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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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neun Fassungen stückweise durchzuspielen, und ich sollte mein Urteil dazu abgeben, ob das Wort >Hintertreppe< in der vierten oder sechsten Fassung besser sei.
    Die Mama steckt den Kopf aus der Küche: »Na, fertig?«
    »Total fertig. Soll ich’s dir mal vorführen?« Ich schalte das Band ein, und sie hört fasziniert zu. Als ich zu Ende bin, strahlen ihre Augen: »Man hört genau, wie ich die Tasse hinschmeiße!«
    »Na, ich gehe mal mit den Hunden«, sage ich.

    Am späten Nachmittag kommen die Mädchen aus der Schule. Die Mama tritt von einem Bein aufs andere und ist so zerstreut, daß sie mir einen richtig starken Kaffee macht. Sie bringt ihn mir sogar hinunter an den Schreibtisch, wo ich über meinem Jugendartikel brüte. Während ich den Kaffee trinke, geht sie an die Terrassentür und hypnotisiert das andere Haus.
    »Na, geh schon ‘rüber«, sage ich schließlich.
    Sie strahlt: »Ja, nicht wahr? Ich muß doch sehen, ob sie sich was Anständiges zu essen machen oder ob das nur so huschhusch geht.«
    Nach einer Stunde kommt sie wieder und bricht mitten in meine literarischen Bemühungen ein: »Also — ich muß schon sagen, sehr nett!«
    »Hm.«
    »jede ein Kotelett, dazu Endiviensalat und Bratkartoffeln, und zu trinken haben sie sich Mohrrübensaft mit Sellerie gemacht, im Mixer. Was sagst du dazu?«
    »Tata.«
    Sie würgt einen Moment an dem Tata, beschließt aber offenbar, es zu ignorieren, um weitererzählen zu können: »Und dann haben wir zusammen das Wirtschaftsgeld durchgerechnet — ich kann dir nur sagen — erstaunlich geschickt! Ganz famos. Wenn sie so weitermachen, werden sie noch was übrigbehalten!«
    »Hm.«
    »Und weißt du, was sie von dem Geld kaufen wollen?«
    »Was denn?«
    »Eine elektrische Eisenbahn für den Vater! Er erzählt doch immer, daß er sie sich in seiner Jugend immer gewünscht und nie bekommen hat und daß er sie sich als erstes kauft, wenn er mal in der Lotterie gewinnt. Wie findest du das?«
    »Unheimlich.«
    »Wieso unheimlich?«
    »Soviel Edelmut ist unheimlich. Außerdem ist das Ganze unmöglich.«
    »Wieso unmöglich?«
    »Weil eine elektrische Eisenbahn mindestens hundertsiebzig Mark kostet, und so viel können sie bestimmt nicht sparen.«
    »Woher weißt du denn das?«
    »Wenn ich mich mal zufällig mit Teddy in der Stadt treffe, gehen wir immer zu Künzels in die Spielwarenhandlung und spielen ‘n bißchen damit.«
    Sie schweigt einen Moment und sieht mich ganz merkwürdig an. Ich halte das, was ich in ihrem Blick lese, für Rührung. Dann reißt sie sich zusammen: »Du mußt immer Hintergedanken haben! Sie wissen sicher gar nicht, daß so was so teuer ist. Auf jeden Fall ist es sehr nett gemeint!«
    »Natürlich, natürlich.« Jetzt tut es mir leid, daß ich ihre Illusionen zerstört habe. Sie geht zur Tür und feuert von dort ihre letzte Breitseite: »Du mußt nachher ‘rüber und dich um die Schularbeiten kümmern!«
    »Na, schön.«
    Nach einer Stunde gehe ich dann hinüber. Der Schnee schimmert schon blau in der Dämmerung. Cocki und Weffi drängeln sich hinter mir auf dem engen Trampelpfad. Drüben bleibt Cocki mit sehr aufmerksamen Augen unter dem Vogelhäuschen stehen und überlegt sich, ob er nicht mit einem kleinen Sprung —. Ich kriege ihn am Halsband und schleife ihn ins Haus.
    Drinnen wirklich ein Genrebild: in Teddys Arbeitszimmer brennt die Stehlampe, und in ihrem Schein sitzen die beiden vor ihren Heften. Ich bekomme von jeder einen Kuß. Dann setzen sie sich wieder über ihre Arbeit. Ich betrachte sie gerührt, den blonden und den braunen Kopf. Ihre angespannten, niedlichen Gesichter. Wenn das nun mein eigenes Fleisch und Blut wäre, zwei so entzückende junge Geschöpfe? Vielleicht... Ja, ich kann so einen Vater verstehen: daß er stolz auf sie ist, daß ihm das Herz aufgeht, so ganz heimlich, wenn er sie sieht, und daß er sich trotz gelegentlichen Ärgers und so vieler versagter Wünsche für sie schlachten ließe...
    »Na, Kinderchen«, frage ich, »kann ich euch was helfen?«
    »Nein, danke.« (Im Chor gesagt.)
    »Fein«, sage ich und lege mich auf die Couch. Sofort sind sie beide da, eine bringt mir Zigaretten, die andere Feuer, sie stecken mir sogar eine Zigarette an und rücken mir einen Aschbecher daneben. Dann setzen sie sich erneut an ihre Aufgaben.
    »Sagt mal, Kinderchen«, meine ich nach einer Weile, »wie habt ihr euch denn den Verlauf des Abends gedacht?«
    Die beiden wechseln einen Blick: »Wenn wir hier fertig sind, kommen noch

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