Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
knotigen Händen. »Das heißt, Sie beabsichtigen, die Stallungen wieder aufzubauen?«
»Ich beabsichtige, alles wieder aufzubauen«, erklärte Rhys ihm gleichmütig. »Angefangen mit den Ställen. Ich bin Mitglied in einem Club, müssen Sie wissen. Er nennt sich der Stud Club. Die Mitgliedschaft beinhaltet die Zuchtrechte an einem Hengst namens Osiris.«
»Osiris.« Die Hände seines Begleiters begannen kaum merklich zu zittern. » Der Osiris, jener berühmte, hoch prämierte Zuchthengst?«
»Dann haben Sie von ihm gehört.«
»Von ihm gehört?« Lane lachte auf. »In seiner besten Zeit berichteten die Sportseiten der Zeitungen von nichts anderem als von den Erfolgen dieses Hengstes. Wie ich erfuhr, wurde er vor einiger Zeit an einen Lord verkauft.« Er kratzte sich den Nacken. »Wie war noch gleich sein Name?«
»Harcliffe. Leo Chatwick, der Marquis von Harcliffe. Er ist inzwischen tot.«
»Oh. Kannten Sie ihn?«
»Flüchtig.«
»Dann tut es mir aufrichtig leid, wenn Sie einen Freund verloren haben.«
Rhys zuckte abschätzig mit den Schultern. »Wir standen uns nicht sonderlich nahe. Es muss Ihnen nicht leidtun.« Er entfernte sich ein Stück von Lane und stellte seinen Stiefel auf einen weiteren Steinbrocken, dann rückte er ihn hin und her, um ihn aus dem harten Boden zu lösen. Der Stein war ziemlich quadratisch, bemerkte er, und steckte nicht sonderlich fest, war vermutlich zum Bau des einstigen Herrenhauses verwendet worden. Und von der Wucht des Flammenmeers weggesprengt worden.
Er beschloss, ihn liegen zu lassen, wo er war.
Stattdessen widmete er sich einem anderen Steinklotz, den er mit einem schnellen, geschickten Tritt aus dem Erdreich lockerte. »Wie es das Schicksal will, gehören mir jetzt ein Fünftel der Anteile an diesem Hengst, und ich trage mich mit der Absicht, im nächsten Jahr ein paar Stuten von ihm decken zu lassen. Dafür benötige ich Ställe. Und einen Stallmeister.«
»Meinen Sie …« Lane stockte und räusperte sich umständlich. »Meinen Sie damit etwa mich?«
»Sehen Sie hier noch andere Kandidaten?« Rhys drehte demonstrativ den Kopf in sämtliche Richtungen, als suchte er mit den Augen die einsame Gegend ab.
George Lane ließ leise schnaufend den Atem aus seiner Lunge entweichen und setzte sich auf den nächsten größeren Steinquader. »Ich bin ein Krüppel.«
»Ja, ich weiß.« Zweifelsohne wusste er darum. Zumal es Rhys’ eigene Schuld war. »Ich werde natürlich Stallburschen einstellen. Sie selber brauchen keine schweren Arbeiten zu verrichten, Sie sollen diese lediglich überwachen. Es gibt niemanden in dieser Gegend, der über so viel Erfahrung in der Haltung und Zucht von edlen Rassepferden verfügt.«
Lane fluchte leise. Rhys, der ihm einen Blick zuwarf, bemerkte indes, dass ein Lächeln um dessen Mundwinkel spielte.
»Postpferde«, sagte Lane unvermittelt. »Was halten Sie davon, auch ein paar Kutschpferde zu züchten? Es wäre eine große Hilfe für Merry und ihren Gasthof.«
»Ich sehe nichts, was dagegen spräche.« Rhys hielt in seinem Tun inne und ließ sich neben dem betagten Mann nieder. »Um Ihre Tochter brauchen Sie sich aber keine Sorgen mehr zu machen. Das ist auch der Grund, weshalb ich das Cottage so groß bauen will.«
Sein Begleiter musterte ihn verständnislos. »Muss an meinem Alter liegen, Rhys. Ich vermag Ihnen nicht zu folgen.«
»Dieses Haus ist letztlich für Sie bestimmt. Aber vorübergehend werden wir alle drei ein Zuhause darin finden. Bis das Herrenhaus wieder steht.«
»Wir drei?«
»Sie, ich und Meredith.« Gut, dass es heraus war, sann Rhys. Der alte Stallmeister hätte es ohnehin bald herausgefunden. »Mr. Lane, ich beabsichtige, Ihre Tochter zu heiraten.«
Er vertraute darauf, dass das Schicksal es gut mit ihm meinte. Die Eheschließung mit Meredith war die perfekte Lösung. Schön in ihrer Schlichtheit, so wie der wolkenlose Himmel über ihnen. Mit dem Austausch des Ehegelübdes würde ihm nicht nur die Verantwortlichkeit für Meredith’ Wohlergehen zufallen, sondern auch für das ihres Vaters und des gesamten Dorfes. Seine Pläne nahmen zusehends Gestalt an. In den neuen Stallungen würden sie Reit- und Kutschpferde züchten, die sich mit Gewinn verkaufen ließen. Sobald Nethermoor Hall wieder stand, versetzte ihn das in die Lage, das halbe Dorf mit Arbeit zu versorgen und die übrige Bevölkerung nachhaltig zu unterstützen. Der Gasthof konnte fortbestehen, überlegte er, sie müssten einzig einen Pächter
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