Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
zersplittern. Andere Teile seines Körpers verhärteten sich zu Eisen.
Sie schenkte ihm ein leises, verführerisches Lächeln. »Willst du dich nicht zu mir gesellen?«
Rhys’ Mund war mit einem Mal staubtrocken. Ungeachtet seines festen Vorsatzes zu warten, mit ihr zu tändeln, sie nach sämtlichen Regeln der Kunst zu umwerben, um sie letztendlich zu einer offiziellen Verlobung zu bewegen … Grundgütiger, sie waren gerade einmal fünf Minuten in dieser Suite, und er war derjenige mit dem Ja auf den Lippen. Ja, ja, ja. Er hättenichts anderes zu sagen gewusst.
»Sinnlos, dich mir zu verweigern«, raunte sie, ihre Stimme betörend, unterdes öffnete sie den obersten Knopf ihres Kostümjäckchens. »Wir wissen doch beide, dass du nachgeben wirst.« Sie schob ihren Finger unter den zweiten Knopf und zupfte spielerisch daran. »Ich bin eine Frau, Rhys. Im Schlafgemach ist mein Wille gewiss stärker als deiner.«
Er lachte kurz auf. Doch ihre Worte gaben ihm zu denken.
Er hätte unbedingt widersprechen müssen. Niemandes Wille war stärker als seiner. Deswegen hatte er auch so viele Kämpfe überlebt. Hatte er nicht elf Jahre in der Infanterie gedient, sich als einer der Ersten in die blutigen Gemetzel gestürzt, in der Hoffnung, einen stärkeren Gegner anzutreffen? Der Mann, de r ihn zu Boden brachte und schließlich allem ein Ende setzte.
Es war nie geschehen.
Bis jetzt. Es war kein Mann, der sein Leben mit Säbel oder Muskete bedrohte, sondern eine Frau. Eine Frau mit Kurven aus Seidentaft und einem Rückgrat aus purem Stahl. Gib nach, erklärte sie ihm. Mein Wille ist stärker als deiner.
In diesem Punkt, überlegte er, hatte sie recht. Sein Widerstand bröckelte rasch, auch wenn sein Glied granithart wurde. War es nicht exakt das, was er sich sein Lebtag lang ersehnt hatte? Süße, selige Kapitulation?
Und das auf einem solch verlockenden, samtweichen Schlachtfeld zu finden …
Die Stimme des Schicksals lag ihm leise raunend in den Ohren. Sie war schön, und sie war für ihn bestimmt. Ob es heute oder im nächsten Jahr geschah, das Schicksal wollte es so haben.
Er würde sie besitzen. Heute. Ja.
Ja, ja, ja. Und jetzt.
Mit einem tiefen, nachdrücklichen Seufzen lenkte er seine Schritte zu ihr.
Der verführerische Ausdruck auf ihrem Gesicht schlug unversehens in Erstaunen um. Ungeachtet ihrer Neckerei hatte sie wohl nicht damit gerechnet, dass er nachgeben würde.
Er verharrte unschlüssig. Er hatte nicht erwartet, dass sie überrascht war.
Zärtlichkeit wärmte ihren Blick. Mit einer fließenden, ausgreifenden Bewegung streckte sie eine Hand aus und winkte ihn zu sich. »Oh Rhys«, wisperte sie, ihre Worte waren so weich, dass sie einer Liebkosung gleichkamen. »Komm her.«
Ein scharfes Klopfen an der Tür ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten.
Das Schicksal trieb heute Abend ein grausames Spiel mit ihm.
»Das wird unser Nachtessen sein«, meinte er, und kaum hörbar, mehr zu sich selbst: »Ignorieren wir es einfach.«
»Unser Nachtessen? Und unser Bad?« Sie richtete sich in Sitzposition auf.
Unser Bad. Nun, die Vorstellung war ungleich erhebender.
Rhys drehte unschlüssig den fein gewirkten Stoff in seinen Händen. Was wäre fataler – wenn er die Tür öffnete, mit diesem zart gerüschten Fetzen vor seinem Schwanz? Oder wenn er die Diener hereinließ und dabei seine auffällige Erektion zur Schau stellte?
Meredith rettete ihn, indem sie selber an die Tür ging. Rhys wiederum betrachtete ausgiebig die Vorhänge, derweil eine Parade von Stubenmädchen mit randvollen Kübeln durch die Suite marschierte und den dampfend heißen Inhalt in die sich rasch füllende Wanne entleerte. Er tat so, als bewunderte er die Aussicht auf den Park, als ein Page einen kleinen Tisch in den Salon schob und eine Silberhaube nach der anderen entfernte, um ein Festmahl zu enthüllen.
»Danke, das genügt.« Meredith’ Stimme. Dann hörte er das leise Klicken der Tür.
Nach einem erleichterten Aufatmen schwenkte er zu ihr herum. Zerknirscht grinsend zeigte er ihr das schmählich missbrauchte und heillos zerknitterte Nachtkleid, ehe er es achtlos beiseitewarf. »Du wirst es ohnehin nicht benötigen.«
Ihr stockte der Atem. »Nein?«
»Nein.«
»Gut.« Sie atmete tief durch. »So, und wie gehen wir jetzt weiter vor? Sollen wir zuerst essen? Oder baden?« Er fing das Funkeln in ihrem Blick auf. »Oder keines von beiden?«
»Zuerst essen wir«, entschied er, während er zwei Stühle an den Tisch schob.
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