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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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kurzerhand seinem Griff entziehend. »Ich setze mich, wo es mir passt.«
    Mit diesen Worten ließ sie sich auf dem Sitzmöbel nieder.
    »Meinethalben«, gab Bellamy nach. »Das ist Cora Dunn. Sie ist diejenige Person, die Leo nach dem Überfall auffand und in mein Haus bringen ließ.«
    Aha, dann war sie also die Prostituierte, die Zeugin des Mordes geworden war. Sie hatte nicht nur den bis zur Bewusstlosigkeit niedergeschlagenen Leo entdeckt, soweit Rhys sich recht erinnerte. Als sie von dem Mord erfuhren, waren sie zunächst davon ausgegangen, dass Leo allein gewesen war, als man ihn überwältigte. Dafür gab es indes keinerlei Beleg, denn die Dirne, die ihn gefunden hatte, war spurlos verschwunden.
    Vor ungefähr zwei Wochen hatten sich die verbliebenen Mitglieder des Stud Clubs in Cloucestershire getroffen, weil sie erstaunliche Neuigkeiten erfahren hatten: Zum einen hatte die Polizei die Prostituierte aufgespürt, zum anderen gab sie zu Protokoll, dass Leo zum Zeitpunkt des Überfalls in Begleitung eines Mannes gewesen war; ihre Beschreibung seines Gefährten passte ziemlich genau auf Julian Bellamy.
    »Also«, forderte Rhys das Mädchen auf. »Wer war in jener Nacht bei Leo?«
    Sie drehte nachdenklich den langen schlanken Stiel ihres Likörglases. »Mhm, keine Ahnung, wer das war. Ein Mann, der Mr. Bellamy hier recht ähnlich sah.«
    »Aber ich war es nicht«, wandte Bellamy ein.
    »Es hätte aber doch sein können«, versetzte Cora und nippte an ihrem Likörglas. »Ich hab ihn in einer der dunklen Gassen gesehen, wissen Sie, und sein Gesicht war mit Blut besudelt. Bin mir bloß nicht mehr sicher, jetzt wo der Gentleman direkt neben mir sitzt.«
    Bellamy fluchte leise ungehalten. »So weit waren wir bereits. Ich gebe eben die Mode für die hirnlosen jungen Gecken aus den adligen Zirkeln vor. Sie imitieren meine Frisur, mein Äußeres, meine Umgangsformen. Demzufolge sehen mir etliche junge Gentlemen zum Verwechseln ähnlich. Ich war es jedenfalls nicht.«
    »Ich glaub das ja auch nicht wirklich.« Das Mädchen nagte zweifelnd an seiner Unterlippe. »Trotzdem sehen Sie beide sich auffallend ähnlich. Und seine Kleider waren wunderschön.« Ihr Kinn in eine Hand gestützt, fuhr sie schwärmerisch fort: »Er trug einen Rock aus Samt mit Goldstickereien. Diese Stickerei glitzerte sogar in der Dunkelheit. Ich gäbe viel dafür, wenn ich nur etwas halb so Schönes hätte.«
    Meredith kämpfte mit einem Hustenanfall. Sie griff sich Rhys’ Bierkrug und nahm einen tiefen Schluck.
    Als sie ihn wieder zu ihm schieben wollte, sagte er: »Behalt ihn.« An Cora gerichtet, schlug er vor: »Was halten Sie davon, uns noch einmal alles zu berichten? Erzählen Sie uns von Anfang an, was in jener Nacht geschah.«
    »Also, ich war in Covent Garden, da ist mein allabendlicher Stammplatz. Jede Lady hat ihren Stammplatz, müssen Sie wissen. Ein Pferd kam direkt vor mir zum Halten, und ein blendend aussehender Gentleman winkte mich in seine Kutsche. Blonde Haare, helle Augen, feine Züge. Ich sag’s Ihnen«, meinte sie an Meredith gerichtet, »es kommt nicht oft vor, dass wir einen derart ansehnlichen Kunden haben.«
    Das »wir« in ihrem Satz ließ einen Ausdruck fassungsloser Empörung über Meredith’ Gesicht huschen, dennoch neigte sie lediglich den Kopf zur Seite und sagte: »Fahren Sie fort.«
    »Nun, er machte mir Komplimente wegen meinem Hut, auf den ich auch recht stolz war. Ich hatte die Bänder erst einen Tag zuvor durch neue ersetzt. Als ich sagte: ›Ich danke Ihnen, Sir‹, bat er mich, ihn doch Leo zu nennen. Dann fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mir einen Boxkampf anzusehen, drüben in Whitechapel. Ursprünglich wollte er wohl mit einem Freund hingehen, aber der hätte abgesagt, meinte er.«
    Bellamy entfuhr ein schuldbewusstes Stöhnen. »Dieser Freund war ich.«
    »Ich erklärte ihm, dass ich für gewöhnlich nicht im East End verkehre. Die Gegend ist was für billige Mädchen, für die, die auf den Docks anschaffen gehen. Aber er war so nett, und er fragte so höflich. Außerdem war ich noch nie bei einem Boxkampf gewesen, bei keinem richtigen, also …«, sie hob ihre Brauen, »… fuhr ich mit ihm. Auf der Fahrt war er so was von aufmerksam zu mir. Ich durfte Brandy aus seiner Flasche trinken. Da wusste ich noch nicht, dass er ein Lord war, aber ich bemerkte, der Mann hatte Stil. Nicht bloß seine Garderobe oder die Art, wie er sich auszudrücken pflegte, auch seine Manieren.« Cora senkte den Blick

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