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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fenster stürzt.«
    »Dann stellt sein Bett unten in die Bibliothek.«
    »Was soll's? Wenn er sterben will, findet er Wege dazu. Er steckt in dieser Beziehung voller Phantasie.« Dieter erhob sich. Man konnte Benno Großmann nicht eine Minute allein lassen. »Es wäre gut, wenn du jetzt öfter kommen könntest.«
    »Ich werde es tun, Dieter.« Luise nickte mehrmals. »Ich habe sogar eine Verpflichtung dazu.«
    Dieter verstand diese Worte nicht, aber er lächelte Luise dankbar an und verschwand wieder im Schlafzimmer. Sofort kam er wieder zurück. Erschrocken fuhr Luise herum. Sie war schon auf der Treppe.
    »Ist etwas, Dieter?« rief sie.
    »Nein … Paps schläft. Aber ich habe etwas vergessen. Die Polizei ist der Ansicht, daß Margot nicht mehr lebt.«
    Luises Lippen wurden schmal, kaum mehr sichtbar. »Hat sie Beweise?«
    »Nein. Aber Kriminalrat Haberle sagte zu mir: ›Ich habe das Gefühl, daß Ihre Stiefmutter nicht mehr lebt. Begründen kann ich das nicht … es ist eben nur ein Gefühl. Es muß ein Sexualmord sein … Wir sind dabei, systematisch den Bekanntenkreis von Frau Margot durchzukämmen … auch die Bekannten vor ihrer Ehe mit Ihrem Vater. Wie schwierig das nach so langer Zeit ist, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen. Wir stehen vor einer zeitraubenden und langwierigen Kleinarbeit.‹ Was soll man davon halten?«
    »Ich weiß es nicht.« Luise sah auf den Spannteppich auf den Treppenstufen. »Möglich ist es. Margot war eine undurchsichtige Frau …«
    »Sie war eine Hure!« sagte Dieter bitter. »Nur Vater darf es nie erfahren!«
    »Du weißt mehr über sie, Dieter?«
    »Ich weiß, daß sie andere Männer hatte! Wie kam ihr verlassener Wagen an die Autobahnauffahrt, was hatte sie dort zu suchen?«
    »Vielleicht eine falsche Spur …«
    »Oder der richtige Ort für ein Stelldichein … und dabei hat man sie umgebracht. Ein gutes Werk! Wenn man Paps nur diese Einsicht beibringen könnte!«
    »Ich werde es versuchen«, sagte Luise.
    Sie ging langsam weiter die Treppe hinunter. Ihre Beine waren plötzlich schwer und weich in den Knien. Ich muß es Benno bald sagen … er muß die Wahrheit wissen, ehe er völlig den Verstand verliert, dachte sie, sein bester Freund Heinrich war ein Lump …
    Es würde die zweite Welt sein, die in Benno Großmann zusammenbrach.
    Die Beerdigung Zumbachs war weniger ein Trauerakt als ein gesellschaftliches Ereignis.
    Der Friedhof war überfüllt, alle Vereine hatten Abordnungen geschickt. Am offenen Grab standen die Jäger und bliesen das große Halali; die Mitglieder des Tennisklubs warfen Zumbachs Racket auf den Sarg; der Gesangverein sang vom ewigen Leben, die Schützengesellschaft schoß Salut. Sogar Zumbachs Pferd im Reitverein, die Stute Laila, ein Halbaraber, wurde an den Sarg geführt und warf aus ihrem Maul einen kleinen Kranz auf den Sarg.
    Es war ein rührendes Begräbnis und doch eine Riesenshow.
    Als Zumbachs Sarg endlich in die Grube hinuntergelassen wurde, atmeten viele auf, warfen ihr Sträußchen oder ein Schüppchen Erde hinterher, drückten der Witwe stumm die Hand und verließen den zugigen Friedhof.
    Am Ende blieben nur Luise und der Notar am Grab zurück, der Notar, vor dem Zumbach alles an seine Frau überschrieben hatte.
    »Nun erben Sie alles«, sagte er leise. »Die Übereignungen sind hinfällig. Soll ich den Akt trotzdem bearbeiten?«
    Luise schüttelte den Kopf. Der Notar nickte stumm und verließ das Grab.
    Hüllen wir alles in einen Mantel des Schweigens, dachte er. Warum jetzt noch einen gesellschaftlichen Skandal? Wem nützt er was? Die Erde deckt Zumbach zu, decken wir über alles Gewesene auch den Schleier des Vergessens.
    Vom Friedhof fuhr Luise sofort zu Benno Großmann.
    Er saß im Bett, trank Tee und hob beide Hände, als er Luise sah.
    »Nun ist es vorbei, Luise«, sagte er tröstend. »Aber das Leben geht weiter. Heinrich wird nie zu ersetzen sein, das wissen wir … doch es wäre nicht in seinem Sinn, den Kopf hängenzulassen. Er war ein Mensch voller Lebenssaft …«
    »Bei Gott, das war er!« stimmte sie ihm zu, doch Benno bemerkte nicht den leichten Sarkasmus, der in ihrer Stimme lag.
    Luise setzte sich auf die Bettkante, schob das Tablett mit Teekanne, Tasse, Zucker und Sahne auf den Nachttisch und faßte Großmanns beide Hände.
    Erstaunt spürte Benno, daß nicht Luise bei ihm Schutz suchte, sondern daß sie um ihn Angst hatte. Ihr Griff war nicht hilfeheischend, sondern umklammernd.
    »Benno …«, sagte sie mit einer

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