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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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hinunter, daß man es wie bei der Schwanenfütterung in ihrem Hals hinunterrutschen sieht: »In dem Alter noch nicht!«
    »Na«, sage ich, »du hast es später aber sehr nachgeholt.«
    Addi nimmt sie um die Schulter: »Ach, Mami, sei doch nicht so! Wie freuen uns doch so sehr auf die Reise, Teddy und ich!«
    Die Mama sieht sich in der Runde um: »Wie lange bleibt ihr denn weg?«
    »Drei bis vier Wochen.«
    »Hrn.. Und was habt ihr den Mädels als Wirtschaftsgeld dagelassen?«
    Addi sieht, daß sie freie Fahrt bekommt, und schaltet sofort um: »Ja, das wollte ich dich eigentlich fragen, Mami. Du wirtschaftest doch so großartig. Meinst du, daß zweihundert Mark genug sind?«
    Das Gesicht der Mama rötet sich. Sie ist glücklich, um Rat gefragt zu werden, und versucht vergeblich, es zu verbergen: »Tja — zweihundert Mark — ach, das müßte eigentlich reichen. Allerdings...«
    »Ich gebe dir noch hundert Mark«, sagt Addi, »als Reserve, für alle Fälle. Außerdem müssen die Mädels dir jeden Tag vorrechnen, was sie ausgegeben haben.
    Und wegen der Jungs brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Margot interessiert sich noch gar nicht für sie und verkohlt sie nur. Susanne ist, wie du weißt, immer in mehrere gleichzeitig verliebt, und das ist besser, als wenn’s nur einer wäre. Außerdem habt ihr beide natürlich nicht die geringste Verantwortung! Es ist unser Risiko. Abgesehen davon aber hast du, Mami, absolut das Kommando! Sie können ein bißchen tanzen, aber um neun Uhr abends ist Zapfenstreich. Du schmeißt sie alle ‘raus!«
    »Das mache ich«, sage ich.
    Die Mama sieht mich nur kurz an, und zu Addi: »Wie oft dürfen sie ins Kino?«
    »Zweimal in der Woche, das heißt, wenn sie sparsam sind. Sonst nur einmal.«
    »Wie ist das mit der Wäsche?«
    »Ich habe alles gewaschen, die großen Stücke sollen sie aus dem Haus geben, die kleinen Sachen, die sie unbedingt brauchen, waschen sie sich selbst.« Die Unterhaltung verwuzelt sich immer mehr ins Hausfrauliche. Teddy und ich stehen leise auf und schleichen uns in die Bibliothek. Dort sieht mich Teddy besorgt an: »Erst war sie ziemlich böse, was?«
    »Sie scheut vor allem Ungewohnten, wie’n alter Droschkengaul.«
    »Laß man. Die Mami ist in Ordnung.«

    Am nächsten Tag, gegen Mittag, fahren Addi und Teddy ab. Wir winken, bis der rote Wagen um die Ecke ist. Die Mädels können nicht winken, weil sie in der Schule sind. Als sie nachmittags heimkommen, laden wir sie zum Abendbrot ein. Sie sind sanft und nachdenklich, essen bescheiden und machen schon um dreiviertel neun drüben das Licht aus. Mami ist ganz enttäuscht, nichts monieren zu können. Mir ist etwas unheimlich. Die ganze Sache scheint mir stark überspielt. Susanne sah aus wie die fromme Helene von Wilhelm Busch. Na, mal sehen...

5

    Und wieder ein Morgen. Der sechste seit Frauchens Abfahrt, überlege ich, mich wohlig räkelnd.
    Nebenan schlägt die Mama mit Getöse die Läden auf, kommt dann ins Zimmer, gestiefelt und gespornt: »Halb neun, jetzt aber auf!«
    Ich gähne: »Wo willst du denn hin?«
    »‘rüber zu den Mädels. Stubenmädchen spielen. Bis du endlich soweit bist, habe ich diesen Zigeunerwagen da drüben dreimal aufgeräumt.« Und damit ist sie weg. Ich gähne erneut, lange nach dem Rasierapparat und stöpsele ihn ein. Cocki zieht die lila Schlafhaut vom Auge, sieht mich empört an, ist auf und hinunter. Er hat keine Bedenken, sich mit einer Tigerdogge zu prügeln, aber vor dem Summen des Rasierapparates rückt er aus. Offenbar glaubt er, es sei eine Hornisse. Sein Rückzugsweg führt genau über Weffi, der knurrt und wütend hinter ihm herschnappt. Nach dem Rasieren wasche ich mich, dann gehe ich nach oben, um zu frühstücken, und finde dort außer einem Brief von Frauchen sowie Cocki und Weffi, die sich schon rechts und links von meinem Stuhl postiert haben, zu meiner größten Überraschung die Mama. Sie sieht ganz verwirrt aus, während sie mir den Kaffee eingießt. Eine ganze Weile später sagt sie: »Stell dir vor! Sie hatten aufgeräumt!«
    »Tata«, mache ich, den Kurszettel studierend. Dabei ziept es wie immer in meiner Galle. Ich möchte bloß wissen, wie ich darauf gekommen bin, meine paar Ersparnisse in >Zwiebelsdorfer Kunstmühle< anzulegen. Es ist zweifellos das boshafteste und hinterlistigste aller Börsenpapiere. Wenn die Kurse steigen, macht es nur ein paar müde, symbolische Bewegungen. Geht die Börse aber in einem ihrer zahllosen hysterischen Anfälle nach

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