Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Halunke ihr auftischte, einzig um unter ihre Röcke zu gelangen. Sie ist kein leichtes Mädchen, jedoch allzu leicht zu beeinflussen.«
Coras bronzefarbene Wimpern zitterten, als sie den Blick auf ihre Hände senkte. »Vielleicht bin ich das.«
Bellamy ereiferte sich: »Ich bin lediglich …«
»Sie sind lediglich ein Wichtigtuer, ich weiß. Wir alle sind dessen allmählich überdrüssig. Wir wollen hoffen, dass selbiger Zustand heilbar ist.«
Bellamy trauerte ganz gewiss noch immer um den Verlust seines Freundes. Er war erpicht auf Antworten, und Cora ersehnte sich Zuneigung. Rhys fühlte mit ihnen beiden, indes war er weder gut darin, andere zu trösten, noch diplomatisch vorzugehen. Er verfügte über exakt zwei Methoden, um die Probleme seiner Mitmenschen zu lösen: seine rechte und seine linke Faust. Gestern hatte er sich Gideon Myles’ angenommen. Heute wollte er Faraday damit konfrontieren.
Der Verschlag der Kutsche schwang auf. Bellamy krampfte seine Finger um den Rand des Dachs, um sich beim Aussteigen Halt zu verschaffen. »Dann kommen Sie halt. Alle beide.«
Rhys folgte ihm, dann half er Cora hinaus. Sie gingen über einen gepflasterten Weg zum Vordereingang.
Bellamy hob seinen Spazierstock und klopfte mit der Spitze höflich gegen die Tür. »Hallo! Wir sind hier, um mit Mr. Peter Faraday zu reden.«
Keine Antwort. Nach einer Minute trommelte Bellamy erneut auf die Tür. »Hallo, da drinnen. Hallooo!«
Der Riegel kratzte im Schloss. Schließlich knarrte die Tür einige wenige Zentimeter auf. Ein betagter Butler linste durch den Spalt. Er war ein Strich von einem Mann, seine Haare waren weiß gepudert. Er hatte einen Knopf an seiner Livree verkehrt zugeknöpft, und das Ergebnis war, dass sein ganzer Körper schief anmutete. Vielleicht war seine gebeugte Statur aber auch der Grund dafür, weswegen er sich verknöpft hatte.
»Verzeihen Sie«, erklärte Bellamy dem alten Diener. »Wir sind von London hergereist, um mit Mr. Peter Faraday zu sprechen. Es handelt sich um eine Sache von einiger Dringlichkeit.«
Der alte Mann schnaubte. »Dringlichkeit? In dieser Gegend ist nichts dringlich, außer meiner Not, nächtens Wasser zu lassen. Zudem ist es noch nicht Abend, folglich ist Mr. Faraday für Besucher nicht abkömmlich.«
»Guter Gott, Mann! Das hier ist nicht Mayfair. Verschonen Sie uns damit, welche Zeiten Mr. Faraday genehm sind, uns zu empfangen. Wir sind jetzt hier, und wir verlangen, ihn zu sehen. Wenn Sie nicht freiwillig beiseitetreten, sind wir genötigt, uns gewaltsam Einlass zu verschaffen.«
Mit einem überheblichen Schnauben befand der alte Diener: »Sie haben mir nicht einmal Ihre Karte gegeben.«
Ungeduldig seufzend griff Bellamy in seine Brusttasche und nahm zwei Münzen heraus. In einer erkannte Rhys die Messingplakette des Stud Clubs.
»Das ist unsere Visitenkarte. Zeigen Sie diese Ihrem Dienstherrn.« In die andere Handfläche des Alten drückte er eine Guinee. »Und die ist für Sie.«
Die buschigen Augenbrauen des betagten Butlers zuckten nach oben. Seine Finger schlossen sich um die Münzen. »Wenn Sie bitte die Güte hätten, hier zu warten, meine Herren.«
In Windeseile kehrte er zurück. Er händigte Bellamy die Messingmünze wieder aus. »Mr. Faraday erwartet Sie im Salon.«
Sie folgten dem Butler durch einen engen Flur. Der Salon war leer, und der Butler verließ sie abermals, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wann sie mit dem Hausherrn rechnen könnten.
»Sie warten hier.« Bellamy zog einen Armsessel in die hintere Ecke des Salons und drückte Cora in das Möbel. Halb verborgen hinter einem niedrigen Paravent, würde Faraday sie nicht gleich bemerken.
Rhys für seinen Teil nahm auf dem fadenscheinigen Polster eines Diwans Platz und legte einen Stiefel auf den kleinen, quadratischen Tisch, der davor stand.
Bellamy ließ ein missbilligendes Räuspern hören. »Sie haben den ganzen Tag lang in der Kutsche gesessen«, erklärte er. »Müssen Sie sich jetzt wirklich hinsetzen? Ihre Aufgabe sollte es sein, in einer Ecke zu lehnen und furchteinflößend dreinzublicken. Bedrohlich, nicht … entspannt, als wären Sie auf eine gemütliche Plauderei aus.«
Die Worte seines Begleiters ignorierend streckte Rhys einen Arm auf der Rückenlehne des Diwans aus und ließ den Blick über das spärliche Mobiliar und die mit Spinnweben verhangenen Deckenbalken gleiten. »Ich dachte, der Gentleman, den wir verfolgen, wäre ein betuchter Dandy. Vielleicht ist all sein Reichtum
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