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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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ist nach William of Orange benannt, nicht nach der Frucht. Offen gestanden ist er auch nicht sonderlich sehenswert.«
    »Oh. Ach so.« Sie verstummte und fand sich unsäglich dumm.
    »Aber«, fuhr er fort, »es gibt gewiss irgendwo Orangen zu kaufen. Und wenn du sie so gern magst, dann sollst du welche bekommen. Lass uns zum Sydney Garden hinunterspazieren.«
    »Gibt es hier wirklich Gärten? Oder habe ich wieder etwas falsch verstanden?«
    »Ja, es gibt hier tatsächlich Gärten.« Er neigte den Kopf zu ihr und senkte die Stimme. » Lust gärten.«
    Bei dieser vielversprechenden Aussicht beschleunigte sich ihr Puls spontan, und er raste noch schneller, als sie sich den Weg über die Pulteney Bridge bahnten, auf der sich fahrende Händler und Verkaufsstände drängten.
    Wie angekündigt kamen sie bald darauf an einem Mädchen vorbei, das Orangen feilbot. Rhys kaufte drei, stopfte sich zwei in die Anzugtaschen und warf ihr die dritte zu. Meredith hielt sie in ihren Händen, derweil sie weiterliefen. Sie hob die exotische Frucht immer wieder an ihre Nase, um genießerisch daran zu schnuppern.
    Sie trug die Orange in ihren behandschuhten Fingern, als sie die Brücke überquerten und unterwegs stehen blieben, um die vornehmen Herrenhäuser am Laura Place zu bestaunen. Nicht lange und sie erreichten Sydney Gardens. Hier gab es noch mehr Luxus zu bestaunen. Die altehrwürdigen Ruinen eines Schlosses, das, wie Rhys ihr erläuterte, absolut nicht alt war, sondern aus neuerer Zeit stammte und dessen pittoresker Verfall wohlkalkuliert war. Sie bestaunten eine Rasenfläche zum Bowlspielen und einen Irrgarten und natürlich all die vielen, nach der neuesten Mode gekleideten Menschen, die dort ein und aus gingen. Federn hüpften in der parfümierten Luft, als eine Gruppe hochherrschaftlicher Matronen an ihnen vorbeispazierte. Mehr als eine richtete ihren neugierigen Blick auf Meredith und Rhys, ehe das Damenkränzchen leise tuschelnd weiterflanierte.
    Es war wieder einer jener unliebsamen Momente, der die beiden jungen Leute unbehaglich verstummen ließ. Meredith vermutete im Stillen, dass Rhys das Gleiche wie sie dachte. Sie war davon überzeugt, dass das missfällige Getuschel der Damen ihr galt, er dagegen bezog es auf sich.
    »Abends finden hier des Öfteren Konzerte statt.« Er machte eine kurze Pause, ehe er fragte: »Würde es dir gefallen, eines zu besuchen?«
    »Nein«, antwortete sie hastig. »Nein, lass uns einfach ein bisschen flanieren.«
    Sie schlenderten ziellos durch den Park, bis sie eine ruhige, malerische Brücke fanden, die einen Wassergraben überspannte. Dort verweilten sie und lauschten den leisen Akkorden des Orchesters, die durch die Bäume wehten. Allein mit Rhys fühlte sie sich wesentlich wohler.
    Er blickte auf die Orange, die sie noch in der Hand trug. »Möchtest du sie denn nicht essen?« Da sie unschlüssig schwieg, neigte er sich näher zu ihr. »Gib sie mir. Ich werde sie für dich schälen.«
    Sie reichte ihm die Apfelsine, und er biss mit seinen Zähnen eine Kerbe in die Schale. Sie betrachtete ihn dabei, wie er sorgsam die Frucht abschälte, teilte, selbst das letzte Fitzelchen Haut von den einzelnen Segmenten ablöste und den Abfall in den kleinen Kanal warf. Dabei erinnerte sie sich an ihr erstes gemeinsames Frühstück und wie er ein gekochtes Ei in seinen großen starken Fingern balanciert hatte.
    Ihr lief vor lauter Vorfreude das Wasser im Munde zusammen. Der Duft der Orange wurde stärker und stärker, vielleicht war es lediglich ihre Fantasie, die ihr einen Streich spielte, aber die leise Melodie, die von fern zu ihnen driftete, schien mit einem Mal beschwingter zu klingen, süßer. Die Lustgärten fingen an, ihrem Namen gerecht zu werden.
    Er teilte die Frucht in zwei Hälften und reichte ihr eine davon. Meredith nahm sie, trennte ein Segment ab und schob es sich in den Mund. Der süße Saft der Orange breitete sich auf ihrer Zunge aus, wobei ihren Lippen unwillkürlich ein Seufzen entschlüpfte.
    Seite an Seite, die Ellbogen auf das Brückengeländer gestützt, verweilten sie dort. Zwei Menschen, die niemals zu der Menge gehören würden, sondern die miteinander glücklich waren. Sie taten sich in köstlichem, seligem Schweigen an der Orange gütlich, bis sie sie ganz verzehrt hatten.
    Meredith leckte sich die Lippen. Sie schmeckten süß und saftig nach Orange, mit einem winzigen Hauch von bitterer Schale. Sie fragte sich, ob seine Lippen wohl genauso schmeckten. Aber selbst im

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