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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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er kaum zu atmen vermochte. Nichtsdesto weniger musste er Distanz zwischen ihnen schaffen. Er konnte und durfte nicht billigen, dass sie in diesen Strudel hineingeriet.
    Abwesend fuhr er mit seiner Zunge über eine Platzwunde an der Innenseite seiner Oberlippe. Der Geschmack des Blutes half ihm, sich zu konzentrieren und beschwor ein seltsames Gefühl in ihm herauf, einen Hauch von Nostalgie. Der Faustkampf mit Myles hatte ihm gestern Klarheit verschafft. Hiebe austeilen und einstecken war das, was er ständig tat und worin er sich überaus gut auskannte. Er war letzten Endes damit aufgewachsen. Es war eine Familientradition.
    »Erzählen Sie mir etwas von Faraday. Ist er groß gewachsen?« Rhys hoffte es. Er verabscheute es, auf kleinere, schwächere Gegner einzudreschen.
    Bellamy zuckte mit den Achseln. »Er ist mir von der Statur her recht ähnlich, so wie Cora ihn beschrieb.«
    Mit einer hochgezogenen Braue betrachtete Rhys seinen Begleiter mit neu erwachtem Interesse. Bellamy, der seinen Blick auffing, rutschte unbehaglich auf der Sitzbank herum.
    »Das ist mir recht«, antwortete Rhys.
    »Gut.« Bellamy zupfte umständlich an seiner Manschette. »Es hätte mir schon vor Monaten in den Sinn kommen müssen. Zu Anfang dachte ich, Morland hätte den Mord in Auftrag gegeben. Er war darauf erpicht, sämtliche Stud-Club-Plaketten zu bekommen, und er saß an jenem Abend mit am Kartentisch, als Leo und ich planten, den Boxkampf zu besuchen.«
    »Aber Morland hatte nichts damit zu schaffen.« Rhys zog die Stirn in Falten. Er war der festen Überzeugung, sie hätten diesen Punkt in Gloucestershire geklärt.
    »Das habe ich inzwischen verstanden. Es wurde mir bewusst, als ich begriff, dass jede Plakette, die Morland einheimste, ein ehemaliges Mitglied des Clubs verärgerte. Folglich ging ich sie alle durch und stellte Nachforschungen über ihre Alibis in der Mordnacht an. Ich ließ Faraday anfangs unbehelligt, da alle in dem Glauben schienen, dass er London schon Tage vorher verlassen hätte. Sogar seine Dienstboten bestätigten das.«
    »Aber das hatte er nicht.«
    »Nein. Und er wusste von dem Boxkampf. Es war Faradays Mitgliedsmünze, die Morland an jenem Abend gewann. Wir waren alle Zeugen ihres Spiels. Nachdem Faraday verloren hatte, gratulierte Leo Morland zu einem vorzüglichen Spiel. Faraday wusste es zwar geschickt zu verbergen, aber ich vermochte durchaus zu erkennen, dass er erzürnt war. Als er seine Absicht kundtat, umgehend aufs Land zu reisen, nahmen wir an, dass ihm die finanziellen Mittel ausgegangen wären. Keiner zweifelte daran. Bei meiner dritten Befragungsrunde verplapperte sich schließlich einer der Lakaien, und die Wahrheit kam heraus. Peter Faraday hatte die Stadt erst zwei Tage nach Leos Tod verlassen.« Er fluchte. »Er muss es gewesen sein.«
    »Bleibt zu hoffen, dass Cora ihn mit letzter Sicherheit identifizieren kann.«
    Das Mädchen lag ausgestreckt auf der Sitzbank in Fahrtrichtung und schlummerte fest. Zumindest ging Rhys davon aus, dass sie schlief, denn ihm war keine Frau bekannt, die sich freiwillig mit geöffnetem Mund vor zwei Gentlemen zur Schau stellen würde. Sie war eingeschlafen, nachdem sie auf der Fahrt von Devonshire und über das Bodmin Moor lediglich vorgegeben hatte, ein wenig Augenpflege zu betreiben. Ihr Blick war seinem nicht mehr begegnet, seit sie das Three Hounds verlassen hatten. Es war offenkundig, dass sie sich vor ihm fürchtete, und Rhys konnte es ihr nicht einmal verdenken.
    Das ganze Dorf fürchtete ihn wieder. Er würde niemals vergessen, wie er von Gideon Myles’ blutüberströmtem Gesicht aufgeblickt hatte, um den Schanktresen verwüstet vorzufinden und die entsetzten Bewohner von Buckleigh-in-the-Moor, die ihn verängstigt anstarrten. Mitten im schauderhaften Geschehen stand seine liebreizende Meredith … ihr Gesicht war blass und mit Blut bespritzt. Allein die Erinnerung reichte aus, um ihm die Eingeweide zusammenzuschnüren und ein qualvolles Pochen in seinem Kopf auszulösen. In seinem ganzen üblen Leben hatte er sich nie unbarmherziger und niederträchtiger gefühlt.
    »Da ist die Sonne«, bemerkte Bellamy. »Gott sei Dank.«
    Rhys lehnte sich über ihn und spähte aus dem Fenster. Cornwall war eine einsame Gegend und wie Devonshire von schlichter, bizarrer Schönheit. Als sie um eine Biegung rollten, hob sich der Nebel. Er erblickte lange grüne Streifen von Feldern und Wiesen, die eine strahlend blaue See säumten. Die Buchten wurden von dunklen

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