Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Kleid einer Kurtisane war sie nicht mutig genug, ihm in einem öffentlichen Park einen Kuss abzutrotzen.
»Noch eine?« Er zog eine zweite Apfelsine aus der Tasche seines Jacketts.
Sie nickte und streckte ihre Hand danach aus. »Wenn du erlaubst, schäle ich sie dieses Mal.«
Derweil sie die Frucht an ihren Mund hob, überlegte sie blitzgeschwind. Es könnte undamenhaft anmuten, in die Schale zu beißen, wie er es getan hatte. Stattdessen grub sie ihren Daumennagel hinein, um die Schale abzulösen. Sie war unachtsam und drückte zu fest zu, sodass Saft herausspritzte und ihre Hand benetzte. Die Orange entglitt ihr, und fort war sie. Sie flog in den Kanal, wo sie mit einem prosaischen Platschen im Wasser verschwand.
»Oh!« Ihre klebrigen Hände hilflos von sich gestreckt haltend, lehnte Meredith sich mit einer Hüfte an das Geländer. »Wie dumm von mir! Ich bin untröstlich. Was für eine Verschwendung.«
»Aber mitnichten.« Er fasste ihre mit Saft bespritzte Hand und hob sie an seine Lippen.
Für den zufälligen Beobachter musste es wahrlich wie das denkbar unschuldigste Unterfangen aussehen, bei dem ein Gentleman mit der gebotenen Sittsamkeit die Hand seiner Lady küsst.
Der zufällige Beobachter fiele allerdings einer überaus delikaten Täuschung anheim.
Mit sanft geöffneten Lippen leckte er jeden einzelnen Finger ihrer Hand, dann glitt seine Zunge durch die sensiblen Zwischenräume ihrer Finger. Jede flüchtige Berührung schickte einen Blitzstrahl in ihre Schenkel und ließ Meredith innerlich erbeben.
Nachdem er sich ausgiebig ihren Fingerknöcheln gewidmet hatte, drehte er ihre Handfläche nach oben und neigte den Kopf darüber.
»Rhys«, wisperte sie. »Ringsum sind überall Leute.«
Er ignorierte ihren Einspruch, hob ihre Hand an sein Gesicht und brachte ihre Finger auf seine Wange, dass es für Passanten so aussehen musste, als umschlösse sie damit sein Kinn. Währenddessen tat seine Zunge verwerfliche Dinge, zeichnete die Linien in ihrer Handfläche nach und koste den zarten Puls an ihrem Handgelenk. Ihre Brustspitzen wurden hart, und ihre Scham wurde weich.
Als sie dachte, ein Kuss auf ihre Hand könnte sie nie und nimmer noch stärker erregen, belehrte er sie eines Besseren.
Er saugte ihren Daumen in seinen Mund.
Es fehlte nicht viel und sie hätte aufgeschrien; sie war ganz nahe daran. Doch seine Augen, die ihre gefangen hielten, verboten ihr, den kleinsten Laut über ihre Lippen kommen zu lassen, unterdes ließ er seine Zunge in heimtückischen Kreisen zirkeln und sog sündig köstlich an ihrer Haut. Ihre Lider flatterten. Als ihre Knie plötzlich nachgaben, griff sie mit einer Hand nach dem Geländer und lehnte ihr Gewicht gegen seines.
Nach einer Weile gab er ihre Hand erneut frei und sagte schlicht: »Da. Es wurde nichts verschwendet. Sollen wir zurückgehen?« Er bot ihr seinen Arm.
Immer noch schwindlig von seinem Kuss, hakte sie sich dankbar bei ihm ein. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich in der Lage bin, bereits wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen.« Ihre Lippen leckend setzte sie hinzu: »Es gibt doch noch eine Orange, nicht wahr?«
»Oh ja. Ich werde sie noch ein Weilchen aufheben.« Er neigte sich zu ihr herunter und flüsterte an ihrem Ohr: »Für später. Für dich.«
Gute Güte, jetzt hatte sie jeglichen Sinn für Körperkoordination verloren.
Zum Glück war er groß und kräftig, sodass er ihr Halt bieten konnte.
»Wir sind in Bath«, meinte er, als sie abermals den Fluss Avon überquerten. »Da scheint es mir doch angemessen, wenigstens einmal bei den Bädern und dem Kurhaus vorbeizugehen. Es ist ganz in der Nähe und auf dem Rückweg zum Hotel.«
Meredith hatte nicht die leiseste Vorstellung, warum er den Rückweg dergestalt ausdehnen wollte, indes sagte sie: »Wie du meinst.«
Sie schlenderten einige Häuserblocks am Ufer entlang. Schwacher Schwefelgeruch stieg ihr in die Nase, als er vor einem eleganten Bau aus hellem Sandstein mit opulenter Glasfront und einer langen Vortreppe stehen blieb.
»Das Kurhaus«, verkündete er. »Du kannst sie von der Straße aus nicht sehen, aber die Bäder sind dort, in dem Seitentrakt.«
»Wie überaus elegant. Aber abends ist es sicher geschlossen, oder?«
»Ja, das ist es.« Er bedachte sie mit einem verschwörerischen Blick. »Für die meisten Leute.«
19
D er Nachtwächter hatte der Armee angehört. Das erkannte Rhys sogleich an der Art, wie er patrouillierte: Er marschierte im Stechschritt auf und ab und
Weitere Kostenlose Bücher