Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Geschenk anzunehmen, das du gar nicht haben möchtest. Wir können das vermaledeite Ding auf der Stelle umtauschen, wenn dir daran gelegen ist.«
Ihre Hände schlossen sich fester um das Päckchen. »Rhys, das ist es nicht. Du begreifst das nicht.«
»Ich möchte es aber begreifen. Erklär es mir.« Er gestikulierte fahrig mit seinen Händen, unschlüssig, wie er die Frage formulieren sollte. »Es bereitet dir gar kein Problem, schöne Dinge für deine Gäste zu kaufen. Warum darf ich dir nicht auch schöne Dinge schenken?«
Sie seufzte. »Nun, es fällt mir schwer, dergleichen anzunehmen.«
»Es fällt dir schwer? Also das begreife ich wahrlich nicht.«
»Was ist mit dir? Ich sehe nicht, dass du irgendeinen Luxus für dich selber kaufst.«
Seine Kiefer schnappten aufeinander. »Aber das ist etwas anderes.«
»Nein, das finde ich nicht. Auch du hast schöne Dinge verdient, weißt du?« Ihre Augen hefteten sich auf ein Ladenfenster hinter ihm, und er bemerkte, dass sich ihr Blick auf etwas ganz Bestimmtes konzentrierte. »Ich werde in dieses Geschäft gehen und dir etwas kaufen, gleich jetzt. Wenn du nicht willst, dass ich dich einen unerträglichen Heuchler nenne, dann wartest du brav hier, bis ich wieder zurückkomme, und du wirst kein Wort darüber verlieren außer ›Danke‹.«
Sie ließ ihn stehen und betrat das Geschäft. Völlig verblüfft schwenkte er herum und starrte gerade noch rechtzeitig auf das Schaufenster, um zwei Hände zu beobachten, die ein Rasieretui aus der Auslage nahmen. Es war sehr hochwertig. Der Griff des Rasiermessers und der Knauf des Rasierpinsels waren aus Hirschhorn gefertigt und mit vergoldeten Nieten besetzt. Er konnte es schwerlich zulassen, dass sie dergleichen für ihn kaufte. Dafür müsste sie entschieden zu tief in ihren Geldbeutel greifen.
Wenn er jedoch versuchte, sie davon abzubringen, würde sie zornig werden. Geldnot war ein Zustand, der sich leichter beheben ließ als die Übellaunigkeit einer Frau.
Eine Minute verstrich, dann kam sie aus dem Geschäft gerauscht und drückte ihm das eingewickelte Päckchen in die Hand. Er blinzelte verstohlen, stumm wie ein Fisch.
Sie schob ihr Kinn vor, bedachte ihn mit einem herausfordernden Augenaufschlag. »Und …?«
Er kämpfte mit sich, dann brachte er das Wort mühsam heraus. »Danke.«
»Siehst du? Es ist nicht so einfach, wie es scheint, das zu sagen.«
»Schätze, ich bin aus der Übung.«
»Was die Dankbarkeit anlangt?«
Er räusperte sich, denn die Emotionen schnürten ihm die Kehle ab. »Nein, Geschenke anzunehmen.«
»Hm.« Sie streifte ihn mit einem vielmeinenden Blick und fasste seinen Arm. »Wenn es dich beruhigt … nun, das Geschenk war nicht ganz uneigennützig. Ich habe nämlich heute Morgen entdeckt, wie sehr ich es mag, dir beim Rasieren zuzuschauen.«
Er brach in befreiendes Gelächter aus, denn er entsann sich, wie sie ihn ins Bett gelockt hatte, nachdem er seine morgendliche Rasur beendet hatte. Gott, die Innenseite ihres Schenkels hatte sich an seiner glattrasierten Wange wie Seide angefühlt. Der Schritt seiner Hose wölbte sich allein bei der Erinnerung. Es war unverkennbar. Den Einkaufsbummel konnten sie jetzt vergessen. Er konnte es kaum erwarten, wieder in ihr zu versinken, Meredith zu beglücken.
Kurz entschlossen schob er seinen Arm unter ihren und schlug den Weg in Richtung Hotel ein. »Wir haben für heute genug Geschäfte angeschaut.«
»Ähem.«
Mehrere angenehme Stunden später schwebte Meredith aus dem Ankleidezimmer und räusperte sich zaghaft. Eines der Zimmermädchen im Hotel hatte ihr dabei geholfen, das rotseidene Abendkleid zu schließen und ihre Haare zu einem eleganten Chignon zu frisieren. Jetzt war sie gespannt darauf, wie Rhys’ Urteil ausfiele.
Er stand vor dem Kleiderschrank, sein Blick war auf den hohen schmalen Spiegel geheftet, der in der Tür angebracht war, während er sich die Krawatte band. Als er keine Notiz von ihrem sanften Räuspern nahm, hüstelte sie noch einmal lauter.
Als Reaktion darauf fluchte er. Er zerrte die halb geknotete Krawatte wieder auseinander und begann von Neuem.
So viel zum Thema dramatischer Auftritt aus dem Ankleidezimmer. Die Sohlen ihrer neuen Abendschuhe glitten geräuschlos über den weichflorigen Teppich, als sie zu ihm ging. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, dann lenkte er sein Augenmerk erneut auf die Krawatte.
»Und …?«, forschte sie.
»Ja?« Er blickte stirnrunzelnd auf das Spiegelbild des Krawattenknotens. »Was
Weitere Kostenlose Bücher