Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
wurde, umso fröhlicher lachte sie. Cora hatte ähnlich erhitzte Wangen wie sie und japste glucksend nach Atem. Diejenigen, die nicht tanzten, klatschten und stampften den Takt. Meredith bekam es insgeheim mit der Angst zu tun, dass der Tumult das Dach zum Einsturz bringen könnte.
Doch dann erstarb Darryls Fiedeln plötzlich, und ein nächtlich kalter Windstoß ließ sie alle an Ort und Stelle erstarren.
Rhys stand in der Tavernentür. Meredith fragte sich im Stillen, ob ihm das Talent zum dramatischen Auftritt in die Wiege gelegt worden war. War es seine eindrucksvolle Statur oder die Autorität, die er verströmte? Sie bildete sich das gewiss nicht bloß ein. Jeder im Raum schien gebannt von seiner Aura.
Meredith’ Herz quoll vor Freude über. Der Zeitpunkt für sein Auftauchen hätte nicht günstiger gewählt sein können. Jetzt konnte Rhys mit ihnen feiern, den Dorfbewohnern näherkommen, vielleicht sogar ein paar Dinge mit Gideon bereinigen. Dank Cora erfreute sich der Schmuggler heute Abend erstaunlich guter Laune.
»Guten Abend, Mylord.« Derweil alle wie festgewurzelt verharrten, streckte Meredith eine Hand aus und winkte ihm einladend mit dem gekrümmten Zeigefinger. »Komm, tanz mit mir.«
»Ein anderes Mal vielleicht.«
Er kam mit einem eigentümlich verzerrten Ausdruck auf seinem Gesicht aus der Dunkelheit hereingewankt. Seine Haut war unnatürlich blass. Gleichsam als wäre er einer jener Wiedergänger aus Darryls Spukgeschichten.
Eine Hand auf seinen Hinterkopf gepresst, kam er schwankend zum Halten. Seine glasigen Augen schweiften von Meredith zu Cora und wieder zurück. »Ist eine von den Damen geschickt im Umgang mit Nadel und Faden?«
»Wieso das?«, forschte Meredith.
»Ich habe etwas, das genäht werden muss.« Er löste die Hand von seinem Hinterkopf und hielt ihr ein Stück zerrissenen Stoff hin, der mit Blut durchtränkt war.
Als sie das Blut gewahrte, kreischte Cora auf. Gideon schlang fürsorglich einen Arm um ihre Taille.
Rhys starrte einen Herzschlag lang auf den blutigen Lappen in seiner Hand und blinzelte.
Meredith stürzte zu ihm. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck zur Genüge. Es war das Los einer jeden Schankwirtin, gelegentlich zu beobachten, wie ein Gast ohnmächtig wurde.
Er würde gleich zu Boden gehen.
Noch bevor sie bei ihm war, brach er zusammen. Er verdrehte die Augen, dass lediglich das Weiß seiner Augäpfel zu sehen war, sackte in sich zusammen und prallte mit einem Schlag auf den Fliesen auf, der die Kerzenleuchter erzittern ließ.
13
A ls Rhys das zweite Mal an jenem Abend wieder zu sich kam, stellte er verwundert fest, dass er über einem Stuhl kauerte. Rücklings. Seine entblößte Brust hing über der Lehne, mit den gespreizten Schenkeln umklammerte er die Sitzfläche.
Nach einem weiteren Augenblick erkannte er in seiner Umgebung die Küche des Three Hounds wieder. Als er nach unten blickte, gewahrte er zwei von den namensgebenden Tieren, zusammengerollt zu seinen Füßen.
Er blinzelte, und es waren mit einem Mal vier.
»Ah…autsch.«
Die Hundeohren zuckten bei seinem leise gedämpften Schmerzenslaut. Alle acht.
Jemand bohrte ihm eine Nadel in die Kopfhaut. Seine Augen versicherten ihm, dass es nicht Meredith war, da sie soeben – und das gleich in doppelter Ausführung – Torfkohle aufs Feuer legte.
Die Glut der Flammen züngelte vor seinen Augen und wärmte seine ausgekühlten Glieder, doch der Rauch machte ihn würgen. Rhys schluckte schwer. Das Letzte, was er wollte, war, sich in Meredith’ Beisein zu erbrechen.
»Oh Rhys. Gott sei Dank, du bist wieder bei Bewusstsein«, rief sie, als er erneut gepeinigt stöhnte. Sie nahm einen Becher vom Tisch und schwenkte diesen unter seiner Nase. »Hiesiger Gin? Heilt alle Wunden.«
Bei dem Geruch verknotete sich sein Magen. Er lehnte mit einem ungemein behutsamen Kopfschütteln ab. »Nur ein Schluck Wasser, wenn’s geht.«
Sie reichte ihm einen verbeulten Zinnbecher, und es gelang ihm, ihn mit einer zittrigen Hand festzuhalten und an seine Lippen zu führen. »Tut mir leid, wenn ich das Tanzvergnügen gestört hab.«
Meredith zog sich einen Schemel heran und setzte sich neben ihn. »Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt. Was ist geschehen?«
»Dachte, ich hätte oben in den Ruinen ein Licht wahrgenommen. Ich lief hinauf, um mich zu vergewissern.«
»Allein? Unbewaffnet?«
Er nickte und trank einen weiteren Schluck.
»Und … was hast du entdeckt?«
Spielte ihm sein geschundenes
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