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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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letzter Zeit ein einziges allabendliches Fest. Der Gemeinschaftsgeist erfreute Meredith ebenso sehr wie der nicht enden wollende Geldstrom. Der Einzige, der dieser Kurzweil fernblieb, war Rhys.
    Wie er nach dem Kirchgang drei Wochen zuvor angekündigt hatte, hatte Rhys in der ihm eigenen schroffen, raubeinigen Art tatsächlich angefangen, sie zu umwerben. Wenngleich er nachts weiterhin draußen auf dem Cottage-Bauplatz kampierte, so kam er doch jeden Abend zum Nachtmahl in den Gasthof und brachte ihr stets einen kleinen Schatz aus dem Moor mit. Wildblumen waren im September bereits rar, indes hatte er noch irgendwo ein Sträußchen für sie aufgetrieben. An anderen Tagen brachte er ihr eine schlanke Rabenfeder mit oder einen glatt polierten Stein aus dem Fluss. Einmal, als er Erde für das Lehmgemisch zum Bau seiner Hütte stach, hatte er eine kleine bronzene, verwitterte Schmuckspange gefunden, die aussah, als wäre sie Jahrhunderte alt. Sie stammte aus der Römerzeit, hatten sie entschieden, derweil sie das Kleinod im Licht hin- und hergedreht hatten. Wenn sie nicht noch älter war.
    Eines Nachts war er verspätet eingetroffen, weit nach Einbruch der Dunkelheit, schwer geschunden von einem langen Arbeitstag. Er hatte sie bei den Schultern gefasst und ihr einen warmen, festen Kuss auf die Stirn gedrückt.
    »Tut mir leid«, hatte er gesagt. »Aber das ist alles, was ich heute für dich habe.«
    Jener Kuss war für sie das schönste Geschenk von allen gewesen.
    Und oh, wie es ihr Sehnen nach mehr beflügelte! Obschon all seine liebenswerten Bemühungen und seine süßen Gesten an ihrem eigenen Widerstand nagten, blieb er selber standhaft. Ganz gleich, wie sehr sie ihn umgarnte, ob offensichtlich oder versteckt, nach seinem Nachtmahl brach er jedes Mal wieder ins Hochmoor auf. Es bestürzte sie, zum einen, weil sie liebend gern ihr Bett mit ihm geteilt hätte. Zum anderen aber auch, weil Rhys sich diese allabendlichen Zusammenkünfte entgehen ließ. Er würde sich niemals wirklich heimisch in ihrem Dorf fühlen und von den örtlichen Bewohnern akzeptiert werden, wenn er sich nicht außerhalb der Arbeitsstunden zu ihnen gesellte. Ihnen Gelegenheit gab, ihn selber anzunehmen und nicht bloß sein Geld.
    Gab er ihr eine Chance? Selbst in ihren privaten Gesprächen, überlegte Meredith, überließ er ihr zumeist den Großteil der Unterhaltung. Ihr wurde zunehmend deutlich, dass Rhys, nach allem, was sie bislang über ihn wusste, kein einfacher Mensch war. Wie hatte er sich selber bezeichnet?
    Als einen Felsbrocken.
    Demnach blieb ihr nichts anderes übrig, als geduldig seine Ecken und Kanten zu entdecken.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie Cora, als sie den Tresen erreichte. »Warum gönnen Sie sich nicht eine kleine Pause und trinken in der Küche eine Tasse Tee? Ich bediene derweil die Gäste.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gern.« Cora blies sich eine gelöste Haarsträhne aus dem Gesicht. »Soll ich für Sie auch eine aufgießen?«
    Die Wirtsfrau schüttelte den Kopf. »Nein, aber mein Vater möchte sicher eine Tasse Tee in seine Kammer gebracht haben. Und dazu vielleicht eine Scheibe gebutterten Toast.«
    »Selbstverständlich, Mrs. Maddox.«
    Jemand öffnete die Tür zur Taverne, und ein kalter Windstoß stob durch die Schankstube. Meredith dachte nicht zum ersten Mal an jenem Abend daran, dass Rhys draußen in der Einsamkeit des unwirtlichen Torfmoors sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. War ihm kalt? War er hungrig? War er dort sicher? Sie verging halb vor Sorge.
    »Oh Gott«, murmelte Cora. » Er ist es.«
    Anerkennender Jubel erhob sich unter den Gästen. Meredith erspähte Gideon, der sofort von der Menge umringt wurde, im Eingang. Getreu seinem Wort hatte er die Bauvorhaben nicht vereitelt – stattdessen hatte er sogar ein ums andere Mal ausgeholfen, Fuhren mit Holz und Stroh ins Moor hochgekarrt, dazu nicht unerhebliche Mengen an Ale und Proviant, um die Arbeiter bei Laune zu halten. Dennoch hegte Meredith den Verdacht, dass er mit seinen Aktivitäten höchst eigennützige Motive verfolgte. Gideon war nicht zuletzt daran gelegen, ein wachsames Auge auf seine Schmuggelware und seinen Widersacher zu haben.
    Heute Abend schien er indes hergekommen zu sein, um seinem Vergnügen zu frönen. Mit einem draufgängerischen Grinsen auf dem Gesicht ließ er wie gewohnt seinen Charme spielen, unterdes genoss er das Bad in der Menge.
    »Mögen Sie Mr. Myles nicht?«, fragte sie Cora.
    »Ob ich ihn mag oder nicht

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