben darum. Ich will sie nur fragen, warum. Nur diese eine Frage. Sie ist mir ein Vermögen wert! Ich will wissen, was ich falsch gemacht habe in dieser Ehe.«
    Sie landeten um zehn Uhr vormittags in Rabat, mieteten sich eine Taxe und fuhren nach Tetuan.
    Im Hotel Oasis nahmen sie ein Doppelappartement und begannen dann, wie auf Mallorca, ihre Rundreise durch die Hotels. Die Auswahl war nicht groß. Die marokkanischen Portiers waren besonders höflich, aber auch sie schüttelten die Köpfe, als sie das Foto Margots sahen.
    »Schönne Madame«, sagten sie, grinsten breit und hoben die Schultern.
    Großmann war am Ende seiner Kräfte. Die Fahrt von Rabat bis Tetuan, zehn Stunden durch glühende Felsenlandschaft und Wüstenausläufer, der kurze Schlaf, schweißgebadet und von Hunderten fremder Geräusche umgeben, das Abklappern der Hotels bei fünfzig Grad Hitze, und immer das gleiche Achselzucken und Kopf schütteln … Großmann stützte sich auf seinen Sohn und holte ein paarmal tief Luft.
    »Schluß jetzt, Vater«, sagte Dieter laut. »Du gehst vor die Hunde dabei.«
    »Noch ein Hotel, Junge. Hier. El Sheikh. Dann schlafe ich vierundzwanzig Stunden.«
    Und hier, im Hotel Sheikh, einem alten Kasten mit abblätterndem Putz und gerissenen Wänden, nickte der Portier zaghaft, betrachtete das Bild noch einmal genau und sagte auf französisch: »Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, Messieurs, sie kann es sein. Sie war zweimal hier … aber ich kann mich irren.«
    Dieter übersetzte es langsam, durch Großmann lief ein deutliches Zittern.
    »Frag, wo sie wohnt …«, sagte er heiser.
    »In der Kasbah. Der Altstadt, Vater.« Dieter hörte den Erklärungen des Marokkaners zu. »In der Rue Domingues neunzehn. – Vater, er muß sich irren!«
    »Zur Kasbah!« Großmann warf einen Geldschein auf die Theke und rannte hinaus in die glühende Sonne.
    Sie fanden die Straße nach langem Suchen und Fragen. Die Kasbah verschluckte sie schließlich … in den Gassen, über die man des Schattens wegen die Häuser gebaut hatte, in diesen muffigen, nach Kot stinkenden Gängen.
    Treppauf, treppab, irrten sie umher, bis sie endlich vor der Nummer neunzehn standen. Ein Haus wie alle anderen, fensterlos, aus Lehm gebaut, eine rotgestrichene einfache Tür mit einem Messingklopfer, ein Haus wie das Gesicht eines blinden Greises, mit Rissen durchzogen wie Runzeln.
    Großmann senkte den Kopf, trat an die Tür und griff nach dem Klopfer.
    Dumpf hallten die Schläge im Inneren des Hauses wider.

10
    Eine Minute Warten. Eine Minute Qual.
    Eine Minute lang wieder die Sturzflut innerer Fragen:
    Warum hat Margot das getan?
    Hat sie sich wirklich hier versteckt?
    Was trieb sie nach Mallorca und jetzt nach Tetuan?
    Ist sie krank?
    Oder hat Heinrich Zumbach in seiner etwas rohen Art die Wahrheit gesagt: Laß sie laufen, Benno. Sie hat einfach die Nase voll. Der Altersunterschied, das bürgerliche Leben … Margot ist nicht der Typ des Hausmütterchens. Weine ihr keine Träne nach …
    Schritte hinter der grellrot gestrichenen Tür, ein klappernder Schlüssel.
    Großmann lehnte sich schwach gegen seinen Sohn. Dieter legte ihm den Arm um die Schulter und zog ihn an sich.
    »Wenn … wenn sie hier ist«, sagte er leise. »Vater, bitte, laß mich allein mit ihr sprechen. Dein Herz …«
    »Mein Herz ist in bester Ordnung!« Großmann schüttelte den Arm seines Sohnes ab. »Ich habe immer die Wahrheit vertragen können …«
    »Das hier ist eine andere Wahrheit, Vater.«
    »Sei still!«
    Die rote Tür schwang knarrend auf. Ein dickes Weib, mit einer Zigarette im linken Mundwinkel, stand dahinter und musterte die beiden Männer mißtrauisch. Sie trug einen langen Rock aus bunten Streifen, eine gepunktete Bluse aus Chiffon, die über den mächtigen Brüsten offenstand und den schwellenden Brustansatz bloß ließ. Die gewaltigen Fleischmassen waren durch keinen Halter eingeengt … wie Säcke hingen sie in der durchsichtigen Bluse mit riesigen dunkelroten Monden.
    Die Frau betrachtete die frühen Besucher mit verkniffenen Augen und bewies dann, welch große Menschenkenntnis sie besaß. In einem holprigen Deutsch sagte sie:
    »Es kostet für die Germani nur dreißig Dirham. Ich liebe die Germani. Aber erst Geld, auch bei Germani.«
    Sie streckte die Hand hin, eine fette, nach süßlichem

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