Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
willkommen heißen würde und nicht als Pensionswirtin des Three Hounds.
»Oh!« Sie klatschte in die Hände. »Das wäre ideal. Dann muss ich die Erkerzimmer in dem neuen Anbau mit aller Erlesenheit einrichten. Die herzogliche Suite.«
Er seufzte. Ihre Antwort würde wohl nein lauten. Das war die einzige Erklärung für ihre nervöse Energie und ihre unnachgiebige Fokussierung auf den Gasthof. Sie bereitete sich bereits auf ein Leben ohne ihn vor.
Es wäre wahrscheinlich zweckmäßiger gewesen, wenn er ihr die Wahrheit vorenthalten hätte.
Aber bislang hatte sie seinen Antrag nicht offiziell abgelehnt. Folglich blieb ihm noch Zeit, ihre Entscheidung in seinem Sinne zu beeinflussen. Vielleicht konnte das Cottage etwas bewirken. Sie war schon eine ganze Weile nicht mehr dort draußen gewesen. Mit den eingelassenen Fenstern und Türen und dem frisch geschindelten Dach sah es gemütlich und einladend aus, wenn auch ein wenig rustikal. Falls es die schöne Aussicht war, die sie besonders schätzte, dann konnte sie diese von ihrer Schlafkammer aus genießen. Vielleicht würde sie sich in den Anblick verlieben.
Sie kamen gut voran und erreichten die Ausläufer des Moors, als sich gerade rauchgraue Dämmerung über das Marschland legte.
»Ist es noch sehr weit?«, fragte sie, während sie in das Zwielicht spähte.
»Zehn oder zwölf Meilen, würde ich schätzen. Noch ein bis zwei Stunden Fahrt.«
»Mir gefällt das Wetter nicht. Nicht mehr lange und es wird Nebel heraufziehen.« Sie nahm eine Decke aus dem Fach, das unter ihrem Sitz angebracht war, und kuschelte sich in die Ecke der Bank, nachdem sie das weich gewirkte Tuch über ihre Beine gelegt hatte. Auf Rhys, der auf der anderen Seite saß, wirkte sie sehr klein. Und sehr weit weg.
In der Tat erhoben sich Nebel über dem feuchten Marschland, hüllten die Kutsche ein und erschwerten deren Fortkommen. Die Kutschlampen erhellten einen kleinen Ausschnitt der Landstraße, die sich vor ihnen erstreckte, gerade genug, um ein sicheres Weiterfahren zu gewährleisten, indes musste der Kutscher erheblich langsamer und behäbiger vorgehen. Für das letzte Stück ihrer Reise benötigten sie mithin drei Stunden. Als sie in Buckleigh-in-the-Moor eintrafen, war bereits tiefe Nacht.
»Sie werden uns heute Nacht gewiss nicht mehr erwarten«, mutmaßte sie.
Er konnte nicht einschätzen, ob sie sich darauf freute, die anderen zu überraschen oder nicht.
Am Ende waren er und Meredith jedoch die Einzigen, die überrascht wurden. Kaum dass die Räder der Kutsche im Innenhof des Three Hounds ausrollten, kam ein Mann aus den Stallungen, um sie zu begrüßen. Der Nebel war so dicht, dass Rhys ihn erst als George Lane erkannte, als selbiger knapp vor ihnen stehen blieb und sein Gesicht vom Kutschenlicht erhellt wurde.
»Merry, Rhys.« Er hustete, sichtlich außer Atem. »Gott sei Dank, dass ihr zurück seid.«
»Vater.« Meredith fasste den alten Mann am Arm. »Um Himmels willen, was ist denn? Was ist geschehen? Ist dir etwas zugestoßen?«
»Nein, ich bin wohlauf, aber …« Er brach von einem neuerlichen Hustenkrampf geschüttelt ab. »Cora. Sie ist verschwunden. Wir haben es erst vor einer halben Stunde bemerkt, seit dem Nachtessen wurde die junge Frau von niemandem mehr gesehen. Mrs. Ware weiß, dass sie den Wunsch äußerte, zum Cottage hinaufzugehen. Es war geplant, dass die Männer dort heute bis zum späten Abend arbeiten, um die Böden fertigzustellen. Vielleicht dachte sie, sie könnte ihnen eine Extraration Essen mitbringen? Ich weiß es nicht. Aber die Männer kehrten vor nicht einmal einer Stunde zurück. Keiner von ihnen hat sie gesehen. Und bei diesem Nebel …«
»Oh Gott«, brachte Meredith mit erstickter Stimme heraus.
Unnötig, Rhys die Gefahren darzulegen. Er wusste genauso darum wie sie. Cora konnte sich überall im Moor verlaufen haben. Sie könnte geradewegs in das sumpfige Torfmoor geirrt oder von einem Abhang gestürzt sein. Und wenn sie über Nacht irgendwo gefangen saß, ohne jedweden Schutz vor den Elementen …
Er legte einen Arm um Meredith’ Schultern. »Wir werden sie finden. Ich werde sie finden.« Er bemühte sich redlich, zuversichtlich zu klingen, aber es war absolut kein gutes Zeichen, dass das Mädchen bei diesem Wetter bereits stundenlang vermisst wurde. »Haben die Männer die Suche nach ihr aufgenommen?«, erkundigte er sich bei George Lane.
»Darryl organisiert die Suchtrupps in der Taverne.«
Darryl Tewkes übernahm die
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