Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
hätte noch weitaus mehr für ihn getan.
Stattdessen wisperte sie leise anzüglich: »Soll ich nachher noch in Ihre Kammer kommen, wenn ich hier unten abgeschlossen hab?«
Obwohl er zischend den Atem eingesogen hatte und in seinen Augen unverstelltes Begehren aufflammte, hatte er ihr höflich eine gute Nacht gewünscht und sich nach oben zurückgezogen. Allein.
Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu. Heißblütige Männer – und Rhys war ein Musterexemplar jener Spezies im besten Mannesalter – schlugen derart freimütige Einladungen nicht einfach aus und gingen fort.
Allmählich füllte sich der Raum mit warmem, gelblichem Licht. Sie blinzelte und konzentrierte sich auf seinen Anblick.
Mit seiner hochgewachsenen Statur nahm er nachgerade das gesamte Bett ein. Sie selbst wäre sich in diesem Bett einsam und verloren vorgekommen, wenn sie allein darin geschlafen hätte. Er lag auf der Seite, das Laken um Schenkel und Taille gewickelt. Nach einem kurzen Blick auf seine entblößte Brust und ein Bein war sie sich gewiss, dass er nackt schlief. Aber verflixt und zugenäht, genau das, was sie von seiner Anatomie in Augenschein nehmen wollte, blieb ihr verborgen.
Sie erhob sich von dem einzigen Stuhl, der im Zimmer stand, und schlich sich zum Bett, um einen besseren Blick auf ihn zu erhaschen. Sie erstarrte in der Bewegung, als ihm ein gutturaler Laut entwich. Er klang wie jemand, der Prügel austeilt. Oder einsteckt.
Unvermittelt wälzte er sich auf der Matratze, riss an den Laken, rammte die Ellbogen in das Kissen. »Nein«, hörte sie ihn stöhnen. Und noch einmal, mit mehr Entschiedenheit: » Nein.«
Sie stand da, unfähig, sich zu rühren oder einen klaren Gedanken zu fassen. Was sollte sie jetzt tun? Ihn aufwecken? Durfte sie das wagen? Wenn er im Traum einen Kampf ausfocht, dann war es durchaus denkbar, dass er in seiner Verwirrung nach ihr schlug. Vielleicht sollte sie schleunigst das Weite suchen. Ein Albtraum war schließlich nichts Dramatisches. Wenn er von selbst aufwachte und sie hier stehen sah, dann fühlte er sich gewiss beschämt oder durch ihre Anwesenheit gedemütigt.
Sein Atem ging inzwischen schnell und flach. Er ließ von dem Kissen ab und drehte sich auf den Rücken, seine Fäuste hatte er an den Seiten geballt. Sie muteten hart wie Mühlsteine an. Er hatte die Kiefer aufeinandergepresst, und die Sehnen seiner Nackenmuskulatur spannten unter der Haut. Ein leises, schier unmenschliches Keuchen schraubte sich aus seiner Kehle und zwängte sich über seine Lippen.
Ihr Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen. Obschon Meredith mitnichten eine Ahnung hatte, welche Ängste er im Traum durchlebte, war sie sich gewärtig, dass sie keine Sekunde länger tatenlos zusehen mochte, wie er litt. Als junges Mädchen war sie Zeugin seiner Qualen geworden und nicht eingeschritten. Es gab nichts, was sie hätte tun können . Wie bitte schön sollte sich die kleine hilflose Tochter eines Bediensteten gegen die Misshandlungen eines Lords an seinem eigenen Sohn auflehnen?
Inzwischen war sie jedoch kein kleines Mädchen mehr, und sie konnte sehr wohl etwas tun, um Rhys’ Seelenpein zu lindern.
Sie glitt zum Bett und kniete sich behutsam neben seine schlafende Gestalt. »Pscht«, flüsterte sie eindringlich. »Pscht. Sie sind vor ihm sicher, Rhys. Es ist alles in bester Ordnung.«
Sie legte ihm wacklig eine Hand auf die Schulter. Als er scharf aufstöhnte, fehlte nicht viel und sie hätte ihre Finger weggezogen. Stattdessen besänftigte sie ihn in ruhigem Ton und presste begütigend ihre Hand auf seine erhitzte Haut, bis sich die Anspannung in seinem Körper verlor. Als sich seine Fäuste lockerten und sein Atem beruhigte, zog sie ihre Hand weg und atmete tief durch.
Eine Viertelstunde lang, vielleicht auch länger, kniete sie so da, beobachtete ihn, bis er erneut in einen friedlichen Schlummer sank, und lauschte darauf, wie ihr eigener aufgewühlter Herzschlag langsamer wurde.
Er seufzte leise im Schlaf, und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, sodass ihr ganz warm ums Herz wurde. Sie fragte sich, ob sie in dem Traum vorkam, den er gerade hatte. Das hoffte sie jedenfalls. Das kleine Stöhnen, das ihm entwich, ließ Schönes vermuten und nicht etwa Schmerzen.
Sie konnte nicht länger widerstehen. Geschwind machte sie sich an den Laken zu schaffen und wickelte sie von seinem Körper. Dann hob sie eine Seite des Leinentuchs an und senkte den Kopf, um darunter zu spähen.
Nein,
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