Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Hirn einen Streich, oder war da tatsächlich ein eigenartiger Unterton in ihrer Stimme? Als ob sie die Antwort auf ihre Frage bereits wüsste.
Ein stechender Schmerz auf seiner Kopfhaut verscheuchte den Gedanken spontan aus seinem Kopf.
»Nur noch einer, Mylord.« Coras Stimme klang leise konzentriert. »Bitte, halten Sie ganz still, wenn es irgendwie machbar ist.«
Rhys biss die Zähne zusammen, um sich gegen die neuerliche Schmerzattacke zu wappnen. Er hatte in seinem Leben genug durchlitten, sodass der Schmerz für ihn wie ein alter Bekannter war, den man an irgendeiner Straßenecke wiedertraf. Der Schmerz kam, er registrierte ihn mit einem Zucken seines Kopfes, dann trennten sich abermals ihre Wege. »Hab nichts gesehen außer Finsternis und mir zu allem Überfluss einen Schlag auf den Schädel eingehandelt. Mit einem dicken Stein.«
»Konntest du erkennen, wer es war?«
Er lachte leise auf. Ganz leise, denn das Lachen schmerzte höllisch. »Kann ein Mann den Wind sehen? Sollte ich mir den Nebel schnappen? Ein Windstoß muss einen Stein aus dem Mauerwerk gelöst haben. Diese alten Mauern verfallen mit jedem Sturm mehr.«
»Bist du dir sicher, dass da oben keiner war? Jemand, der es darauf abgesehen hatte, dass du zu Schaden kommst?«
»Und wer sollte das sein?«
»Das weiß ich nicht«, sagte sie rasch seinem Blick ausweichend. Um ihre Lippen zuckte es kaum merklich. »Ein Geist, vielleicht? Das Moorvolk hat seine unheilvollen Legenden, weißt du.«
»Ja, und Gideon Myles hat den brennenden Wunsch, mich tot zu sehen. Ich kann mir denken, was dir im Kopf umgeht.«
Meredith trat hinter ihn. »Sie haben eine geschickte Hand mit Nadel und Faden«, lobte sie Cora.
Mit einem Hauch von Stolz in der Stimme erwiderte das Mädchen: »Meine Mutter war Näherin.«
»Das Bluten hat aufgehört. Gott sei Dank. Cora, Sie können die Taverne jetzt schließen.«
»Ja, Mrs. Maddox.«
Nachdem Cora sich entfernt hatte, vernahm Rhys das schwappende Geräusch von Wasser. Dann fühlte er ein kühles, feuchtes Tuch, das behutsam auf seinen pochenden Hinterkopf gedrückt wurde. Meredith’ Finger zausten durch sein Schläfenhaar und erzeugten dabei Schauer süßer Wonnen, die den Schmerz wundersamerweise vertrieben.
»Warum trägst du dein Haar so kurz geschnitten?«, fragte sie. »Früher hast du es länger gehabt.«
»Vor meinem Eintritt in die Armee hab ich es kurz geschoren. Wegen der Läuse. Inzwischen hab ich mich an die Frisur gewöhnt.«
»Oh.« Ihre Finger verharrten. »Nun, das hat es Cora vorhin einfacher gemacht. Dein Hemd war dennoch nicht mehr zu retten. Es wanderte geradewegs ins Feuer.« Sie nahm das feuchte Tuch von der Wunde und ersetzte es durch ein frisches. »Wann ist das passiert? Gideon kam heute Abend kurz vor dir in die Taverne, und er war ungewöhnlich guter Stimmung. Genauer gesagt, bis du durch die Tür gestolpert bist. Anscheinend ist er danach wieder verschwunden.«
»Ich kann nicht einschätzen, wie lange ich ohne Bewusstsein war. Könnten Sekunden gewesen sein, aber auch Stunden. Indes bezweifle ich, dass Myles damit zu tun hat. Wenn er dafür verantwortlich wäre«, er hob eine Hand und tastete vorsichtig die frisch vernähte Wunde an seinem Hinterkopf ab, »hätte er sich gewiss mehr angestrengt und sein Werk vollendet. Davon bin ich überzeugt. Zumal ich niemanden wahrgenommen habe. Es war lediglich ein böser Zufall.«
»Ich dachte, du glaubst nicht an Zufälle.«
Bevor er widersprechen konnte, brannte es wie flüssiges Feuer auf seiner Kopfhaut.
Er stöhnte vor Schmerzen. »Was um Gottes willen war das?«
»Hiesiger Gin. Ich sagte doch bereits, dieses Teufelszeug heilt alle Wunden.«
»Jesus Christus. Du hättest mir zumindest vorher eine Warnung geben können.«
Sie blies gereizt die Backen auf. »Oh, ich warne dich, Rhys St. Maur. Wind, Nebel, Geister oder menschliche Gegner … es spielt keine Rolle, du solltest einfach nicht allein draußen im Moor nächtigen. Es ist nicht sicher dort oben.«
Rhys ließ sein Kinn auf die Stuhllehne sinken, da der Schmerz verebbte und der Raum allmählich schärfere Konturen annahm. Er mochte es, wenn sie ihn schalt, liebte die Besorgnis in ihrer Stimme. »Wahrlich, du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Dennoch erfreue ich mich des Umstands, dass du es tust.«
»Und ob ich mir Sorgen mache!« Sie wischte ihm Nacken und Schultern trocken, dann lief sie zur Waschschüssel, um ihre Hände zu säubern. »Genauso wie ich mir um Darryl,
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