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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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und heftete ihn auf die Tischplatte. »Leo behandelte mich wie eine Dame und nicht wie eine Dirne. Er war ein wahrer Schatz. Ich vermag es immer noch nicht zu glauben, dass er tot ist. Es bricht mir beinahe das Herz, obwohl ich ihn bloß ein paar Stunden kannte und wir nicht mal …«
    Sie ließ den Satz unvollendet. Keiner am Tisch drängte sie dazu weiterzusprechen.
    Bellamy räusperte sich. »Ja, so war Leo. Stets höflich und rücksichtsvoll mit anderen, ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Stellung. Der selbstloseste Mann, der mir je begegnet ist.«
    »Sie fuhren also mit ihm nach Whitechapel«, nahm Rhys den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Oh ja«, fuhr Cora fort. »Und jener Boxkampf war eine verschwitzte, übelriechende Angelegenheit. Sämtliche Männer brüllten, schoben und drängelten. Es gefiel mir gar nicht, aber wenigstens war es schnell zu Ende. Danach löste sich der Tumult alsbald auf. Leo war vom Brandy beschwipst und von dem Kampf berauscht.« Abermals an Meredith gewandt, murmelte sie leise: »Sie wissen ja, wie Männer sind. Gewalt putscht sie auf. Dann werden sie scharf.«
    Meredith bedachte das Mädchen mit einem nachsichtigen Lächeln. Rhys hätte schwören mögen, dass sie innerlich damit kämpfte, eine Fülle unausgesprochener Bemerkungen herunterzuschlucken. Er wünschte sich, er könnte in der Nacht das Bett mit ihr teilen, um all die Gedanken zu erfahren, die sie offenkundig für sich behielt.
    Das war allerdings nicht der einzige Grund, weshalb er diesen Wunsch hegte. Und schon gar nicht der Hauptgrund.
    »Leo geleitete mich durch das Gedränge, weg von den johlenden Zuschauern. Er begann, mich mit Nettigkeiten zu überschütten. Was für ein bezauberndes Mädchen ich wäre und dass sich ein Mann glücklich schätzen könnte, meine Aufmerksamkeiten zu genießen.« Sie lachte leise auf. »Ich erklärte ihm, dass er bei mir kein Glück bräuchte, sondern bloß einen Shilling oder zwei. Er lachte, küsste mich auf die Wange und versprach, mir drei zu geben. Nun, dachte ich, er will mich bloß in irgendeiner dunklen Ecke nehmen, mir die Röcke hochschieben, wie es die meisten von denen tun – aber nein. Er wollte mich mit zu sich nach Hause nehmen und fragte, ob ich dort nett zu ihm sein könnte. Ein richtiges Bett, das wollte er mir bieten!«
    »Man stelle sich vor«, murmelte Meredith.
    »Leo schickte einen Burschen nach der Kutsche. Während wir warteten, rief aus dem Dunkel ein Gentleman seinen Namen. Leo schien den Herrn zu kennen. Er bat mich, an der Straßenlaterne zu warten, denn er wäre alsbald zurück. Die beiden Männer verschwanden um die Ecke und fingen an zu diskutieren.«
    »Worüber?«, warf Bellamy ein.
    »Was weiß ich! Ich hab kein einziges Wort von ihrer Unterhaltung aufgeschnappt. Aber sie diskutierten aufgebracht, so viel hab ich mitbekommen. Dann wurde es mit einem Mal ungeheuer still, und mich überlief eine eisige Gänsehaut. Dachte, vielleicht haben sie mich vergessen, und ich steh hier allein in Whitechapel und bin völlig hilflos. Ich hatte bloß eine halbe Krone dabei. Die hab ich mir in mein Mieder eingenäht – für den Fall der Fälle.« Sie leerte den Rest ihres Glases, gleichsam als müsste sie sich Mut antrinken. »Mir kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, die ich da herumstand. Währenddessen überlegte ich hin und her, ob ich ihnen folgen sollte oder nicht. Dann vernahm ich plötzlich Geräusche. Entsetzliche Geräusche. Schläge, Tritte, Schreie. Weitaus schrecklicher als bei dem Boxkampf.«
    Sie schauderte leicht. »Wäre es jemand anders gewesen, hätte ich schleunigst die Flucht ergriffen. Aber Leo war so nett gewesen, da fasste ich mir ein Herz. Ich lief in die Gasse, wo ich wie festgewurzelt stehen blieb und einen gellenden Schrei ausstieß.«
    Alle schwiegen. Rhys mutmaßte, dass die anderen genau wie er darauf warteten, ob sie jenen Schrei demonstrieren würde.
    Zum Glück für Meredith’ Gläser tat sie es nicht.
    »Es brauchte einen Augenblick, bis ich in dem Dunkel etwas sehen konnte. Dann nahm ich zwei große, gewalttätig wirkende Männer wahr. Zu ihren Füßen wälzten sich Leo und sein Freund stöhnend auf dem Pflaster. Ich schrie erneut. Unversehens rannten die beiden Männer los und verschwanden irgendwo im Gewirr der Gassen.«
    »Glauben Sie, Sie könnten sie wiedererkennen, wenn Sie ihnen erneut begegnen würden?«
    Sie schüttelte den Kopf, und eine blonde Locke hüpfte auf ihrer Wange. »Sie sind blitzgeschwind fortgerannt. Ich weiß

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