Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
Vom Netzwerk:
Einzige, die sie las. Sie las alle, jede Seite. Während der Kriegsjahre hatte sie mit den Augen die Seiten auf der Suche nach einer Erwähnung von Rhys durchpflügt. In den Wochen nach einer Schlacht fand sie hin und wieder einen Artikel, der die Tapferkeit seines Regiments rühmte, oder Nachrufe auf die gefallenen Soldaten. Gottlob war sein Name nie dabei.
    Heute hätte es sie nicht wirklich verwundert, wenn sie in der Zeitung auf die Überschrift gestoßen wäre: Rhys St. Maur nach Devonshire zurückgekehrt . Hätte sie es schwarz auf weiß gesehen, hätte sie womöglich angefangen zu glauben, dass es wahr war. Obwohl sie bezweifelte, dass die Reporter der Times eine logische Erklärung für die Szene gefunden hätten, die sich heute Morgen beim Frühstück abgespielt hatte. Vielleicht sollte die Schlagzeile besser so lauten: Verarmte Schankwirtin lehnt Heiratsantrag eines vermögenden Lords ab .
    Darunter, in kleineren Lettern: Beide ins Irrenhaus eingewiesen .
    »Ich hab dein Fässchen Madeira im Vorratskeller untergestellt.« Gideon Myles kam näher und stellte eine Porzellanfigurine auf die Theke. »Und die hier hab ich in einer Bucht in der Nähe von Plymouth gefunden.«
    »Ach tatsächlich?« Meredith nahm die Schafhirtin aus Chinaporzellan und hielt sie ins Licht. Sie war zart modelliert und sorgsam bemalt. Ein erlesenes Kleinod.
    Zerbrechlich.
    »Erstaunlich«, sagte sie, »dass sie nicht zerbrochen ist, als sie von den tosenden Wellen an das felsige Ufer geworfen wurde.«
    »Findest du?«, fragte Gideon mit Unschuldsmiene, ehe sich sein Mund zu einem breiten Grinsen verzog. Der Mann war teuflisch attraktiv, und er war sich dessen bewusst. Er nutzte dieses Wissen für seine Zwecke aus. Als Mittelsmann zwischen den Küstenschmugglern von Devonshire und den Märkten in Bristol, London und anderswo, nutzte Gideon seinen draufgängerischen Charme, um sich die Taschen zu füllen, angenehme Nächte zu verbringen und ganz allgemein unverschämt viel Spaß zu haben.
    »Es grenzt an ein Wunder.«
    »Dachte mir, sie würde sich gut in einer deiner Gästekammern machen. Vermittelt einen Hauch von Luxus, weißt du.«
    »Ganz gewiss.« Sie bedachte die Schafhirtin mit einem verzückten Lächeln. »Sehr aufmerksam von dir, Gideon. Ich bin dir überaus dankbar.«
    Seine Brauen zuckten nach oben. »Wie dankbar?«
    Nicht was du denkst. »Einen-Krug-Ale-dankbar.«
    »Hab auf ein Komm-mit-in-die-Federn-Dankbar gehofft. Aber das Ale schlag ich trotzdem nicht aus. Das nächste Mal bring ich dir eine Smaragdkette mit.«
    »Ich wage zu bezweifeln, dass dergleichen allzu oft in irgendwelchen Buchten angeschwemmt wird.« Sie schob ihm einen Krug Ale hin.
    Er schenkte ihr ein verschlagenes Grinsen. »Man muss bloß wissen, wo man suchen muss.« Er stürzte den halben Krug in einem Zug herunter, und als er ihn wieder absetzte, hatte sich seine Miene verdunkelt. Die Arme auf den Tresen gestützt, neigte er sich zu ihr vor. »Wieso ist Ashworth wieder in Devonshire? Was will er hier?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Er starrte sie an, und sein stummer Blick ließ sie spüren, dass er ihr das naive Dummchen keine Sekunde lang abkaufte.
    Meredith zuckte mit den Achseln. »Nun, er hat den Grundbesitz geerbt, nicht wahr? Da ist es nur natürlich, dass er herkommt und das Anwesen in Augenschein nimmt, oder?« Sie tat ganz bewusst so, als ginge sie das alles nichts an, und fügte hinzu: »Vielleicht hat er sich vorgenommen, künftig seiner Rolle als Lord Ashworth gerecht zu werden.«
    Gideon hüstelte nervös. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre ja so, als wollte ich alsbald das Amt des Dorfvikars bekleiden.«
    Er versuchte zu schmunzeln, aber Meredith fing das verletzte Flackern in seinen Augen auf. Gideon Myles war früh verwaist, nachdem seine Eltern einer Epidemie zum Opfer gefallen waren. Der Vikar hatte den kleinen Jungen bei sich aufgenommen, jahrelang für ihn gesorgt und ihn erzogen. Als das Leben in Buckleigh-in-the-Moor zunehmend beschwerlicher wurde, verließ der Geistliche jedoch das Dorf, und Gideon hatte sich schon mit dreizehn Jahren allein durchschlagen müssen.
    »Vikar zu werden, wäre nicht das Schlechteste, oder?«, versetzte sie. Er lachte lahm, worauf sie versicherte: »Nein, es ist mein Ernst. Du wärst gewiss besser dafür geeignet, als du meinst. Du magst zwar einen rauen Charme nach außen kehren, aber darunter hast du ein gutes Herz.« Sie legte eine Fingerspitze auf das Lämmchen aus Porzellan, das

Weitere Kostenlose Bücher