Zwei Toechter auf Pump
Wurzelsepp kam gerade vorbei, und er hat gesagt, heute früh wären siebenundzwanzig Grad gewesen! Jetzt sind’s noch zwanzig! Wenn wir nachher gehen, Colonel, mußt du dir das Gesicht mit Vaseline einschmieren.«
»Er will uns nicht mit Freds Wagen fahren lassen«, knautscht Susanne.
Margots Augen schießen schnell zwischen ihr und mir hin und her und kehren dann mit sichtlicher Verachtung zur Schwester zurück: »Warum hast du ihm das gesagt?« (Aha, ich sollte offenbar auf eine geschickte Art, und zwar von Klein-Margot, auf den Rücken gelegt werden!)
Sie reißt sich den Mantel herunter, wirft ihn über einen Stuhl und stemmt die Arme in die Hüften: »Es war großartig, drüben bei dir, Colonel! Stell dir vor, diese Nuß, diese Schwedin, hat ganz nackicht auf deiner Couch geschlafen!«
»Weiß ich«, entfährt es mir, »und was weiter?« Die beiden starren mich an. Ich fühle, wie ich erröte, und versuche, die Situation zu retten: »Ich war für einen Moment drüben, ehe ich mich um euch kümmerte.«
Susannes Augen werden wie Teller. Sie rafft wieder den Schlafrock über der Brust zusammen. In Margots Blick aber kommt ein Glitzern komplicenhaften Verständnisses. Sie sieht auf die Schwester hinunter: »Warum soll der Colonel nicht zwischendurch mal nach Hause gehen? Das konnte er doch nicht ahnen! Außerdem brauchst du gar nicht deinen Kittel zu raffen, er hat bestimmt schon viel schönere Frauen gesehen als dieses schwedische Plättbrett und dich.«
Susanne errötet unter diesem Tadel, läßt den Schlafrock wieder klaffen und wendet sich aufsässig gegen die Schwester: »Du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen! Natürlich kann der Colonel nichts dafür, wenn die so daliegt.« Pause. Und dann mit Emphase: »Außerdem ist ja seine Frau verreist.«
Sie blickt voller Stolz über diesen Geistesblitz um sich. Worauf Margot vor Lachen fast erstickt, auf einen Stuhl fällt und nach Luft schnappt. Ich klopfe ihr aufs Knie: »Wenn du dich beruhigt hast, kannst du mir freundlicherweise weitererzählen, was sich drüben sonst noch tut.«
Sie wischt sich mit dem Handrücken die Nase und mit dem Taschentuch die Augen: »Drüben — ja, also, das war ganz groß! Als ich ‘reinkam, steht die Omi in der Diele, mit Eimer, Putzlumpen und der alten Schürze, die du immer zerschneiden willst. >Die Herrschaften da drinnen haben geruht, sich zu erheben<, sagt sie, >und ich warte hier im Vorzimmer, bis man mir gestattet, den Dreck der Herrschaften wegzuputzen.< Kannst du dir das vorstellen, Colonel?«
Ich könne es mir genau vorstellen, erkläre ich grimmig. »Nur finde ich es keineswegs ganz groß.«
»Na, das doch nicht, sondern das, was jetzt kommt. »Das wollen wir doch mal sehen<, sage ich und marschiere in die Zimmer. In Tante Anettes Zimmer hatten sich der dicke Brandt und der Jérôme gerade die Hosen angezogen. In der Bibliothek machte der Jimmy — (zu Susanne:) dein roter Südseeruderer! — Kniebeugen, und dieses Schwedenmädchen stand in deinem Zimmer, Colonel, fix und fertig angezogen und sah ihm zu. Ich sagte: »Guten Morgen!< Der Jimmy riß die Augen auf, grinste, schüttelte mir die Hand und erklärte, ich käme ihm bekannt vor. Das Plättbrett tat, als wäre ich eine Fliege, und sagte: »Come on, Jimmy, let’s go!< Worauf ich sie in meinem besten Englisch fragte, ob sie vielleicht die Absicht habe, die ganze Unordnung, die sie in deinem Zimmer angerichtet habe, so zu hinterlassen. Und ob sie etwa glaube, daß eine zweiundachtzigjährige alte Dame, die ihr freundlicherweise für diese Nacht Unterschlupf gegeben habe, ihren Dreck wegputzen werde. Du hättest sehen sollen, wie ihr die Spucke wegblieb! Sie murmelte nur — diesmal konnte sie plötzlich Deutsch —, daß mich das doch wohl nichts anginge. >Nein<, sagte ich, »mich geht’s bestimmt nichts an, aber Sie geht es was an!« Worauf der Jimmy erklärte, er sei zwar ganz froh, daß er mir keinen Heiratsantrag gemacht hätte, aber immerhin hätte ich recht, und die Schwedin — das Plättbrett heißt übrigens Svea, wie sich bei dieser Gelegenheit herausstellte —, die sollte also nicht so komisch sein, und er würde ihr helfen. Ich also wieder ‘raus, der Omi Eimer, Besen und Lappen weggerissen, ihr die Schürze abgebunden und sie ‘naufgeschickt. Ich dann mit dem ganzen Handwerkszeug ‘rein, es den beiden hingestellt, ‘rauf, den Staubsauger dazugeholt, ‘rein in Tante Anettes Zimmer und die beiden Herren dort organisiert. Die machten auch
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