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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihn denken; denn … Sie werden das sicher nicht verstehen … ich habe ihn wirklich geliebt und nie aufgehört, es zu tun …«
    Kriminalrat Haberle konnte nur noch nicken, Worte waren hier leer.
    Er brachte Luise Zumbach bis zur Tür und sah ihr nach, wie sie schnell über den langen Flur ging, mit festen Schritten, in der sicheren Überzeugung, Heinrich einen letzten Liebesdienst erwiesen zu haben.

16
    Die Exhumierung von Margots Leiche war für den frühen Morgen des nächsten Tages vorgesehen.
    Zwei Wagen der Mordkommission, ein Leichenwagen mit dem üblichen flachen Zinksarg, ein Gerichtsmediziner, sechs Polizisten, die das Gelände absperren sollten, der Polizeifotograf und eine Sekretärin der Mordkommission für das Protokoll standen auf dem schmalen Waldweg, von dem ab es nur noch an die zwanzig Schritte bis zu der von Zumbach auf seiner Skizze angekreuzten Stelle, waren.
    »Dann wollen wir mal!« sagte Kriminalobersekretär Meier III und winkte den beiden Waldarbeitern der Forstverwaltung zu. »Wenn ihr sie freigelegt habt und euch übel werden sollte, könnt ihr einen trinken, Jungs.«
    Die Mordkommission umstand die Stelle, wo Margot Großmann angeblich verscharrt worden war.
    Kriminalrat Haberle schob den Hut in den Nacken. Es war ein kalter, nebeliger Morgen, ein ›englischer Morgen‹: näßlich, mit wabernden Nebelschwaden, still und menschenfeindlich. Aber trotz dieses miesen Wetters begann Haberle zu schwitzen.
    »Hier …?« fragte er gedehnt. »Irren Sie sich auch nicht, Meier?«
    »Auf der Skizze von Zumbach ist es so angegeben.« Meier III hielt das Blatt Papier hoch. »Wenn die Zeichnung stimmt, stehen wir jetzt drei Meter vor dem Grab.«
    »Dann sehen Sie sich mal den Boden an!« Haberle wies mit seinem Regenschirm auf den Waldboden vor sich. »Unberührt … nirgendwo Spuren, daß einer hier gegraben hat. Keine Erdkrümel … unversehrter Humusboden. So vollkommen haben nicht mal die alten Indianer in unseren Jugendgeschichten Spuren verwischen können. Aber gut, fangen wir an. Trotzdem glaube ich, daß wir an der falschen Stelle sind.«
    Haberles Pessimismus sollte sich als berechtigt erweisen.
    Man grub im Umkreis von vier Metern einen Meter tief … Margot Großmann fand man nicht.
    Es wurde Mittag, die Waldarbeiter schwitzten, die Gesichter der Männer von der Mordkommission wurden immer länger.
    Haberle rauchte eine seiner dicken Brasilzigarren, was immer Unheil bedeutete. Meier III lief herum wie ein beutegieriger Fuchs, schnüffelte den Boden ab und suchte nach Spuren.
    Nichts, was darauf hingewiesen hätte, daß hier ein Mensch vergraben worden war. Nur unberührter Wald.
    Und gegen zwölf Uhr mittags begann es zu regnen, zwölf Uhr mittag – die Stunde, die einmal zwei Menschen zum Verhängnis geworden war.
    »Die Skizze ist falsch«, sagte Meier III schließlich erschöpft. »Aufhören zu graben! Schluß. Wir sind am falschen Ort.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Haberle und gab sich dann selbst die Antwort: »Der Fall bleibt in seiner letzten Konsequenz unaufgeklärt. Margot Großmann ist tot … aber wir werden nie wissen, wie sie wirklich gestorben ist.«
    »Wir suchen weiter, Herr Rat«, sagte Meier III deprimiert.
    »Wollen Sie etwa den ganzen Staatsforst umgraben?«
    »Wir werden ihn nach Erdbewegungsspuren absuchen.«
    »Tun Sie das.« Erdbewegungsspuren, welch ein Wort! Haberle steckte sich die zweite Brasilzigarre an. »Und wenn die ganze Richtung überhaupt nicht stimmt? Wenn es der Nordforst ist? Oder der Spierunger Wald? Oder der Kurfürstenwald? Wir sind von unzähligen Wäldern hier umgeben!«
    »Dann bedeutet das, Herr Rat, daß Zumbach uns eine falsche Skizze hinterlassen hat, daß er uns täuschen wollte, daß er Margot Großmann doch ermordet hat.« Meier III stand triefend unter seinem Regenschirm. Um ihn herum war die Erde aufgewühlt. Es roch nach Moder, aber nicht nach menschlicher Verwesung.
    »Das wäre eine einfache Folgerung.« Haberle zog an seiner Zigarre und umhüllte sein Gesicht mit einer Rauchwolke. »Wir haben ja Zeit. Wir können systematisch alle Waldstücke durchkämmen. Die Befragung von Frau Megges, der Pensionswirtin, ergab lediglich, daß Margot Großmann tot im Bett lag, als Zumbach sie ins Zimmer ließ. Nackt und tot. Und Frau Megges glaubte ohne den geringsten Zweifel, was Zumbach ihr sagte: Herzversagen. Sie hat sich die Leiche nicht genau angesehen … sie habe ausgesehen, als ob sie schliefe, hat sie zu Protokoll gegeben. Aber

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