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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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deine Türen ruhig ‘n bißchen breiter machen lassen!«
    »Breiter machen lassen! Paß auf, du zerkratzt mir den ganzen Lack mit dem dämlichen Ding, du alberne Spinne. Hak es ab und schmeiß es in den Vorgarten.«
    »Da verschwindet’s im Schnee und verrostet!«
    »Hoffentlich.«
    »Es ist ein friderizianischer Degen!« erklärt er. »Von meinem Ur-Urgroßvater, der war General!«
    »Du bist schon so besoffen, daß du nicht mehr weißt, was du mir erzählt hast. Daß du ihn nämlich für elf Mark fünfzig beim Antiquar gekauft hast, voriges Jahr, als Wanddekoration. Und jetzt hak diesen Bratspieß los und wirf ihn in den Garten.«
    Er hakt den Degen ab, feuert ihn in den Vorgarten und steigt ein. Drinnen klappt er die Sonnenblende herunter, frisiert sich im Make-up-Spiegel und ist gleich wieder auf der Höhe: »Deine Couch brauche ich auch nicht! Gedenke diese Nacht im Hotel zu verbringen, falls sich irgendwo ein einigermaßen erträgliches Schmaltier auf dieses Dorfgehopse verirren sollte.«
    »Das natürlich sofort meinem Charme erliegt!«
    Ich biege um einen riesigen Schneehaufen herumschlitternd, in den Hof des >Königsbräus< ein. Der Parkplatz ist schon jetzt mit eingezuckerten Wagen halb gefüllt.
    Theo mustert die Autos mit einem kühlen Blick: »Ich überlege mir natürlich, ob es nicht praktischer wäre, wenn ich mir irgendeine motorisierte Strohwitwe nähme, die mich zu sich nach Hause fährt. Dann würde ich mir das Taxi und das Hotel sparen.« Er klettert aus dem Wagen: »Sollte ich irgend so was Kleines, Bescheidenes, Anschmiegsames für dich finden, stelle ich es kalt.«
    »Ich bin gerührt.«
    Ich fahre Boxi wieder zurück in die Garage, wische ihm den Schnee ab und gehe nach oben. Dort finde ich die Mädchen, denen Jimmy und Jerome Vorträge über die Wiedergabe des weiblichen Körpers in der modernen Bildhauerei halten. Susanne sitzt zwischen ihnen und mehreren meiner Schnapsflaschen auf der Couch und hat den Reißverschluß schon halb offen. Margot lehnt an der Wand, hat eine Zigarette im Mundwinkel hängen und bemüht sich, blasiert zu lächeln. Susanne sieht — finde ich — geradezu gefährlich dämlich aus. Und obendrein leider auch bildhübsch. Dann fällt mir auf, daß Margot etwas Rotes im Nabel hat. Ich gehe hin und sehe es mir an: »Was ist denn das?«
    Die braunen Augen werden ganz sanft aufgeschlagen: »Das hat Jimmy gemacht. Kaugummi, in rote Tinte getaucht. Ist das nicht genial?«
    »Hm. Und was, zum Teufel, habt ihr beiden überhaupt hier zu suchen?«
    Erstaunter und leicht gekränkter doppelter Augenaufschlag; in Braun und Blau: »Aber Colonel, wir haben doch auf dich gewartet!«
    Brandt hält meine kostbare und nunmehr leere Whiskyflasche gegen das Licht: »Du hast anscheinend schlechte Laune. Wir gehen ‘rüber und nehmen die jungen Damen mit.«
    »Ihr werdet ‘rübergehen, aber die Gören bleiben hier, bis ich mich umgezogen habe.«
    Brandt steht auf: »Na gut.« Er mustert mich milde: »Im übrigen kann ich deine Nervosität verstehen. Nicht jeder kommt gleich mit zwei erwachsenen Töchtern nieder. Wo hast du euren Tisch bestellt?«
    »Unseren...?«
    Die beiden Mädchen starren mich erschrocken an und sagen dann zweistimmig: »Ach, Colonel, haben wir — hast du denn überhaupt einen bestellt?«
    »Ich — äh — wie? Nein, ich dachte... Na, es wird ja wohl jetzt noch einen freien Tisch geben!«
    »Es wird keinen freien Tisch mehr geben«, sagt Brandt sanft, »nicht mal einen freien Stuhl, und du könntest mit deinen Küchlein ein Standesamt gründen, wenn wir nicht einen Tisch reserviert hätten, du Hanswurst.«
    »Dann muß ich euch wohl noch dankbar sein?«
    »Selbstverständlich!« Er macht eine imperiale Handbewegung. »Macht, daß ihr ‘rüberkommt. Alle!«
    Ich vergesse nur zu gern mein eben ausgesprochenes Verbot, atme auf, als sich die Tür hinter dem Schwarm geschlossen hat, und steige die Treppe hinauf. Oben sitzt die Mama in ihrem Zimmer und näht an etwas, das weiß und golden über ihren Schoß fließt. Ihre alten, von der Gicht verkrümmten Hände mit den dicken Adern bewegen sich mit der Präzision eines Uhrwerkes. Ich bleibe im Türrahmen stehen und sehe ihr zu. Dieses Gesicht — es ist wie eine vertraute Landschaft, in die man nach vielen Jahren heimkehrt. Die Bäume haben Moosbärte bekommen, einige von ihnen sind im Sturm zersplittert, die Scheune, in der man spielte, ist eingefallen... Und trotzdem: Es ist die Heimat, doppelt liebenswert, da sie nun

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