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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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überdenke die Situation. Wie aus dem Nichts sind dann plötzlich wieder die vier Kavaliere um mich, diesmal aber ein Clown, ein Charlie Chaplin, etwas Undefinierbares mit schwarzem Papierzylinder und beschmiertem Gesicht — vielleicht ein verunglückter Kaminkehrer — und ein Matrose.
    »Nanu«, sage ich, »schon in voller Kriegsbemalung?«
    Man ist etwas verlegen, erklärt sich aber sofort bereit, mir zu helfen. Drei schieben, einer schaufelt, und ich gebe ab und zu Gas. Nach einer weiteren halben Stunde stehe ich endlich auf der Straße.
    »Wollt ihr nicht ‘n bißchen ‘reinkommen, Jungs«, schlage ich vor, »ihr seid doch so heiß geworden!«
    Aber man will offensichtlich nicht und erkundigt sich statt dessen, wann die Mädchen weggingen.
    »Na, auf keinen Fall vor acht«, sage ich. »Aber geht mal schon ‘rüber und wartet, bis sie fertig sind.«
    Sie machen auf der Hinterhand kehrt und stampfen zum anderen Haus. Das heißt, drei stampfen. Der vierte, Fred, geht langsam, damit man sieht, daß es nichts Besonderes für ihn ist.
    »Essen fertig!« sagt die Mama über den Balkon. Es gibt außer den Sardinen drei Spiegeleier für mich. Dazu hole ich aus dem Keller eine Flasche Rotwein: »Dann brauche ich drüben nicht soviel zu trinken.«
    Wir teilen sie uns, und als sie leer ist, herrscht eine ausgesprochen gemütliche Stimmung.
    »Wie schön wäre es«, meine ich, »wenn ich jetzt zu Bett gehen und mir die Decke über die Ohren ziehen könnte.«
    Die Mama hat rote Bäckchen und glitzernde Augen: »Sei nicht so ein Mummelgreis!«
    In diesem Augenblick hupt es draußen. Das ist Brandt mit seiner Fuhre. Diese Fuhre — die gleich darauf, Schneeklumpen und Pfützen verbreitend, in das Haus bricht — besteht aus Brandt selbst (als Küfer mit Lederschürze), dem französischen Schüler, der als Jérôme vorgestellt wird (Existentialisten-Sauerkohl ums Kinn, schwarze Russenbluse), dem amerikanischen Schüler (Vorname Jimmy, knallroter Bürstenkopf, Cowboy-Kostüm mit zwei echten Colts) und der Schwedin Svea (etwas Semmelblondes, ziemlich flachbrüstig, mit breiten Backenknochen und Ponyschnitt). Sie hat die Wahnsinnsidee gehabt, sich als bayerisches Dirndl anzuziehen.
    Das Telefon klingelt, es ist Theo: »Ja, wo bleibst du denn?«
    »Wieso bleiben? Es ist doch gerade erst Viertel nach acht.«
    »Ich friere aber!«
    »Was machst du?«
    »Ich friere! Ich hab’ die Heizung schon um sieben ausgehen lassen, und ich habe doch unten ‘rum nur Trikot!«
    »Und ich habe deinetwegen eine Stunde Schnee geschaufelt, dämlicher Hund. Zieh zwei Paar Unterhosen drüber, bis ich komme. Warum hast du denn überhaupt die Heizung ausgehen lassen?«
    »Sie ist von allein ausgegangen«, erklärt Theo kläglich. »Luise besorgt sie nämlich immer. Und jetzt ist sie weggefahren! Ich werde überhaupt bei dir übernachten müssen, ich kann doch morgen früh nicht in das kalte Haus kommen!«
    »Ja, komm ruhig her«, sage ich. »Unser Haus ist ganz leer. Kein Mensch außer dir übernachtet hier. Nur Brandt, ein Franzose, ein Amerikaner, eine Schwedin und der Garagen-Müller mit zwei Geliebten. Du siehst, es geht tadellos. Ich lege euch schichtweise in die Garage, einmal längs, einmal quer. Und jetzt komm’ ich ‘rauf und hole dich. Kannst ja Kniebeugen machen, bis ich bei dir bin.«
    »Ja — Moment mal, du glaubst wirklich nicht, daß ich bei dir schlafen kann?«
    »Ich weiß sogar, daß du nicht kannst. Such dir gefälligst ein warmes Gretchen, Mephisto. Also, zieh dir Unterhosen an — und mach Kniebeugen!«
    Als ich bei Theo Vorfahre, steht er schon in der erleuchteten Haustür: Mephisto mit dem Mäntelchen aus starrer Seide, den Degen um die Hüfte gegürtet, Kragen hochgeschlagen, schwarze Kappe mit Pfauenfeder — und die Beine im Trikot! Mir bleibt die Spucke weg. Ich selbst habe gewiß keine dicken Beine, aber diese beiden Spinnen-Aggregate — du großer Gott! Ich kenne ihn doch nun schon so lange, aber ich bin noch nie mit ihm baden gegangen. Dieses Kostüm ist sicher Luises Geschoß!
    Er kommt auf den Wagen zugerannt: »Schnell, schnell, ich bibbere!«
    Er hat eine gewaltige Cognacfahne, ich merke es, als er sich hineinzwängt. Aber mit dem Zwängen klappt es nicht, wegen des Degens. Es ist ein ungeheurer Degen, mit großem Korb und Lederscheide. Einmal steht er quer, einmal steht er längs, und immer ist er im Wege.
    »Was machen wir mit dem verdammten Ding?« fragt Theo klappernden Gebisses. »Im übrigen könntest du dir

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